Wow, das Darktiger-Team und Marianne waren in Hamburg bei einer Weltpremiere. Der Lebensgefährte einer Kollegin ist Regisseur und sein neuester Film hatte am Freitag im Rahmen der Hamburger Dokfilmwoche Premiere und wir Karten. :-)
Die Dokumentation verfolgt eine Familiengeschichte: Die Eltern von Kazim Abaci kamen als Gastarbeiter nach Deutschland. Ihn und seine Geschwister holten sie erst später nach, was offenbar zu einer Entfremdung zwischen den Familienmitgliedern führte. Mutter Elif starb früh an den Folgen ihrer Tätigkeit in einem Asbestwerk. Der Vater Veysel ging in die Türkei zurück und ist jetzt auch krank - vermutlich ebenfalls die Folgen seiner damaligen Arbeit. Sohn Kazim blieb in Hamburg, heiratete, bekam einen Sohn und verlor seine Frau ebenfalls sehr früh. Das Filmteam begleitet ihn und seinen Sohn Feryat schließlich auch bei einer Reise in die türkische Heimat und zeigt manche Versuche die problematische Familiengeschichte aufzuarbeiten.
Mir hat der Film sehr gut gefallen, das kann ich als Gesamturteil einmal vorwegnehmen. Es wird eine sehr private Geschichte auf unaufdringliche Art erzählt, erst im Nachhinein ist mir aufgegangen, wie viele Emotionen eigentlich dahinterstecken. Viele Szenen und Eindrücke sind sehr intimen Inhalts, gerade was das Verhältnis zwischen Veysel und Kazim angeht, das alles andere als einfach ist. (Der alte Mann ist auch wirklich ein Schlitzohr und sicher auch ein schwieriger Charakter.) Irgendwie gelingt es auch, dass man alle drei Protagonisten trotz ihrer Macken und Fehler mag (insbesondere Feryat wirkt in den ersten Szenen wie ein etwas arroganter Proll, dann jedoch ergibt sich ein weitaus vielschichtigeres Bild von ihm), was ich gerade für ein solches Porträt wichtig finde. Schwächen der Personen werden gezeigt, jedoch ohne diese zu bewerten - dieses Urteil wird dem Zuschauer überlassen. Etwas anstrengend fand ich die vielen Untertitel, auf die wir angewiesen waren, da wir weder Türkisch noch Kurdisch sprechen. Kann man sicher auch nicht anders lösen, wenn man nicht mit Synchronsprechern arbeiten will, was dann wieder den O-Ton-Charakter der Aussagen zerstört. Allerdings ist es bei einem 90-minütigem Film doch schon etwas anstrengend.