Trampelpfadabhängigkeit

Das Spiel von Angebot und Nachfrage sollte eigentlich immer zu einem "schönen" Gleichgewicht führen. Dennoch ist beobachtbar, dass sich auch ineffiziente Technologien am Markt durchsetzen und (vermeintlich) besseren Alternativen standhalten. Man spricht hier auch von Pfadabhängigkeiten, bei der ein einmal eingeschlagener (technologischer) Pfad aufgrund von positiven Feedback-Effekten nicht mehr verlassen wird. Rückkopplungseffekte sorgen dann dafür, dass dieser Pfad auch nicht mehr zu einer vermeintlich besseren Technologie verlassen wird.

Ein berühmtes Beispiel ist sicherlich die QWERTY-Tastatur, die eingeführt wurde, damit sich bei der Schreibmaschine u.a. die Typenhebel nicht verhaken. Mittlerweile, dank Computertechnologie, könnte man auf die QWERTY-Tastatur gut und gerne verzichten. Alternativen gäbe es genügend, warum nutzt man sie nicht? Man ist auf dem QWERTY-Pfad festgefahren: Der Lernaufwand eines Tastaturwechsels ist einfach zu hoch, zumal man für fremde Rechner auch die QWERTY-Tastatur immer noch beherrschen müsste.

Ein viel älteres Beispiel wurde im Rahmen der Jahr-2000-Problematik (auch eine Pfadabhängigkeit) um die Jahrtausendwende im Internet veröffentlicht. Kurz zusammengefasst erläutert die Geschichte, warum die Spurbreite unserer Eisenbahn genau 1435 mm (4 Fuss 8.5 Zoll) ist. Und wenn man sich fragt, welcher Arsch auf solch eine krumme Zahl kommt, der wird feststellen, es war der Pferdearsch im römischen Reich. Und diese über 2000-jährige Pfadabhängigkeit hat auch Auswirkungen auf ganz neue und von der Eisenbahn eigentlich unabhängige Technologien: die Größe der Treibstofftanks des Space-Shuttles.

Die ganze Geschichte - auch wenn sie schon gut 10 Jahre alt ist, ist sie immer noch lesenswert - kann man im Archiv von R. Brunner nachlesen, der das englische Original von Kreskin übersetzte.

[Ich verdanke die Kenntnis dieser Geschichte dem Kurs "Preisbildung auf unvollkommenen Märkten und allgemeines Gleichgewicht" der FernUni in Hagen und den Hinweis auf den (deutschen) Urheber einem aufmerksamen Studenten ebenjenen Kurses.]