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In Höhenluft geschätzt

Durch die geplante Luftverkehrssteuer der Bundesregierung wird der Flugverkehr in Deutschland kollabieren. Zumindest glaubt dies die Intellektuellen Blöd, welche eine TNS Emnid Studie von Fluege.de wiederplappert. Demnach wollen 20% der Deutschen ihr Flugverhalten ändern und auf Flüge verzichten oder grenznahe ausländische Flughäfen ausweichen. Dass es Reaktionen auf die geplante Flugticketabgabe geben wird, ist nicht auszuschließen, sogar wahrscheinlich, die hochgerechneten Auswirkungen sind aber zumindest hinterfragenswert.

Leider ist die Umfrage nicht frei zugänglich, sondern nur die bearbeitete Zusammenfassung. So wäre z.B. die Frage interessant, auf die über 20% geantwortet haben, dass sie auf Flüge verzichten oder auf ausländische Flughäfen ausweichen.1 Bei 8 Euro für europäische Flüge halte ich eine längere und teurere Fahrt ins Ausland für fraglich. Wegen 8 Euro? Bei einem monatlichem Netto von 2.500 Euro? (Auch bei Langstrecken, z.B. in die USA, dürften die 45 Euro den Flug allenfalls marginal erhöhen.)

Andererseits frage ich mich auch, wie jemand bei einem Netto von nicht einmal 1.000 Euro auf fünf oder mehr Flugreisen pro Jahr kommt, auf die er dann verzichten will. Immerhin 8% dieser Einkommensgruppe müssen dieser Umfrage zu Folge mindestens 3 Flüge pro Jahr absolvieren, da sie auf diese Anzahl verzichten wollen.2 Wenn es denen so schlecht geht, dass sie wegen 8 Euro auf ihre fünf Flüge im Jahr verzichten müssen, frage ich mich eigentlich, wie man sich überhaupt diese fünf Flüge leisten konnte.

Fraglich ist weiterhin, ob bei den Hochrechnungen nur private oder auch gewerbliche bzw. dienstliche Flugreisen einberechnet wurden. Bei letzteren wird es an 8 Euro in der Regel auch nicht scheitern, dann schon eher an den höheren Kosten durch die verminderte Hotelumsatzsteuer (durch die geringere Absetzbarkeit). Auch den Flugreisenden dürfte der Geldbeutel des Arbeitgebers i.d.R. nicht so nah gehen, dass man deswegen bspw. auf ausländische Flughäfen ausweichen würde...

Gerne wird bei dieser Gelegenheit auch auf das Beispiel Niederlande verwiesen, bei denen die Abgabe ein Schuss in den Ofen war und mittlerweile wieder abgeschafft wurde. Zum einen wird aber nicht angegeben (und ist mir auch nicht bekannt), wie hoch die Abgabe in den Niederlanden war, zum anderen ist die geographische Lage und Größe der Niederlande mit Deutschland nicht vergleichbar.

Angesichts der geringen Höhe der Luftverkehrsabgabe, welche (auch für Langstrecken) die Reise nur unbedeutend verteuert (und auch wegen des unbekannten Designs der Studie), sind schon die Angaben der Umfrage anzuzweifeln, die Hochrechnungen erst Recht. Zumal man die Preiserhöhungen auch in Gesamtrelation, d.h. mit Übernachtung und Verpflegung sehen muss. Man stelle sich einmal den Preis von Pauschalreisen vor, der dann allenfalls im unteren einstelligen Prozentbereich steigen würde. Auch wenn die Abgabe bei Langstreckenflügen auf 45 Euro steigen soll. (Wobei ich mich auch gerade Frage, ob diese auch in die Hochrechnung eingeflossen sind).

Update (12.09.2014): Links zu fluege.de und unister entfernt. Inhalte nicht mehr verfügbar.

1 Hier könnte ein ähnlicher Effekt auftreten, wie bei den 18% die sich vorstellen könnten eine Sarrazin-Partei zu wählen. Vor allem, wenn die Frage ohne genaue Summen gestellt wurde (was bei drei unterschiedlichen Abgabesätzen sehr wahrscheinlich ist), ist es sehr wahrscheinlich, dass viele angeben auf Flüge zu verzichten. Wenn dann auch noch nur der Maximalbetrag von 45 Euro genannt wurde erst recht. "45 Euro mehr für einen Inlandsflug? Nee, mach ich nich!"

2 Hier könnten natürlich die Flüge einer Familie gemeint sein. Dann wären aber wiederum die Hochrechnungen unseriös, da es hier zu Doppelzählungen kommen würde.

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