Sie sind hier

HandyTicket im VRR. Tücken, Probleme und Tarifirrsinn

Vom HandyTicket habe ich zwar schon länger gehört, aber v.a. aus vermeintlichen Kostengründen mich nicht weiter darum bemüht. Bei unserem letzten Besuch in Dresden überzeugte mich ausgerechnet mein Vater - ja manchmal sind die älteren Generationen doch fortschrittlicher. Durch die Möglichkeit sich bequem häufig genutzte Tickets per kostenfreier Rufnummer als kostenlose SMS zuschicken zu lassen (ja, doppelt kostenlos), war es dann auch für mich an der Zeit das System einmal auszuprobieren.

Im VRR bieten fünf Verkehrsunternehmen das HandyTicket an. Schon hier zeigt sich ein Irrsinn im VRR: Nicht alle Verkehrsbetriebe im VRR bieten das HandyTicket an, der VRR als Verbund bietet das HandyTicket nicht an, man kann sich aber auch aus nicht teilnehmenden Regionen bei teilnehmenden Verkehrsbetrieben anmelden.

Da ich (leider) recht selten Bus und Bahn fahre und deshalb häufig Ticketprobleme habe (Automat defekt, kein Kleingeld, EC-/ Geldkartenzahlung nicht möglich/defekt etc.) ist für mich das HandyTicket eine bequeme Alternative. In Essen habe ich das auch schon öfters ausprobiert und möchte das eigentlich nicht mehr missen, zumal es (mit der kostenlosen Rufnummer) ohne Zusatzkosten auskommt.

Für seltene Strecken kann man auch eine SMS abschicken, welche die relevanten Daten des Tickets enthält. Hier fingen bei mir aber die Probleme an: Gemäß der Handy-Ticket Seite der EVAG hatte ich bei meiner letzten Reise nach Düssedorf "EinzelTicket!C!Essen" abgeschickt. Doch daraufhin kam nicht das erhoffte Ticket, sondern "Ticket nicht gefunden. Bitte wenden Sie sich an Ihren Kundenvertragspartner." Auch die Alternative mit # statt ! führte zum selben Ergebnis. Na toll.

Wieder zurück in Essen wandte ich mich dann auch wie gewünscht an meinen "Kundenvertragspartner". Reaktion=Null. Nach mehr als einer Woche fiel meine erneute Anfrage dann schon etwas unfreundlicher aus und ich fragte nach, ob dies die neue Geschäftsidee der EVAG ist, um neue Schwarzfahrergebühren zu generieren. Nun endlich nahm man sich meiner Anfrage an und teilte mir mit, dass bei den B und C Tickets das Ausgangsgebiet genau(!) zu definieren ist. Also nicht nur "Essen" sondern "Essen Mitte/Nord" oder "Essen Süd".

Da fängt man ja an, an sich zu zweifeln. Also noch einmal die EVAG-Seite aufgemacht. Nein, DAS steht da SO nicht. Das habe ich den Oimeln dann auch mitgeteilt und dass sie ihre Angaben auf der Homepage mal richtig stellen sollten. Ergebnis bis heute: Es hat sich nichts getan, die Kunden werden weiterhin für blöd verkauft. Und das ist jetzt nicht erst eine Woche her, sondern bereits mehrere Monate.

Komisch ist v.a., dass es im VRR Verkehrsbetriebe gibt, die das korrekt angeben, wie die Düsseldorfer Rheinbahn oder die Wuppertaler Stadtwerke und andere hingegen falsch: Neben der EVAG noch die Mülheimer und die Duisburger Verkehrsgesellschaft.

Komisch bzw. fraglich ist auch, weswegen man diese genaue Tarifgebietsbezeichnung überhaupt braucht. Diese Unterteilung von Städten in zwei Tarifgebiete ist v.a. eine Missgeburt der Abzocke von Vielfahrern. Während man mit einem normalen Einzelfahrschein der Stufe A manchmal auch in die Nachbarstadt fahren kann, bspw. von Essen Hbf. nach Mülheim Hbf., ist dies mit einem Monatsticket nicht möglich. Und um die Vielfahrer noch richtig zu diskriminieren, ist es bspw. mit einem Einzelticket B möglich von Essen Werden nach Gelsenkirchen zu fahren, während dies mit dem Monatsticket nicht möglich ist, da hier drei Tarifgebiete befahren werden müssen. (Aber es ergeht uns "zum Glück" nicht nur im VRR so.)

Warum sich nun diese Einschränkungen für Vielfahrer auch auf die HandyTickets auswirken, weiß wohl keiner. Zumal man sich fragt, wie das praktisch funktionieren soll, wenn ich in einer fremden Stadt bin. Wo liegt bspw. das Düsseldorfer oder Dortmunder Stadion im Tarifgebiet Mitte/... oder im Tarifgebiet Süd bzw. Ost? V.a. wie bekomme ich das raus? An den Haltestellen steht das sinnvollerweise nicht. Da steht allerdings die Wabe, was die bessere Angabe (kürzer und an der Haltestelle ablesbar) für das HandyTicket wäre. Oder aber ich muss mich vor den Reisen extra informieren. Dann ist für mich jedoch der Mehrwert des HandyTickets weg, wenn ich mehr Aufwand habe das Tarifgebiet zu erforschen als ein Ticket am Automaten zu ziehen.

Und warum ist es bei soviel Umständlichkeit dann nicht möglich, auch ein Kurzstreckenticket mit dem HandyTicket zu ordern? Wenn ich schon "Essen Mitte/Nord" angeben muss, dann ist der Weg zu "Essen Hauptbahnhof" auch nicht mehr weit (die Haltestelle wäre auch eine sinnvolle zweite Alternative für die Ticketbestellung).

Bitte hier ankreuzen!: