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Ökonomen - Doch nur Kinder (geblieben)?

Eigentlich war ich ja bei einem ganz anderen Thema: Ich schrieb gerade über den Ziercke und sein "aber das ist doch verboten". Tanja philosophierte daraufhin über die Entwicklungsstufen des moralischen Urteils nach Kohlberg. Nun, der ist ein Law und Order-Typ auf Stufe 4 - für den Durchschnittsbürger nicht schlecht und für einen BKA-Chef ausreichend, aber nichts, worüber es sich zu bloggen lohnte. Dann hab ich mir aber mal die Stufen durchgelesen und bei Stufe 2 bin ich hängen geblieben:

2. Stufe (Stufe des Individualismus): Individualismus, naiver Hedonismus; Kosten-Nutzen-Orientierung, Belohnung und Strafe; "Eine Hand wäscht die andere".

Das ist doch genau das, wie Ökonomen denken bzw. wie sie meinen, wie die Menschen ticken. Da werden Kosten und Nutzen abgewogen und eine Handlung nur durchgeführt, wenn sie einen positiven Nettonutzen hat bzw. bei mehreren Alternativen, diejenige mit den höchsten Nettonutzen. Auswirkungen unserer Entscheidungen auf andere ignorieren wir... Schlimm nur, wenn man mal schaut zu welcher Ebene die 2. Sufe zählt:

Ebene 1: Präkonventionelle Moral (die meisten Kinder unter neun Jahre)

Wir Ökonomen sind also auf der (moralischen) Stufe der Kinder stehengeblieben? Welch niederschmetterndes Urteil. Jetzt weiß ich auch, warum das Gebiet der Spieltheorie bei den Ökonomen auf solch großes Interesse stößt und die Politik auf die Empfehlungen der Ökonomen nicht hören will: "Keine Angst, die tun nichts, die wollen nur spielen!"

Wer sich als angehender Ökonom bis jetz noch nicht aufgehangen hat (und allen anderen auch), dem kann ich aber zum Trost sagen, dass die Entwicklungsstufen der Ökonomen doch noch etwas weiter entwickelt werden. Das klassische Bild des "Homo Oeconomicus" wird seit einiger Zeit aufgeweicht und neu gezeichnet. Da gibt es z.B. die Disziplinen der Familien- oder Verhaltensökonomik, welche die strengen Annahmen des Homo Oeconomicus aufweichen oder diesem Bild sogar widersprechen. 

Maik Hetmank: