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Amphi-Festival am 25. und 26. 07.2015 in Köln

So, es hat ein bisschen gedauert, aber hier kommt nun endlich auch der Bericht über unseren ersten Besuch beim Amphi-Festival in Köln.

Zum Festival allgemein:
Wir waren das erste Mal dabei - der Entschluss fiel recht spontan, als wir im Programmheft des Blackfield das Line-Up sahen. Das hat uns dann überzeugt, also wurden Karten gekauft und ein Hotelzimmer reserviert. Leider war in der Nähe des Festivalgeländes schon alles ausgebucht, so dass wir eine etwas längere Anfahrt in Kauf nehmen mussten. Was aber recht gut geht, da die Lanxess-Arena ja super gut an den ÖPNV angebunden ist. Dafür schon mal ein Plus für das Festival.

Der Umzug in die Arena hatte wohl für einige Diskussionen gesorgt, auch wir waren zuerst skeptisch: ein Festival in einer Halle, naja. Für den ersten Tag stellte es sich als Glückfall heraus, da wegen einer Unwetterwarnung sonst alles hätte abgesagt werden müssen. Hier noch meine Hochachtung vor Veranstaltern und Bands, die alles taten, um möglichst wenig ausfallen zu lassen und vermutlich am Ende des Tages völlig fertig waren. Für ein Gothic-Festival fand ich es in der Halle gar nicht schlecht, der Ton war gut und wir hatten hervorragende Sicht. Okay, wir hatten uns auch eine Loge gegönnt. Etwas überteuert finde ich das ganze im Nachhinein immer noch und dass man immer jemand zum Wiedereinlassen suchen musste... Aber: Getränke waren umsonst, ein Klo, das man nur mit fünf anderen Leuten teilen musste, ein guter Sitzplatz und zumindest zwei sehr nette Mit-Logierer. Je nach Preis eine Option auch fürs nächste Jahr. Zumal die anderen Sitzplätze offenbar auf Probleme stießen: Ich bekam mit, dass man nirgends auch nur zwei Minuten stehen bleiben durfte, sonst sauste sofort ein Ordner ran und schickte einen weiter. Offenbar gab es auch Probleme, dass Leute nicht mehr zu ihren Kollegen/Freunden rein durften, wenn entschieden wurde, dass der Bereich zu voll war (doof, wenn man zum Klo war oder was zu trinken holen wollte - das ging nämlich nur außerhalb des Sitzplatzbereichs).

Zu den Getränkepreisen können wir nix sagen - Essen war okay und am zweiten Tag auch mit sehr reichhaltigem Angebot, da dann auch die Stände draußen geöffnet hatten. Das Angebot hier - auch an CDs und Klamotten - war gut. Doof fand ich den Bereich drinnen, wo man die ganze Zeit auf einer schiefen Ebene stand. Aber auch das ist vermutlich Geschmackssache. Die Bühnen draußen waren ebenfalls nett - eine schöne Mischung, jede hatte irgendwie einen eigenen Charakter. Die Security war sehr freundlich - noch einmal herzlichen Dank, dass wir am Sonntag unseren Koffer mitnehmen durften! Blöd war am Samstag der Rückweg ins Hotel: Offenbar wollten die Kölner-Taxifahrer entweder kein Geld verdienen oder sie sind chronisch schlecht informiert. Erst war überhaupt kein Taxi da, dann zu wenige - und da tat sich auch trotz aller Bitten, Kollegen Bescheid zu sagen, erstmal nix.

Jetzt aber zu den Bands im Einzelnen:

Samstag, 25.07.2015:

Crüxshadows:
Da wir am Tag davor noch auf einer Hochzeit waren, sind wir ein bisschen viel später angekommen. Die Crüxshadows hatten bereits angefangen, alles davor haben wir verpasst. Der Auftritt war solide und mitreißend wie erwartet. Wir haben die ja bereits öfter gesehen und Rogue hat meiner Meinung nach gute Live-Qualitäten. "Deception" wurde gespielt und "Winterborn" - ich kann mich auch über die sonstige Setlist nicht beklagen.

[x] - Rx:
Oh, die hätte ich beinahe vergessen. Allerdings haben wir die auch nur kurz gesehen und sind dann geflohen - ich fand die schon beim Blackfield unerträglich - zuviel Rumgebrüll, zu wenig Gesang.
 

DAF:
Die sollten eigentlich den Headliner auf einer der Bühnen draußen geben und wurden dann für eine Stunde wegen der Unwetterwarnung in die Haupthalle geholt. Blödes Wetter, dann wäre uns das erspart geblieben. Ich konnte mit DAF nie so richtig was anfangen und auch live sind sie meiner Meinung nach nicht zu empfehlen. Langweilige Bühnenshow, nervige Ansagen (dieses dauernde "Chicos und chicas"....) und den Humor der Songs verstehe ich einfach nicht. Nö, wir waren froh, als die fertig waren.

The Birthday Massacre:
Auf die Truppe aus Kanada habe ich mich riesig gefreut. Ich mag sie auf CD unglaublich gerne und nach dem Auftritt im Duisburger Pulp weiß ich auch, dass die live einfach hervorragend sind. Auch der Auftritt beim Amphi enttäuschte nicht. Sängerin Chibi war gut drauf, die Songauswahl perfekt und mein Lieblingslied "Leaving tonight" wurde gespielt. Was will man mehr? Ein rundum gelungener Auftritt.

Agonoize:
Ich war recht gespannt auf diesen Auftritt, da ich so einiges über die Show im Vorfeld gehört hatte. Ehrlich gesagt, war ich enttäuscht. Okay, es gab viel Kunstblut und Rumgefuchtel mit einer Machette, aber das wurde schnell langweilig. Da ich mit dem verzerrten Gesang überhaupt nicht klargekommen bin, war ich froh, als es endlich vorbei war.

Goethes Erben:
Ich kenne die Band schon seit einiger Zeit, hatte sie aber noch nie live gesehen. Ein Fehler, wie ich ehrlich gestehen muss. Der Auftritt war einfach bombastisch - toll inszeniert und mit einem offensichtlich hervorragend gelaunten Oswald Henke. Die Songauswahl hat mir sehr gut gefallen - toll fand ich vor allem das deutsche Cover von "Mercy Seat" von Nick Cave und von "Shockwaved" von Still Silent. Meinetwegen hätten die noch ein bisschen länger spielen können.

Front 242:
Die großen alten Herren des EBM hatten wir schon einmal auf dem Blackfield gesehen und schon damals war ich angenehm überrascht, dass sie eine so gute Live-Band sind. Dieser Eindruck hat sich auch dieses Mal bestätigt. Ich muss nur gestehen, dass ich etwas müde wurde (Maik hatte hier den Kampf schon aufgegeben und friedlich neben mir fast den ganzen Gig verschlafen - zum Glück waren die so laut, dass man ihn nicht schnarchen hörte.) Aber toll war es trotzdem.

And One:
Als Headliner kam also eine Band, die mich häufig ambivalent zurücklässt. Es gibt einige Songs von ihnen, die ich absolut super finde - und andere einfach nur schrecklich. Live kannte ich sie gar nicht - das sollte sich also ändern. Ich war schlichtweg begeistert von der ersten Minute: Steve ist ein unglaublich toller Entertainer auf der Bühne, er tanzt und bewegt sich wie die deutsche Version von Dave Gahan und auch die Songauswahl war klasse. Nach meinem leichten Durchhänger davor, wurde ich wieder richtig wach (Maik irgendwann auch) und nutzte dies auch dazu, das Tanzbein zu schwingen. Ein toller Ausklang des ersten Festivaltages.

Sonntag, 26.07.2015:

Patenbrigade Wolf:
Wir hatten beschlossen, dass wir zu alt sind, um Sonntag morgens Stress wegen eines Festivals zu machen, und haben es entspannt angehen lassen. Trotzdem waren wir recht früh da und konnten noch den Großteil des Auftritts der Patenbrigade sehen. Ich kannte sie vorher nicht und wusste auch nicht, was mich da erwartet. Es war aber eine angenehme Überraschung: Die Musik war okay und der lustige Auftritt mit immer neuen Aktionen machte direkt munter. Highlight war vermutlich die Bierrinne passend zum Song "Der Brigadier trinkt Bier".

Diorama:
Nun ging es zum ersten Mal raus aus der Halle für einen Auftritt. Im Prinzip mussten wir hier dem Wetter dankbar sein, Diorama hätten wir eigentlich am Samstag verpasst, wegen des Unwetters wurde der Auftritt aber auf den Sonntag verlegt. Mich hats gefreut, konnten wir dadurch doch Torben und Co. endlich mal wieder live sehen. Es war ein gewohnt guter Auftritt mit einer tollen Mischung an Songs - leider war das Zeitfenster viiiieeeelll zu kurz. Die hätten ruhig noch etwas weitermachen können.

S.P.O.C.K.:
Juhuu. die Space Pilots und Star Trek Freaks sind mal wieder im Lande. Wir hatten ja schon einmal das Vergnügen und waren damals von dem Auftritt schlichtweg begeistert - was vor allem am Humor der drei Skandinavier lag. Auch dieses Mal boten sie einen typischen SPOCK-Auftritt mit ihren Star Trek Fan Songs und den Uniformen. Vielleicht lag es am Schlafmangel, aber so witzig wie ich sie in Erinnerung hatte, waren sie dann allerdings nicht. Naja, man kann nicht alles haben und gut war es auf jeden Fall trotzdem.

Das Ich:
Hach, ja endlich mal wieder die großen alten Herren des deutschen Gothic live auf der Bühne. Das ist doch immer gut - so auch dieses Mal. Stefan und Bruno waren in guter Stimmung und lieferten eine tolle Show mit vielen alten und einigen neueren Songs. Natürlich durfte "Destilat" als Highlight am Ende nicht fehlen. Schade fand ich, dass die Bühnendeko so minimalistisch war - hier habe ich ganz andere Erinnerung an Mikroständer und Keyboard. Die netten Keyböardchen auf Rollen waren ja ganz süß, aber die früheren Aufbauten hatten mich doch mehr beeindruckt. Überhaupt nichts anfangen konnte ich mit der weiblichen Gastsängerin - das war zu viel Show und zu wenig Stimme.

QNTAL:
Wir haben hier leider nur einen kleinen Teil des Auftritts gesehen, da sich die Bühnenzeit mit den Herren vom Ich überschnitt. Schade, ich mag die Band ja. Sie waren auch wie erwartet toll. Ich finde es einfach bewundernswert so eine absolut glassklare Stimme zu haben und jeden Ton astrein zu treffen wie die Sängerin. Schöner Auftritt, leider für uns viel zu kurz.

Combichrist:
Nun also der zweite Versuch mit den verrückten Herren. Damals beim Blackfield hat ja die Technik nicht mitgespielt und wir hatten einen sehr kurzen Auftritt. Dieses Mal hat es weitaus besser geklappt und wir bekamen die volle Show zu sehen. Ich bin ehrlich gesagt beeindruckt, wie diese Band es immer wieder versteht, sich musikalisch neu zu erfinden und trotzdem ihrem Stil treu zu bleiben. Das waren ganz klar Combichrist da auf der Bühne, jetzt aber viel rockiger und gitarrenlastiger, als ich sie kannte. Mir gefällt ja ehrlich gesagt beides.Schön war auch mal wieder die Action von Drummer Joey Letz zu beobachten, der offenbar immer Langeweile bei Konzerten hat und etwas zusätzliche Beschäftigung braucht. Gerne besteht diese darin Teile seiner Drums über die Bühne zu verteilen und einen armen Roadie dabei zu haben, der alles wieder einsammeln und zusammenbauen muss. Für uns amüsant zu beobachten, das arme Crewmitglied wusste vermutlich nach dem Gig, was er geleistet hatte.

