Im zentralafrikanischem Gabun wurden fast 5 Tonnen illegal erbeutetes Elfenbein verbrannt, berichtet der WWF. Dies soll ein schwerer Schlag gegen den Schwarzmarkthandel mit Elfenbein sein. Aber kann die Verbrennung die Wilderei stoppen und v.a. die Arterhaltung der bedrohten Tierarten ermöglichen (das Bsp. lässt sich ohne weiteres auf andere durch illegalen Handel bedrohte Tierarten ausweiten: Nashörner, Tiger, ...)?
Natürlich kann zunächst einmal der Einwand laut werden, ob man denn alles ökonomisch betrachten muss. Nicht nur. Aber auch gerade bei so "moralisch und ethisch" äußerst heiklen Themen schadet vielleicht ein Blick auf die Anreize und Wirkungen, die mit bestimmten Regelungen getroffen werden, nicht.
Nehmen wir einmal Affekt- und Triebtaten aus, so stellt sich für jeden Verbrecher grundsätzlich die Abwägung zwischen Kosten und Nutzen einer Straftat. Auf Seiten der Kosten steht natürlich die zu erwartende Strafe gewichtet mit der Aufdeckungswahrscheinlichkeit und auf Seiten des Nutzens bspw. der Gegenwert der Ware oder das Auftragshonorar. Ist diese Abschätzung positiv für den Verbrecher, so wird er die Tat begehen.
Auch die Konsumenten der illegalen Ware - die in diesem Falle auch wie Verbrecher betrachtet werden können - handeln nach der selben Maxime. Nur dass sie auf der anderen Seite des (Schwarz-)Marktes stehen. Angebot und Nachfrage bestimmen also - auch auf dem Markt für illegale Güter - den Preis und haben somit direkten Einfluss auf die Kosten-Nutzen Abwägung der Verbrecher (auf beiden Seiten des Marktes).
Möchte man nun den illegalen Handel mit Elfenbein respektive die Abschussraten von Elefanten eindämmen, so hat man also zwei mögliche Akteure, auf die man einwirken kann. Auf Seiten der Nachfrager bietet sich nun an das Angebot bspw. durch schärfere Exportkontrollen, Verbrennung von Elfenbein und/oder mehr und besser ausgestattete Wildhüter zu verknappen. Ebenfalls möglich wäre die Strafen und/oder Aufdeckungsquoten in den Abnehmerländern für den Handel und den Besitz der illegalen Waren zu erhöhen. Beides erhöht aus Sicht der Nachfrager den "Preis" für die Ware und führt somit zu einem Rückgang der Nachfrage.
Der gestiegene Preis macht es jedoch für die Wilderer lohnender auf Jagd zu gehen, der Effekt auf die Abschussrate ist also nicht eindeutig. Schlimmer noch: Wenn es sich bei Elfenbein um ein Luxus- oder Prestigegut o.ä. handelt, dann kann es zum sog. Veblen- oder Snobeffekt kommen, dass heißt die Nachfrage steigt sogar bei höheren Preisen an.
Besser und wirksamer wäre es da wohl die Nachfrage direkt zu beeinflussen. Wir Ökonomen sprechen von einer Verschiebung der Nachfragekurve. Während wir oben "auf" der Nachfragekurve gewandert sind (höhere Preise bedeuten niedrigere Nachfrage (beim Vebleneffekt: höhere Nachfrage)), bewegen wir uns nun zu einer neuen, niedrigeren Nachfraagekurve. D.h. zum selben Preis würde weniger nachgefragt. Das sind v.a. aber moralische, ethische und kulturelle Appelle, die auf keinem Fall kurzfristig wirken und angesichts der seit langem laufenden Appelle und Kampagnen wohl wenig erfolgversprechend.
Wenden wir uns also dem Angebot, den Wilderern zu. Neben obigen Effekt des gestiegenen Preises auf das Angebot respektive die Abschussrate, gibt es wie gesagt zwei Seiten der Anreizstruktur, die die Wilderei beeinflussen. Die Kostenseite haben wir oben schon kurz angeschnitten. Auf der Seite des "Nutzens" kommen nun die konfiszierten Elfenbeine und der Umgang mit ihnen ins Spiel.
Sollten die konfiszierten Elfenbeine auf dem Markt angeboten werden, so bewirkt dies natürlich eine Ausweitung der am Markt angebotenen Menge und fallende Preise. Es liegt also nahe, das konfiszierte Elfenbein zu vernichten und somit vom Markt zu entfernen. Dies führt tatsächlich zu einer Verknappung der am Markt angebotenen Ware. Allerdings steigt hierdurch zum einen der Preis, was die Anreize zur Wilderei erhöht und zum anderen müssen die Wilderer das konfiszierte und vernichtete Elfenbein ausgleichen.
Beträgt die Konfiszierungsuote bspw. 50%, so müssen und werden doppelt so viele Elefanten geschossen, wie der Markt an Elfenbein nachfragt. Und dies kann mehr sein als wenn die konfiszierten Elfenbeinzähne am Markt angeboten würden. Obwohl also mehr Elfenbein gehandelt wird, könnte es sein, dass weniger Elefanten ihr Leben lassen müssten.
Die ganze Story zeigt also, dass es nicht so einfach ist, geeignete Maßnahmen zum Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten zu finden. Insb. auf den ersten Blick folgerichtige Maßnahmen können sich als gegenteilig herausstellen. V.a. die "moralisch-ethischen Scheuklappen" sollte man ab und zu einmal absetzen und hinterfragen, was die Anreize und Wirkungen sein könnten.
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Zum Beispiel der Verbrennung von konfisziertem Elfenbein vgl. den gut verdaulichen Artikel von Ted Bergstrom (1990): On the Economics of Crime and Confiscation. In: The Journal of Economic Perspectives, Vol. 4, No. 3, S. 171-178.