Sie sind hier

Baader Meinhof zu komplex

Eigentlich wollten wir den "Baader Meinhof Komplex" ja vor einem Jahr im Kino anschauen. Als ich dann mitbekam, dass Kritiken vor dem Kinostart mit drakonischen Geldbußen verhindert werden sollten, habe ich beschlossen, den Film zu boykottieren. Irgendwann wird der ja auch im Fernsehen gezeigt, dass das schon nach gut einem Jahr geschieht, spricht eigentlich nicht gerade für ihn...

Zum Film: Bernd Eichinger und Uli Edel versuchen in gut zweieinhalb Stunden allen Seiten gerecht zu werden und die Ereignisse der gut zehn Jahre der ersten Generation der RAF und ihrer Vorgeschichte abzuspulen. Daran scheitern sie jedoch grandios. Vielleicht war das von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Es gelingt in keiner Phase dem Zuschauer zu vermitteln, wie es sein konnte, dass ein Kreis von Personen dermaßen in den Untergrund abdriftet und so extrem wird. In den kurzen Schnipseln konnten diese Hintergründe allenfalls angerissen werden. In bester Action-Road-Movie Manier werden hier die Ereignisse aneinandergereiht  Sinnigerweise wird der erste Teil des Zweiteilers (der TV-Fassung) zu Beginn des zweiten Teils noch einmal zusammengefasst, informativer war die Langfassung auch nicht.

Ebensowenig gelingt es, die Verstrickungen des Staates aufzuzeigen. Dies ist aber essentiell, um zu verstehen, warum sich die RAF bildete und warum ein nicht geringer Teil der Bevölkerung mit der RAF sympathisierte oder sie unterstützte. Lediglich an manchen Stellen der Dia-Show wurde deutlich wie der "Rechtsstaat" in den "Schweinestaat" abdriftete.

Relativ gut gelungen ist die Auswahl der Schauspieler. Viele Protagonisten hat man sofort erkannt. Herauszuheben sind sicherlich Martina Gedeck als Ulrike Meinhof und Johanna Wokalek als Gudrun Ensslin. Wobei mir letztere zu hysterisch rüberkam. Die Fehlbesetzung des Films war sicherlich Bruno Ganz als BKA-Chef. Da hat nur noch die halbe Popelbremse gefehlt und man konnte sich das Switchen zum "Untergang" sparen.

Zusammengefasst kann man sagen, dass es sicherlich sinnvolleres gibt, was man in den zweieinhalb Stunden machen kann. Zum Beispiel ein Buch über die RAF lesen. Egal welches, jedes ist mit Sicherheit informativer und interessanter als dieser Film. Im Zeugnis wird stehen: "Sie haben sich stets bemüht" und deshalb gibt es gnadenhalber noch einen Tiger. Ansonsten nochmal kurz die wichtigsten Szenen: "Peng! Fotze! Peng! Bumm! Titten! Fotze! Peng! Titten! Titten! Peng! Fotze! ..."

1
Horch und Guck: