Als bekennender Fan der guten englischen Krimitradition schaue ich regelmäßig die Sonntag-Abend-Krimis im ZDF. Wer das ebenfalls tut, dem wird Inspector Barnaby ein guter alter Bekannter sein. Allen anderen kann ich die Serie nur wärmstens empfehlen. ;-) Zum immer-wieder-Anschauen habe ich natürlich auch einige Staffeln auf DVD und dank des Karneval-Overkills im TV, gucken wir die aktuell sehr regelmäßig, so dass ich hier mal die erste Staffel Revue passieren lassen kann. (Achtung: Dies sind die deutschen Staffeln, bzw. Reihenfolge, in der das ZDF die Folgen zeigt. Leider stimmen die nicht unbedingt mit dem englischen Original überein. Manche Brüche in der Backgroundstory entpuppen sich da leider gerne mal als nicht ausgestrahlte Folge.)
Hier nun also die vier Fälle der deutschen Staffel 1.
Die ehemalige Lehrerin Emily Simpson wird tot in ihrem Cottage aufgefunden. Zunächst deutet alles auf einen Unfall (Treppensturz) hin, doch ihre Nachbarin Lucy Bellringer ist überzeugt, dass die alte Dame ermordet worden ist. Troy zweifelt zunächst, doch Barnabys Gespür sagt ihm, dass mehr dahinter steckt und er soll Recht behalten. Mrs. Simpson wurde erschlagen. Offenbar hat sie kurz vor ihrem Tod etwas gesehen, dass sie zutiefst aufgewühlt hat - und zu ihrem Tod führte.
Barnaby und Troy müssen tief in die Vergangenheit des Dörfchens Badger's Drift eintauchen, wobei sich auch ein vermeindlicher Jagdunfall als perfide geplanter Mord entpuppt. Welche Rolle spielen die exzentrische Iris Rainbird und ihr Sohn Dennis, der Bestattungsunternehmer, in der Geschichte? Mrs. Rainbird hat offenbar dem gesamten Dorf hinterherspioniert bzw. alle von ihrem Haus aus beobachtet. Als die beiden ebenfalls ermordet werden, kommt Barnaby schließlich einem äußerst ungewöhnlichen Geschwisterpaar auf die Spur...
Das letzte Treffen des Midsomer Worthy Amateur Schriftsteller Clubs endet tötlich: Gerald Hadleigh, der Vorsitzende, wird ermordet in seinem Haus aufgefunden. Hat sein Tod etwas mit dem Besuch des Bestseller Autors Max Jennings zu tun, vor dem er offenbar panische Angst hatte? Immerhin hat er Clubmitglied Amy Liddyard gebeten, ihn auf keinen Fall mit dem Mann alleine zu lassen - dummerweise konnte sie dank ihrer Schwägerin Honoria dieses Versprechen nicht einhalten.
Jennings selbst ist auch verschwunden - und wird schließlich ebenfalls tot aufgefunden. Barnaby und Troy haben es mit einer ganzen Truppen von Möchtegern-Schriftstellern zu tun, die alle ein Geheimnis hüten. Die Lösung beider Morde führt die Polizisten schließlich auf eine Reise in die Vergangenheit und zeigt, was passieren kann, wenn Liebe und grenzenlose Verehrung in Wahnsinn münden...
Große Aufregung im Hause Barnaby: Ehefrau Joyce fiebert ihrem Auftritt als stumme Dienerin im Stück "Amadeus" entgegen. Tom Barnaby sollte sich eigentlich um das Bühnenbild kümmern, doch dann wird die Kunsthistorikerin Agnes Grey tot in einem See gefunden und er und Troy müssen ermitteln. Zufälligerweise spielt der einzige Verwandte von Agnes, ihr Cousin Esslyn Carmichael, die Hauptrolle bei "Amadeus", so dass Barnaby beiden Aufgaben parallel nachgehen kann. Dann wird auch Esslyn ermordet: Perfiderweise auf der Bühne durch ein ausgetauschtes Requisit in Form eines Rasiermessers - und die arme Joyce stand direkt neben ihm, als es passierte.
Barnaby und Troy unternehmen dieses Mal einen Ausflug in die Welt von Schauspiel und Theater, um dem Mörder auf die Schliche zu kommen. Denn beide Mordfälle hängen zusammen, wie sich bald zeigt. Erpressung ist ein gefährliches Geschäft und funktioniert nur so lange, wie die Opfer mitspielen...
Vor Jahren haben Ian Craigie und sein Kumpel Carter das esoterische Institut "Loge des goldenen Windrosses" gegründet, eigentlich nur mit dem Ziel gutgläubigen Menschen ihr Geld aus der Tasche zu ziehen. Doch Craigie hat sich verändert und will im Gegensatz zu seinem ehemaligen Freund nun tatsächlich Gutes tun. Nach einem Streit fällt Carter die Treppe hinunter - ein Unfall oder wurde er gestoßen?
Barnaby und Troy sind zunächst mehr genervt und belustigt von der obskuren Truppe der Logenmitglieder, doch dann gehen die seltsamen Vorkommnisse weiter. Eine Steinkugel vom Dach des Hauses verfehlt mehrere Mitglieder nur knapp und während einer Seance wird schließlich Ian Craigie erstochen. Außer dem verwirrten Teenager Tom stand niemand nahe genug bei Craigie, um der Mörder sein zu, doch Barnaby glaubt nicht, dass der es getan hat. Der Chief Inspector liegt natürlich mal wieder richtig und kommt einen trickreichen Mörder aus Rache auf die Spur, der überaus skrupellos ist...
Insgesamt eine gelungene Sammlung von vier hervorragenden Beispielen guter englischer Krimikunst. Barnaby und sein Assistent, Sergeant Troy, ermitteln klassisch durch Befragungen und Kombinationsgabe, ohne Herumgeballer und wilde Verfolgungsjagden (die gibt es höchstens zu Fuß, wenn Troy mal wieder einem Verdächtigen hinterher spurten muss). Mir gefallen immer wieder die typisch englischen Charaktere: schrullig und witzig, manche leider auch mit schwarzen Geheimnissen. Es macht besonders Spaß hier die Anfänge der Charaktere zu sehen und Eigenschaften, die sich durch die späteren Folgen ziehen oder verändern: Troy wird bspw. etwas weniger vorschnell in seinen Urteilen - seine Autofahrkünste bessern sich aber nicht wirklich. Mir haben alle vier Fälle sehr gut gefallen, ich kann die erste Staffel Barnaby daher nur jedem empfehlen.