Welle Erdball:
Die hatte ich ja vor Ewigkeiten mal in der Fabrik in Coesfeld gesehen und fand sie damals recht gut. Da ich Maik seitdem immer ein wenig von ihnen vorgeschwärmt hatte, nutzten wir also die Chance uns zumindest einen Teil des Auftritts noch anzusehen. Wenn ich mich richtig erinnere, war der Gatte nicht begeistert - schade. Ich habe leider nicht viel gesehen, weil es dummerweise anfing zu regnen und ich mich zumindest untergestellt habe. Von dort habe ich aber von der Bühne nix gesehen. Soundtechnisch war es gut und ich meine mich zu erinneren, dass ich noch in den Genuss von "Arbeit adelt" gekommen bin.

Oomph:
Eigentlich wollten wir uns die gar nicht angucken, mich hätte Henry de la Cour viel mehr interessiert, der parallel draußen gespielt hat, aber es hatte sich mittlerweile so eingeregnet, dass wir uns doch wieder in die Halle und in unsere Loge (wirklich sehr zu empfehlen) gerettet haben. Die Jungs waren wie üblich ganz okay, aber mitreißen können sie mich einfach nicht. Das ist solide und die alten Songs mag ich teilweise auch (Das weiße Licht oder Augen auf), aber mir fehlt da einfach irgendwas - wobei ich nicht mal sagen kann was. Dass ich den Sänger recht arrogant finde, kann es nicht alleine sein - den Eindruck habe ich bei And One auch und die Show war trotzdem genial. Naja, man muss ja nicht jede Band mögen - sorry Jungs.

The Mission:
Auf die großen alten Herren des Gothicrock hatte ich mich ja unglaublich gefreut. Um so enttäuschter war ich ehrlich gesagt von dem Auftritt. Ich habe ewig gebraucht, bis ich merkte, dass das etwas seltsame Pärchen nur die Backgroundsänger waren und Wayne war sehr ruhig, kaum Ansagen - an eine Zugabe kann ich mich auch nicht erinnern. Aber Wastelands wurde gespielt, was mich freute. Nach dem Auftritt dann die Auflösung: Wayne hatte offenbar eine ziemlich schlimme Erkältung und hätte ohne die zusätzlichen Sänger den Auftritt beinahe absagen müssen (was dann auch erklärte, warum die beiden sich ein Mikro teilen mussten). Das hätte man wirklich mal vorher sagen können...Von daher: Jede menge Respekt vor soviel Einsatz und Publikumsorientierung und hoffentlich auf ein zweites Mal in besserer Gesundheit.

Diary of Dreams:
Hier muss Maik was zu schreiben, ich hab die nicht gesehen. Ich bin immer noch der Ansicht, die haben verlernt gut zu sein - wobei Maik sagte, dass der Auftritt beim Amphi endlich einmal wieder richtig toll war.

VNV Nation:
 Ronan und Mark habe ich ja nun wirklich schon sehr oft gesehen, sowohl auf ihren Tourneen als auch bei Festivals und es ist jedes Mal großartig. Wobei die Show beim Amphi schon eine der besten war, die ich jemals von ihnen erlebt habe. Die Setlist war hervorragend, der Sound toll, das Publikum in der gesamten Halle außer Rand und Band und Ronan hatte so mega gute Laune, dass er auch noch den Letzten vom Sitzplatz holte. Ein absolt würdiger Headliner und der krönende Abschluss eines tollen Festivals. Amphi, ich denke wir sehen uns zukünftig öfter.

4
Horch und Guck: