Uiihh, ein Vampirfilm aus Schweden. Klingt zumindest interessant. Maik hatte entschieden, dass wir den sehen wollen und den neuen Film mit Robert de Niro und Al Pacino auf den nächsten Kinotag verschieben sollen. Nicole hat sich uns dann angeschlossen, weil sie den Film auch unbedingt sehen wollte. Ihre Meinung hierzu kann hier nachgelesen werden.
Zur Story: Der zwölfjährige Oskar ist ein Außenseiter, der in einem tristen Stockholmer Vorort wohnt. Freunde hat er keine, ganz im Gegenteil, drei Klassenkameraden, die ihn wann möglich drangsalieren und mobben. Heimlich hängt er mit einem Messer Phantasien nach, in denen er sich gegen sie wehrt und sammelt Zeitungsartikel über spektakuläre Verbrechen. Eines Abends lernt er im Hof seines Wohnhauses Eli kennen, das Mädchen, welches in die Nachbarwohnung eingezogen ist. Obwohl sie ihm gleich klipp und klar sagt, dass sie keine Freunde werden können, entstehen doch entsprechende Bande zwischen den beiden. Was Oskar erst später herausfindet: Eli ist eine Vampirin und ernährt sich somit von menschlichem Blut. Tötet sie ihre Opfer nicht, werden diese ebenfalls Vampire. Als ihr Vater bei einem seiner Versuche Blut für sie zu besorgen von der Polizei erwischt wird, muss Eli sich selber um ihre Nahrung kümmern. Bald werden die ersten Menschen in der Nachbarschaft misstrauisch...
Ich will jetzt nicht zu viel über das Ende verraten. Der Film ist ungewöhnlich und hat dadurch einen gewissen Reiz. Sehr abseits der typsichen Hollywood-Erzählweise ist der sehr ruhig angelegt und nimmt sich Zeit für seine Charaktere und ihre Darstellung. Trotzdem hat er mich - im Gegensatz zu Maik und Nicole - nicht wirklich begeistern können. Ich mochte Oskar überhaupt nicht und wenn ich Hauptfiguren doof finde, habe ich sowohl mit Filmen als auch mit Büchern Probleme. By the way: Oskar sieht aus wie ein in die Pubertät gekommener Michel aus Lönneberga, was nicht dazu beitrug die Figur für mich glaubwürdiger zu machen, ganz im Gegenteil. Mir ist immer noch unklar, wo der Film hinwollte. Ruhige Szenen und Phasen wechselten mit extrem detaillierten blutrünstigen Nahaufnahmen... Und wie Eli und ihr Vater es so lange durchgestanden haben, wo der Mann sich in den beiden Szenen im Film jedesmal so was von selten dämlich angestellt hat, wenn er für sie Blut besorgen wollte, bleibt mir schleierhaft. Auch finde ich den Vampirmythos hier schlecht aufgearbeitet: Die Variante, wo jeder, der von einem Vampir gebissen wird, selber zu einem wird, ist immer schon aus meiner Sicht die schwächste Auslegung gewesen. Interessant wäre auch gewesen, mehr über Elis Hintergründe zu erfahren, zum Beispiel, wie sie zum Vampir wurde.
Wie gesagt, der Film ist nicht schlecht, hat mich aber auch nicht umgehauen. Meine Wertung wären eigentlich drei und ein halber Tiger gewesen, aber da wir ja keine halben Sachen machen, haben wir aufgerundet...
Maiks andere Meinung: Ja, ich bin mal wieder Schuld und ich bin auch Schuld, dass der Film doch noch seine vier verdienten Tiger bekommen hat. Ich finde, dass der Film gerade von seiner sehr bedächtigen teils langatmigen Erzählweise lebt. Er legt viel Wert auf die Darstellung der Charaktere, selbst bei Nebenfiguren. Ich will hier aber gar nicht viel mehr erzählen und verweise lieber auf Nicoles Kritik (ich konnte sie leider nicht dazu annimieren, ihre Kritik einfach bei uns zu posten :-) ).
PS: Es ist zwar eine ganz andere (Film-) Baustelle, aber irgendwie hat mich der Film auch ein bisschen von seiner Erzählweise an den tschechischen Film Kolya erinnert.