Schalke 04 vs. FC St. Pauli am 05.11.2010

So, nach dem grandiosen Aufstieg nun auch für uns die erste Chance Erstliga-Fußball live zu sehen. Schalke sollte es sein, liegt ja für uns in der Nähe (nach Köln haben wir es leider zeitlich nicht geschafft). Über die Arena hatten wir bisher schon viel Gutes gehört und nun konnten wir den Gelsenkirchener Schalker Fußballtempel also mal selber in Augenschein nehmen.

Doch schon im Vorfeld zeigten sich erste Probleme. Geplant war mit einer Freundin zu dem Spiel zu fahren, also habe ich drei Karten bei Pauli bestellt. Dummerweise habe ich dann wegen der großen Nachfrage nur zwei bekommen und wir mussten sehen, wie wir die aufteilen. Glück im Unglück, dass unserer potenziellen Begleiterin ein VHS-Kurs dazwischen kam, so dass wir nicht würfeln mussten.

Die Anreise nach Schalke mit der Bahn funktionierte hervorragend. Ab Gelsenkirchen Hbf fuhren Sonder-U-Bahnen im Minutentakt, wir ließen einen größeren Schwung vor und konnten dann friedlich und einigermaßen komfortabel zur Arena fahren. Nur der Schalker, der neben Maik stand, den hätten wir nicht gebraucht. Ich weiß nicht, wann der das letzte Mal geduscht hat, aber dem Gestank nach zu urteilen, war das im letzten Jahrhundert. Naja.

Wir haben es irgendwie überlebt. Am Stadion mal wieder das altbekannte Gesuche, Hinweisschilder für Gästefans und Ortsunkundige sind ja gerne mal Mangelware, so leider auch auf Schalke. Zum Glück konnten wir uns dann an ein paar Paulianer anhängen und fanden unseren Eingang. Dort war dann erstmal Extrem-Schlange-Stehen angesagt bis uns ein freundlicher Mitarbeiter das Ticket abnahm, um es für uns in das Lesegerät einzustecken. In Düsseldorf wurde uns noch zugetraut das selber zu machen, hier - naja, werten wir es mal als Service. Zu wenig Einlässe für Auswärtsfans finde ich immer noch eine Zumutung, die 05er behaupten sich hier nur knapp vor Oberhausen und Padderborn.

Dann kam eine richtig positive Überraschung: die Sicherheitskontrolle. Ich habe bisher noch nie so super freundliche und professionelle Security bei einem Fußballspiel erlebt. Dafür mal ein ganz großes Lob. Die Frau stand sicher schon lange in dem fiesen Wetter und war immer noch gut gelaunt und in der Stimmung ein kleines Schwätzchen zu halten. Bei den Männern war es wohl, wie Maik mir erzählte, genauso. Das finde ich echt toll und da sollten sich andere mal eine Scheibe von abschneiden.

Im Stadion selber erwartete uns dann allerdings die richtig gemeine Überraschung. Es war nicht nur voll, sondern gerammelt voll. Wir hatten Stehplatzkarten für den Block V oder W. Zuerst probierten wir es in W. Da standen wir dann halb im Eingang und es ging nix mehr. Die Ordner guckten sich das an und rieten uns dann in den V-Block zu gehen. Naja, dachten wir, kann ja mal sein, dass sich alle in einem Bereich knubbeln und der andere ist halb leer. Doch zu früh gefreut. Der V-Block war genauso voll. Maik quetschte sich irgendwie in den Stehplatzbereich. Ich muss gestehen, dass ich unter Platzangst leide und deshalb erstmal im Eingangsbereich stehen geblieben bin, auch in der Hoffnung, dass es sich noch sortieren würde und ich dann schon ein Plätzchen fände. Haha! Es wurde sogar noch voller, als verspätete Paulianer eintrafen.

Vom Spiel habe ich bis Minute 15 nix gesehen. Nicht mal den Rasen. Den Videowürfel konnte ich erkennen, aber da war nur Dauergrafik des Spielstandes eingeblendet (und Werbung für Entertain von der Teledoof, als Hinweis für die Gästefans). Dann hatte ein Ordner oder Sanitäter (sorry, ich weiß nicht mehr, wer es war) Mitleid mit mir und gab mir den Rat, dass im Innenbereich Fernseher wären, die Sky übertragen. Nein, das ist jetzt wirklich kein Witz: Ich habe den restlichen Abend damit verbracht mir im Stadion das Spiel auf dem Fernseher anzusehen. Dafür habe ich gut 15 Euro bezahlt, das hätte ich gemütlicher in ner Kneipe haben können, wahrscheinlich da sogar mit Sitzplatz. Es war zwar ne nette Atmosphäre, aber nicht mit der Stimmung in der Fankurve bei einem Fußballspiel zu vergleichen.

Und dann mussten wir ja auch noch verlieren und ein bescheidenes Spiel abliefern. Aufbaugegner nannten das einige Paulianer, mit denen ich mich unterhalten habe. Ziemlich doof gelaufen.

Nach dem Spiel habe ich mir dann das Stadion mal anschauen können und endlich mal den Platz gesehen (jaja, den gab es tatsächlich, ich hatte schon Zweifel). Was ich einfach nicht verstehe, ist, wie es zu dieser Masse an Leuten kommen konnte. Ich hatte den Eindruck, dass da viel zu viele in den Blöcken waren. Es haben sicherlich mehr als 100 Leute jeweils in beiden Blöcken in den roten Bereichen gestanden, die eigentlich die Notwege (oder wie man die auch immer nennen mag) sind und freigehalten werden sollten. Wenn jemand innen im Stehplatzbereich umgekippt wäre, die Sanis hätten nie ne Chance gehabt die Person zu erreichen. Auch heraustragen hätte man die nicht können. Ich finde so etwas unverantwortlich und - sorry für den Ausdruck - schlicht zum Kotzen. Nicht, weil ich nix gesehen habe, sondern weil sowas saugefährlich ist. Unerklärlich scheint mir, wie sowas passieren kann. Die Schalker müssten doch wissen, wie viele Leute in den Bereichen stehen können und entsprechend viele Karten werden dann verkauft. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass hier was ganz gewaltig schiefgelaufen ist, da sollten die Verantwortlichen echt bitte mal ganz genau drauf gucken, auch im eigenen Interesse.

Von daher mein Fazit: schönes Stadion, nette Leute, ich mag die Schalker, aber ich werde ziemlich sicher kein zweites Mal ins Stadion fahren. Das war für mich bald schon beängstigend und Fernsehgucken kann ich auch zuhause.

Maiks zweite Meinung: Im großen und ganzen kann ich mich Tanja nur anschließen. Ich konnte mich zwar noch irgendwie reinquetschen, aber wirklich angenehm war die ganze Veranstaltung nicht. Zwei Sachen will ich aber noch ergänzen: Zum einen das Catering, welches wie üblich bei Gästefans mangelhaft ausfällt. Überraschenderweise ist die Gästekurve ja ausverkauft und dann wollen die auch noch alle Bier haben. Mit der Knappenkarte ging das auch nicht wesentlich schneller, zumal die eine Zenzi nur die Karte in das Lesegerät steckte und dann ohne Regung wartete, bis der Hilfsbursche mal einen Blick auf den Bildschirm warf und die bestellten Getränke auf den Tresen stellte. Den Sinn des 1:1 Umrubelns von Euro in Knappen erschließt sich mir nicht. Die Zahlkarte schön und gut, die Kunstwährung ist Kindergarten. Und wie die kleinen Knappen heißen, weiß ich immer noch nicht.

Außerdem noch eine Anmerkung zum Schiedsrichter Dr. Drees. O.K. Pauli hat verloren, das liegt natürlich immer am Schiri. Nein. Pauli hat zu recht verloren, die wenigen Chancen gnadenlos versemmelt, da war Schalke effizienter, einfach kaltschnäuziger. Da merkte man die vielen nicht vorhandenen, aber ausgegebenen Millionen. Dass aber ein Schiri auch noch bei einer 2:0 Führung auf Zeit spielt und bei einem am Boden liegenden Schalker erst einmal ein Kaffeekränzchen einberuft, ob man denn mal die Sanis aufs Spielfeld holt und dann noch überpünktlich abpfeift... Sorry, aber das ist unwürdig. Auch wenn sich am Sieg wohl nichts mehr geändert haben dürfte, aber schließlich kann es für beide Mannschaften auch noch auf das Torverhältnis ankommen. Hey Doc, wenn du keine 95 Minuten mehr durchhältst, dann lass dich auswechseln.