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ePetition des Monats: Open Access

Noch bis zum 22.12.2009 kann man die Petition "Wissenschaft und Forschung - Kostenloser Erwerb wissenschaftlicher Publikationen" mitzeichnen. Ich wollte darüber schon früher mal schreiben, aber wie das so ist... (via u.a. netzpolitik (mit Erinnerung), taz, heise, ...)

Grundgedanke hinter Open Access ist: Wissenschaft und Forschung ist zum Großteil staatlich, d.h. vom Steuerzahler alimentiert. Zumindest jene an (staatlichen) Hochschulen und (teil)staatlichen Forschungseinrichtungen. Viele Forschungsergebnisse werden jedoch in kostenpflichtigen Zeitschriften publiziert und die Öffentlichkeit (i.d.R. wiederum die öffentlich finanzierte Forschung) darf nun ein zweites mal dafür bezahlen. Das ist nicht nur für den Staat recht teuer sondern auch für die Forschungseinrichtung bzw. deren Wissenschaftler. Das Geld muss nämlich von den knappen Budgets abgezweigt werden.

Nun könnte man meinen, da müssten doch die Herrschaften Wissenschaftler ein Eigeninteresse haben und ihre Ergebnisse einfach offen legen. Allerdings sind sie (und ihre "Chefs") auch gewissen Zwängen oder sagen wir besser Anreizen unterlegen: Der Lohn eines Wissenschaftlers sind i.d.R. nicht die Tantiemen (in einigen Fächern/Journals kann man froh sein, wenn man für eine Veröffentlichung nicht auch noch zahlen muss) sondern die Reputation. Und da bringt eine Veröffentlichung im American Economic Review etwas mehr Renommee* als in der Intellektuellen Bild. Danach schaut nun nicht nur der Wissenschaftler, sondern auch die Hochschule, denn beide werden gerankt und stehen im wissenschaftlichen Wettbewerb.

Ist nun aber Open Access Enteignung der Urheber, wie etwa der Heidelberger Appell weiß machen will? Aus mehrerer Sicht ist es dies nicht. Zum einen ist es gang und gebe, dass die Angestellten der öffentlichen Institutionen in ihren Dienstverträgen stehen haben, dass sie ihre geistigen Ergüsse abtreten. Zum anderen ist es auch usus, dass das exklusive Copyright "nur" ein Jahr gilt. Danach darf man den Artikel (unter Verweis auf den Ursprung) auch anderweitig veröffentlichen, also auch im Internet. Ein staatlicher Zwang zum Open Accesss würde demnach gar kein so großer Einschnitt bedeuten, sondern "nur" die Verlage und Wissenschaftler zwingen die Möglichkeiten konsequent einzuräumen und zu nutzen.

PS: Im Open Access Journal "Economic Analysis and Policy" gab es übrigens dieses Jahr eine Themnspecial "Economics of Open Access".

*Die Reputation hat dabei mehrere Aspekte: Sie ist Ausdruck (keine Garantie) eines guten Review-Prozesses. Dadurch sind die Artikel (hoffentlich) hochwertiger und diese werden wiederum häufiger zitiert, wodurch das Renommee der Zeitschrift (und der Wissenschaftler) steigt. Hier spiegeln sich also auch gegenseitige "Abhängigkeiten" wieder.

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