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Die virtuellen Verluste des FC Bayern München

Der FC Bayern München kann die Endrunde der Champions League aus eigener Kraft nicht mehr erreichen. So weit, so bekannt. Beim FC Bayern München als quasi immer sicheren Titelanwärter, aber auch bei anderen Klubs wird bei einem Verfehlen der gesteckten Ziele oder anderer Eventualitäten die immer gleiche Rechnung aufgemacht: Welche Verluste werden dem Verein jetzt drohen? Bei den Bayern sind es aktuell rund 20 Mio. € aus irgendeiner Milchmädchenrechnung der letztjährigen Championsleague- und UEFA-Cup-Einnahmen und Erfolgshistorie der letzten Saison.

Die Frage ist jedoch, ob man hier wirklich von Verlusten sprechen kann und wenn ja in voller Höhe? Genauso wie man bei Aktienkursgewinnen nicht von Gewinnen reden sollte, solange sie nicht realisiert wurden, sollte man auch im Fußball nicht von Einnahmen träumen, die (im Gegensatz zu den Aktien) noch nicht einmal auf dem Papier realisiert wurden. Jeder seriöse Kaufmann (aus der Erfahrung reden wir hier nicht von Banken) rechnet nur mit den Einnahmen, die sicher sind, und tätigt für mögliche Verluste Rückstellungen (bzw. bewertet diese mit einer gewissen Eintrittswahrscheinlichkeit). Dies scheint jedoch für Fußballvereine und (Sport-)Journalisten nicht zu gelten.

Wenn ein scheinbar sicherer Meisterkandidat "lediglich" in den UEFA-Cup kommt, dann werden schon mal die Verluste hochgerechnet. Scheidet ein Bundesligist in einer scheinbar leichten Gruppe vorzeitig aus, dann werden die potenziellen zukünftigen Einnahmen sofort in Minuszahlen umgemünzt. Wie schnell diese Rechnungen in Schieflage geraten können, werden Fans von z.B. Borussia Dortmund oder Kaiserslautern, aktuell von Schalke 04 und (aus eigener und hoffentlich der Vergangenheit angehörender Erfahrung) von Union Berlin oder St. Pauli nur zu gut wissen. Da werden mit zukünftigen Einnahmeluftschlössern Investitionen in Spieler und Stadien gerechtfertigt, um dann tief in die Röhre zu schauen, wenn das eherne Sprichwort doch Recht behalten sollte: "Erfolg ist nicht kaufbar."

Sicher wird es einen Verein schmerzen, wenn er wider allen Erwartungen nicht international (erfolgreich) spielt. Jedoch schützt eine gute und seriöse Geschäfts- und Vereinsführung vor bösen Überraschungen. Dass dies trotzdem von Erfolg gekrönt sein kann, hat z.B. der SV Werder Bremen und auf wesentlich höherem Niveau gerade der FC Bayern München gezeigt. Nur das Geld auszugeben, was man tatsächlich zur Verfügung hat (bzw. in überschaubarem Maß zu Verschulden), macht einen unabhängig von zukünftigen ungewissen Erfolgen und man bleibt handlungsfähig. - Einen einheitlichen Rahmen auf europäischer Ebene zur Wettbewerbsgleichheit zu schaffen, sollte trotzdem oder gerade deswegen verfolgt werden.

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Maik Hetmank: