Heute geht es demokratisch zu. Zunächst zum Parlament und dann demokratisch abgestimmt zur Carlsberg Brauerei. Das Parlament (Folketing) ist im Cristiansborg Slot untergebracht. Obwohl das Christiansborg Slot einen präsentablen Eindruck macht, schließen wir es aus unserer Liste der Domizile aus. Das Schloss ist bereits zweimal bis auf die Grundmauern niedergebrannt, beim zweiten Mal war es das gleiche Dilemma wie beim ersten Brand; das Risiko ist uns einfach zu hoch.
Im Christiansborg Slot kann man neben dem Parlament die Ruinen, die Stallungen und den königlichen Repräsentationssaal bestaunen. Wir entscheiden uns vom historischen Teil nur für die Ruinen. Hier sind in einer großen Fläche unter den Bauten des Schlosses die alten Gemäuer restauriert worden. Diese werden dabei auch historisch eingeordnet und der Besucher somit chronologisch bis in die Neuzeit "nach oben" geführt.
Danach suchten wir das Parlament, dessen Eingang seitlich vom Christiansborg Slot zu finden ist. Und wir haben sogar Glück und passen eine Guided Tour in Englisch gerade so ab. Herzstück der Tour ist natürlich der Parlamentssaal, der recht antik herüberkommt. Eine Besonderheit ist, dass auch die Regierung – vom Parlamentspräsidenten aus links – in dem Abgeordnetenrund Platz nimmt. Außerdem sind alle Abstimmungen transparent, d.h. Fraktionsabstimmungen oder per Handzeichen gibt es nicht, es wird immer namentlich mittels eines Buttons am Sitzpult abgestimmt.
Im Parlamentsgebäude werden des weiteren alle ehemaligen MinisterpräsidentInnen porträtiert. Die Porträtierten dürfen sich dabei den Künstler selbst aussuchen, weshalb die Gemälde sehr unterschiedlich ausfallen. "Highlight" ist sicherlich das Portrait des mittlerweile NATO-Generalsekretärs Rasmussen. Er hat sich von einer Künstlerin aus Christiania porträtieren lassen Wir sind uns nicht sicher, ob das Gemälde als Ansatz einer Satire anzusehen ist, zumal der Einsatz im Irakkrieg auch in Dänemark sehr umstritten war. Mich erinnert das ganze auch sehr an sozialistische Kunst à la Kim Il Sung & Co. Aber seht selbst:
Danach ging es raus in die Carlsberg-Bryggerier. Wir nehmen für das Stück die S-Bahn, aber nicht wie in unserem Reiseführer empfohlen bis Valby, sondern nur bis Enghave. Die Brauerei ist dann zwar gleich um die Ecke, allerdings müssen wir das komplette Gelände durchqueren.
Im Gegensatz zu meinem erstem Besuch in der Carlsberg Brauerei vor 16 Jahren hat sich einiges verändert: Es gibt keine Guided Tours durch das Gelände mehr, die Ausstellung ist sehr modern geworden und der Brauerei-Charme will zumindest bei mir nicht überspringen und mittlerweile kostet der Spaß Eintritt. Obwohl letzteres (70 DKK = 9 Euro) in zwei "Naturalien" wieder amortisiert werden kann.
Leider nicht mehr im offiziellen Programm ist das Gelände der Brauerei. Dieses kann man zwar auf eigene Initiative erkunden, jedoch ist man hier sehr auf sich alleine gestellt. So entgehen sicherlich (mittlerweile) vielen die monumentalen Elefanten als Eingangstore zur Brauerei. Nicht verwundern sollten einem dabei die "Hakenkreuze" an den Elefanten. Ich finde diese einen guten Beleg dafür, wie die Nazis völlig harmlose Symbole und Runen missbrauchten und bis in die heutige Zeit eigentlich unverwendbar machen, obwohl sie in ihrer Bedeutung überhaupt nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun haben.