Es ist ziemlich genau 10 Jahre her, als ein Gastspiel des 1. FC Wundervoll gegen die Rot-Weißen aus Essen anstand. Spiele gegen den RWE haben immer einen besonderen Reiz. Ich kann mich noch an ein Spiel gegen St. Pauli erinnern (das war allerdings nach dem Gastspiel der Unioner), als wir auf dem Weg nach Hause unterhalb eines Hanges lang sollten. Oberhalb des Hanges wartete der Mob Essener "Fans", wir dann lieber ab, bis die Polizei die Lage wieder beruhigt hatte.
Am 17. Spieltag der Regionalligasaison 2000/01 ging es da zunächst etwas gesitterter zu. Die Unioner Fans durften den Gästeblock erst einmal nicht verlassen, die Tore blieben versperrt. Was natürlich zu entsprechenden Äußerungen, wie "die Mauer muss weg", "Wir wollen hier raus", "Reisefreiheit", auf Seiten der Unioner führte. Nach einer Karenzzeit wurden wir dann geschlossen zu Bussen geführt, die uns zum Essener Hauptbahnhof führten.
Da fing für mich fast das Dilemma an. Zunächst kamen die Essener Idioten mit den Linienbussen am Hauptbahnhof an, um sich die Unioner vorzunehmen. Die Polizei trennte die Fangruppen rigoros ab, was für mich zum Problem wurde. "Meine" Bushaltestelle lag in Feindesland. "Hier können Sie nicht vorbei, der Zug nach Berlin steht schon bereit, gehen Sie bitte zum Zug." So einer der Herren in Grün.
Ich versuchte ihm nun zu erklären, dass ich immer gerne nach Berlin fahre, aber nächste Woche keinen Urlaub habe und mein Reisekoffer stünde auch noch in Essen. Um es deutlicher zu machen, ich wohne in Essen. Das konnte der sich nun gar nicht vorstellen und verlangte einen Beweis, was mich wiederum in die Bredouille brachte, denn ich hatte damals noch keinen Essener Perso, sondern noch den Tuttlinger.
Nun kam mein Gegenüber schon an seine intellektuellen Grenzen. Ich sei doch aber gar kein Essener. Dass Tuttlingen nicht bei Berlin liegt, war ihm nur äußerst schwer zu vermitteln, reichte aber keineswegs aus, um mich in die Freiheit zu entlassen. Mein letzter Versuch, meine Essener Verbundenheit mit meinem Studentenausweis zu belegen, überforderte ihn nun vollkommen. Man hörte es richtig rattern: Tuttlinger Schwabe (mit Berliner Dialekt), der Union Berlin Fan ist und in Essen studiert... HILFE!
Ich habe ihn dann doch noch irgendwie überredet, dass ich in Essen bleiben darf. Ich glaube, der Essener Studentenausweis hat ihn irgendwie überzeugt. "Auf eigene Gefahr" durfte ich dann passieren. Ich bin ihm bis heute dafür dankbar.
Heute steht nun wieder ein (Pokal-)Spiel bei RWE an. Ich bin gespannt. Einen Essener Pass habe ich ja mittlerweile...