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50 shades of Copenhagen: Der andere Blog

Tag 1: Irgendetwas (ein Kobold?) hat heute Nacht den Göttergatten ausgetauscht. Er sieht zwar immer noch gleich aus, verhält sich aber anders. Während normalerweise Sport allerhöchstens als Zuschauer getätigt wird, hat sich das Wesen hier bei mir in einen Drill-Sergeant erster Güte verwandelt, der mich quer durch Kopenhagen hetzt – in der brütenden Sonne und mit der lebenswichtigen Flasche Wasser vor der Nase. Das kostbare Nass bekomme ich aber nur in homöopathischen Dosen verabreicht, damit ich nicht auf offener Straße zusammenbreche. Gottseindank reagiert er auf alles, was „homemade“ und „organic“ ist, und es langt immerhin für ein Eis – die Rettung für meinen kollabierenden Kreislauf.

Von meinen Füßen möchte ich gar nicht mehr reden, die sind mittlerweile nur noch Schmerz – ich spüre jeden Stein im Kopfsteinpflaster. Die Gras-geschwängerte Luft in Christiania hat offenbar eine besänftigende Wirkung auf ihn – meine Weigerung weiterzugehen, wird akzeptiert – zum Glück, denn meine Beinmuskeln spüre ich mittlerweile alle einzeln brennen. Ergebnis des ersten Tages: Muskelschmerzen und zwei Blasen.

Tag 2: Die Nacht war eine Tortur: Ich hab den Muskelkater meines Lebens und kann mich nur unter extremen Schmerzen umdrehen. Der Sadist, mit dem ich mir das Zimmer (und den Urlaub) teile, hat dafür kein Verständnis – ich muss zur Wachablösung und anschließend auf den Weg zur Carlsberg-Brauerei. Schmeiße mich auf halber Strecke dahin schreiend auf den Boden und bestehe darauf, dass er überprüft, ob die Brauerei überhaupt auf hat: Natürlich ist Montag geschlossen. Es gelingt mir mit einem Trick ihn in den Tivoli zu locken. Sein Bedürfnis nach Leid wird hier durch die anderen Personen gestillt, die mit ihm in den diversen Fahrgeschäften sitzen. Er ist so zufrieden, dass ihm gar nicht auffällt, dass ich nicht mitfahre. Glück gehabt. Der Muskelkater lässt jede Treppenstufe und das Aufstehen zur Qual werden. Ergebnis des zweiten Tages: zwei alte und zwei neue Blasen.

Tag 3: Habe nachts versucht aus dem Zimmer zu entkommen. Mein (unterdrücktes) Schmerzjammern muss ihn jedoch geweckt haben, konnte im letzten Moment vortäuschen aufs Klo zu müssen und im Dunkeln die Orientierung verloren zu haben. Puuh. Die Nacht war nicht ganz so schlimm wie die letzte – liegen in einer Position geht, nur Umdrehen ist schmerzhaft. Heute habe ich aus Verzweiflung weitergemeutert – auf diversen Pausen bestanden, wenn die Füße zu sehr schmerzen. Erfolgreich gewesen. Mittlerweile lässt er erste Schwachstellen erkennen: Ihm tun die Füße auch weh und das Laufen nach dem Sitzen ist am Schlimmsten. Daraufhin erst recht auf vielen Sitzpausen bestanden. Ergebnis des dritten Tages: keine neue Blasen, Muskelkater von unerträglich bei schmerzhaft. Befürchte aber, dass er vor der Tür schlafen wird, um erneuten Fluchtversuch zu verhindern. Ob vielleicht das Fenster???