Seit einiger Zeit ist es ruhig geworden in der Entwicklung unseres bevorzugten Betriebssystems. Nicht so ruhig ging es hinter den Kulissen zu. Seit ein paar Tagen ist Sidux tot und lebt doch weiter als aptosid (an den Namen muss ich mich erst noch gewöhnen - kann ich es überhaupt jemals?). Zum Glück bleibt uns ein aufwendiges Upgrade erspart. Schade finde ich es trotzdem, wie die Sache abgelaufen ist und mich nun zum zweiten Mal zwingt meine lieb gewordene Distribution zu wechseln.
Angefangen hat alles mit Kanotix. Nicht dass das unser erstes Linux war. Es war aber das erste, was sich unserer Meinung recht geschmeidig installieren und vorher auch gut ohne Installation testen ließ. Kanotix entstand aus der Idee ein Knoppix einfach installierbar und aktuell zu halten. Das war 2004. Nach über zwei Jahren trennten sich dann erstmals die Wege. Kanotix wurde auf ein stabiles Debian-Release umgestellt. Ein Teil der Mitentwickler und Community ging diesen Weg nicht mit.
Ende 2006 war Sidux geboren, als direkter Nachfolger des ursprünglichen auf Debian/sid basierenden Kanotix'. Für die Umstellung wurden damals auch Scripte zur Verfügung gestellt. Zu Zeiten von Kanotix war ich selber noch sehr aktiv im Forum. Das war in den Endzügen meines Studiums, da hatte man noch Zeit. Da an Sidux eigentlich immer alles recht problemlos lief, musste ich auch nicht allzu häufig im Forum nach Lösungen suchen. Und so bekam ich auch nichts von den Querelen hinter den Kulissen mit.
Diese Querelen gab es eigentlich schon seit Beginn des Projekts. Grundsätzlich ging es immer darum, wie man mit rechtlich nicht unproblematischer Software von Drittanbietern umgeht, z.B. Programme oder Codecs mit denen man theoretisch und praktisch den Kopierschutz von DVDs umgehen kann. Die einen wollten sich (nicht zu unrecht) vor sog. Richtern bspw. aus der Hansestadt Hamburg schützen, die anderen schimpften "Zensur" (beispielhaft siehe hier). In letzter Zeit muss das dann richtig eskaliert sein. Hinzu kam, dass die Markenrechte beim Sidux e.V. liegen, der auch kein klares Statement abgeben wollte oder konnte und selbst zerstritten war.
Nun ist es also wieder zu einem Fork gekommen. Aber eigentlich ist nur ein Namenswechsel passiert. Alle Entwickler sind zu aptosid gewechselt. Die Upgrade-Sources werden fast automatisch umgestellt. Schade finde ich es trotzdem, wie es gelaufen ist. Das sind ja auch insgesamt nicht gerade vertrauensbildende Maßnahmen. Und das Gezicke im Forum ist Kindergarten. Ich hoffe, alle sind in den letzten Wochen und Monaten in sich gegangen und versuchen einen wirklichen Neuanfang. Ich wünsche allen Entwicklern und der Community noch viele Jahre mit IHRER Linux-Distribution, viel Erfolg und das ganze in ruhigeren Gewässern. Ich bleibe Sidux/aptosid trotz des neuen Namens treu.
PS: Die deutsche Community hat eine eigene Seite bekommen.