Nach langer Zeit haben wir es endlich einmal wieder geschafft, ins Kino zu gehen. Hitchcock lief zum Glück noch in der Lichtburg. Da der Film recht prominent besetzt ist, schien er es uns Wert, unseren Mittwoch abend mit ihm zu verbringen. Ich muss sagen, es war eine gute Entscheidung. Ich war zwar von der Handlung etwas verblüfft - erwartet hatte ich einen biografischen Film über das Leben des Regisseurs. Stattdessen konzentriert sich die Handlung auf einen bestimmten Zeitraum, nämlich die Entstehungsphase des Films Psycho.
Alfred Hitchcock (Anthony Hopkins) sucht nach neuem Stoff für ein Filmprojekt, er möchte etwas ganz Anderes und Neues machen. Als er auf den Roman "Psycho" von Robert Bloch stößt, ist er begeistert: Dies ist genau das, wonach er gesucht hat. Allerdings steht er mit dieser Meinung zunächst recht allein da. Paramount Pictures ist überhaupt nicht begeistert und will den Film nicht finanzieren, woraufhin Hitchcock mit seinem eigenen Vermögen aushilft. Die Zensurbehörde ist mehr als skeptisch und droht mehrfach damit dem Film das Freigabesiegel zu verweigern - eine kommerzielle Katastrophe, denn dann würde kein Kino in den USA ihn zeigen.
Und schließlich steht auch privat nicht alles zum Besten. Hitchcocks Frau Alma (Helen Mirren) hat die Nase voll von den gedanklichen Äffaren ihres Mannes mit seinen Hauptdarstellerinnen und sucht sich eigene Tätigkeitsfelder. Von ihrer Zusammenarbeit mit dem Autor Whitfield Cook (Danny Huston) wiederum hält "Hitch" nichts und vermutet schließlich sogar, dass sie ihn betrügt. Doch irgendwie gelingt es dem "Meister der Spannung" trotzdem den Film fertig zu stellen - und er soll Recht behalten: Psycho wird ein Erfolg.
Mir hat der Film ausgesprochen gut gefallen. Er ist hervorragend besetzt, vor allem Hopkins und Mirren spielen ihre Rollen ausgezeichnet, Hopkins ist teilweise gar nicht zu erkennen und wer die alten Hitchcock-TV-Serien kennt, meint öfter in den Anspielungen hierauf zu Beginn und den Schluss den richtigen Hitchcock zu erkennen.
Die Handlung ist zwar nicht direkt als spannend zu bezeichnen, aber als ZuschauerIn ist man trotzdem sofort gefesselt. Interessant fand ich persönlich, Einblicke in den Charakter, das Leben und die Arbeitsweise des großen Regisseurs zu bekommen, von verschiedenen Aspekten hatte ich vorher schlichtweg nichts gewusst - bspw. das seine Frau Alma so eng mit ihm zusammengearbeitet hat und eigentlich kein Film ohne ihre Mitwirkung zustande gekommen ist. Heutzutage würde eine so talentierte Frau wohl nicht mehr stillschweigend hinter ihrem Mann verschwinden - zumindest hoffe ich das.
Alles in allem kann ich den Film wirklich nur empfehlen. Schade, dass er offensichtlich kaum und wenn dann nur kurz in den Kinos gelaufen ist. Wer die Chance hat, sollte sie nutzen, ansonsten auf die DVD oder die Fernsehpremiere warten - es lohnt sich wirklich.
Maiks zweite Meinung: Im Grunde kann ich mich Tanja voll und ganz anschließen. Zwei kleine Ergänzungen hätte ich noch: Auf Anthony Hopkins kommt man ohne die (Original- bzw.) Synchronstimme nicht. Erst wenn man die vom "Schweigen der Lämmer" verortet hat, erkennt man ungefähr Hopkins' Gesichtszüge. Helen Mirren fand ich mit Abstand den besten Part in dem Film. Die Synchronisation ist für meine Begriffe allerdings alles andere als "synchron" und ich fand es teilweise als eher anstrengend den Gesprächen zu folgen, wenn sich die Lippen aber so gar nicht synchron zum Gesprochenen bewegten. Mir ist das v.a. bei "Hitch"/Hopkins aufgefallen.