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Fritten & Frikandel: Waterloo in Lüttich

Letzter Urlaubstag und wir verabschieden uns aus Brüssel in Richtung Heimat. Allerdings nicht ohne einen kurzen Abstecher nach Waterloo zu machen, das liegt ja quasi um die Ecke. Hier fand die berühmte Schlacht statt, in der Napoleon 1815 gegen die Briten und Preußen sein Waterloo erlebte.

Den ganzen Quatsch mit Battlefield Tour, ein Paar Filmchen und Wachsfigurenkabinett wollten wir dabei gar nicht mitmachen. Nur mal kurz auf den Hügel rauf und einen kleinen Blick über die (Schlacht-)Felder werfen. Zumal das Wetter heute wieder nichts zu wünschen übrig ließ.

Das ganze Arrangement in Waterloo ist mal wieder bestens durchorganisiert. Nirgends kommt man hin, ohne einen Obolus zu zahlen. Auch der Blick auf den Löwenhügel ist nahezu perfekt zugebaut, aber ich wollte ja eh auch rauf. Also 6 Euro auf den Tisch gelegt, um die 226 Stufen hinauf zu latschen. Zum Glück ist der Sockel des Löwen etwas abgestuft, damit man sich zum Verschnaufen setzen konnte.

Der Blick von oben ist natürlich schön. Zu sehen gibt es aber außer Feldern nichts. Das war allerdings auch nicht anders zu erwarten. Danach ging es noch ins "Panorama" (das war im Preis mit drin). Das kann man sich jedoch getrost sparen. Ein 360° Gemälde des Schlachtfelds vom Anfang des 20. Jh. mit "beeindruckender" Audiountermalung in Form von Kanonenschlägen und Schlachtgetöse. Extra nach Waterloo fahren lohnt sich also nicht, wenn es allerdings auf dem Weg liegt - und das Wetter mitspielt - kann man das ruhig mitnehmen.

Weiter ging es nach Lüttich, unserer letzten Station. Um es vorweg zu nehmen: Dort erlebten wir unser zweites Waterloo. Ich habe noch nie eine solch hässliche und langweilige Stadt gesehen (O.K., ich war auch noch nie in Eisenhüttenstadt.) Außerhalb der Fußgängerzone braucht man sich eigentlich gar nicht aufhalten, es sei denn man möchte Bauruinen und leere Geschäfte studieren. Die Fußgängerzone dient eigentlich nur dem Shopping und um ein Bierchen zwischendurch zu zischen.

Lüttich ist deprimierend. Der wirtschaftliche Niedergang zeigt sich hier an allen Ecken und Enden. Die Wohnblocks am Rande des Zentrums - in den 1960er bis 80er hochgezogen - verfallen. Wohn- und Bürohäuser näher am Zentrum sind leergezogen und rotten so vor sich hin. Lüttich sehen und sterben.

Um nicht vollends den Depressionen zu verfallen, haben wir den erstbesten Biergarten in Richtung Hotel genutzt, um unseren Erfahrungsschatz an belgischen Bieren noch etwas aufzufüllen. Nach dem Motto des Tages gab es zunächst ein Waterloo Triple 7 im Steinkrug. Ich würde das irgendwo zwischen einem blonden und bruinen Abtei (Leffe) einordnen. Danach folgte ein Barbar, ein Honigbier, welches wie ein starkes Met schmeckt. Den Abschluss - an neuen Bieren - bildete das La Corne im Horn, ein gutes herbes Pils.

Da es von Lüttich nichts mehr zu erzählen gibt, kann ich - um beim letzten Thema zu bleiben - noch etwas über belgisches Bier erzählen. Das wichtigste beim belgischen Bier ist eigentlich das Glas. Bier aus der Flasche ist Gotteslästerung, schließlich wurden die Biergläser alle speziell auf die Sorte in jahrhundertelanger Glasforschung abgestimmt. Nur den Eichstrich haben sie dabei übersehen, das ist für einen anständigen Deutschen natürlich ein Skandal.

Ansonsten lassen sich die Biersorten grob in fünf Klassen einteilen: Zunächst wären da die Blanche / Witbiere, die obergärigen Weißbiere der Belgier. Den Gegenpart dazu bilden die Pilsner und Lager. Diese sind allerdings allenfalls Durchschnitt und keine Offenbarung für Pilskenner, diese sollten eher zu den obergärigen blonden oder Amber greifen, möchten sie ein Geschmackserlebnis bekommen.

Die nächste große - zweigeteilte - und interessante Baustelle sind die Abtei- und Trapistenbiere. Hier gibt es einmal die blonde Schiene, welche in der Regel eher bernsteinfarben und nur leicht malzig sind. Das ist meine Empfehlung für Pilstrinker, wenn sie den Einheitsbrei der belgischen Pilsbiere umgehen wollen. Die andere, wesentlich malzigere Sorte ist das bruin, welches an unser bekanntes Schwarzbier erinnert - und auch häufig so aussieht.

Der letzte große Vertreter sind die Fruchtbiere, welche meist irgendwas mit Lambic zu tun haben. Diese reichen von der herben, leicht säuerlichen Ursorte - ähnlich Berliner Weiße - über herbere mit Frucht gemischten Biere - wie das Kasteel rood, welches allerdings kein Lambic ist - bis hin zu den sehr süßen Fruchtlambics, mit dem bekanntesten Vertreter Kriek.

Das war es nun fast mit unseren Berichten aus den Ländern von Fritten und Frikandeln. Lediglich die Photos muss ich noch einfügen und das dauert wie üblich immer etwas. Aber vielleicht gibt es nochmal eine Wiederholung. Tanja hat angeregt, den Stiftung darktiger-Biertest in Belgien noch einmal so richtig durchzuführen. Schließlich gibt es hier etwa 1.200 Biersorten. Bei 14 Tagen Urlaub macht das läppische 42 Bier pro Tag und Nase. Wenn man damit gleich morgens anfängt, ist das locker zu schaffen und das Essen spart man und frau sich ja dann im Gegenzug.

PS: Auch hier gilt wieder: Der Eintrag erscheint mit genau einer Woche Verspätung.