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Balkenwettbewerb der gefühlten Steuersätze [Update #3]

"Mit viel Kreativität erfinden Bund und vor allem Länder immer neue Steuern, um die Haushaltslücken zu schließen und mit den zusätzlichen Einnahmen Schulden abzubauen." So konnte man heute im "ÖkonomenBlog" der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft lesen. Natürlich geht nichts ohne Grafiken und so wurde ein mit viel Kreativität versehenes Balkendiagramm entworfen:

Die Grenzsteuersätze können diesem Diagramm allerdings nicht zugrunde liegen. Wahrscheinlich hat der Autor dies mit seinen gefühlten Steuersätzen verwechselt, die ja, dass weiß man, auch stärker steigen, als die tatsächlichen Steuersätze. Und so fühlen sich dann 19,6% auch mehr als doppelt so hoch an wie 10,9%. 14% sind gefühlt wie 22%. Zu beachten ist auch die gefühlte Empörung bei überschreiten der 20%-Marke, denn eine 1%-Punkt-Erhöhung ist da gefühlt wesentlich schlimmer als beispielsweise bei 21,7%.

Aber ich helfe gerne aus, korrekt müsste das Balkendiagramm so aussehen:

Aber der Autor befindet sich mit seiner Interpretation von Balkendiagrammen in bester Gesellschaft. Oder doch in schlechter? Zum Glück hat er sich aber nicht an Tortendiagrammen versucht.

Update, 09.04.2011: Das scheint beim INSM Methode zu haben. Auch in einem weiteren Beitrag - diesmal zum Thema Subventionen - werden die Balken pi mal Schwanzlänge präsentiert. Wie unterschiedlich so 20 cm sein können sieht man hier. Mal sind etwa 30% mehr (140 auf 180) stolze 100%, dann sind nicht einmal 100% Steigerung (290 auf 540 = rund 90%) wesentlich größer (etwa 125%) bzw. die tatsächliche 100% Steigerung (290 auf 590) in der Grafik ungefähr 150%. Für jemanden der sich über Zahlen und Zahlungen aufregt, der hier und da rumrechnet sollten wenigstens die Grafiken stimmen. Man könnte natürlich auch von den populistisch-demagogischen Graphiken auf dn Inhalt einschließlich den Autoren schließen... 

Update, 19.04.2011: Diesmal etwas defiziler, die Balken beginnen nicht bei Null, hierdurch wirken kleine Veränderungen größer bzw. die größten Werte wirken optisch dramatischer, die kleineren Werte werden marginalisiert. Eine beliebte Methode mit Statistiken zu manipulieren.

Update, 22.04.2011: Und wieder etwas neues: Diesmal variiert die Skalierung. Besonders perfide: In der oberen Grafik wirkt die kleineren prozentualen Zahlen viel mächtiger als die größeren prozentualen Belastungen in der unteren Grafik. Das mag in absoluten Zahlen twar stimmen, relativ gesehen jedoch nicht. Auch hier sind lumpige 0,07% höhere Belastung für die Reichen der Reichen (gefühlt) eine viel stärkere Belastung als 0,46% für die Hartz IV-Empfänger. Das muss wohl die NEUE soziale Marktwirtschaft sein, für die der Ökonomenblog wirbt.

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