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Castle Rock 11 in Mülheim (Ruhr) am 04. und 05.06.2010

Neues Jahr, neues Castle-Rock. :-) Anmerkungen zum Festival an sich spare ich mir hier, da meine Äußerungen vom letzten Jahr immer noch voll und ganz zutreffen, was zum Einen schön, zum Anderen ärgerlich ist, aber alles in allem zeigt, dass das Festival konstant geblieben ist. Daher komme ich mal direkt zu den einzelnen Protagonisten/ Bands:

Freitag, 04.06.2010:

The Flaw:

aus Dortmund, wie sie selbst betonten, machten den Anfang. Somit wurde der erste Slot am Freitag mal wieder für eine lokale Band reserviert, was ich prinzipiell immer gut finde, bekommen sie dadurch doch die Chance bekannter zu werden und sich ggf. neue Fans zu erspielen. In diesem Fall war das, was die Jungs nebst Sängerin uns boten, auch sehr solide und musikalisch gut gespielte Kost. Ich würde den Stil irgendwo in die Nähe Nightwish und/ oder Within Temptation einordnen. Der Auftritt insgesamt war okay, allerdings nichts besonderes, irgendwie hat mir das Element gefehlt, das mich richtig mitgerissen hätte.

Heimataerde:

waren eine der Bands, auf die ich sehr gespannt war. Ich hatte im Vorfeld mal nachgelesen, wer was macht und die Vorstellung einer Band, die in ihrer Musik konstant die Geschichte um einen untoten Tempelritter erzählt, hatte mein Interesse geweckt. Schon der Soundcheck zeigte uns, dass zumindest den Augen einiges geboten werden würde: Trotz der sehr sommerlichen Temparaturen liefen die Musiker in Rittergewändern inklusive Kettenhemden und Helmen auf, was ihnen nachträglich auch die Anerkennung von Alexx von Eisbrecher einbrachte. Der Soundcheck dauerte leider etwas lange, brachte aber auch Entertainment mit sich. Hier das Highlight: "Vokals sind fertig." - "Nein, ich brauch noch den vierten Sänger." - "??? Wir haben doch nur drei Vokals." - "Mir ist gesagt worden, ihr hättet einen Gastsänger." - "Oh. Ah, ja, ich hörte davon." (Diskussion zwischen dem Keyboarder, der den Soundcheck machte, und einem Techniker.) Naja, gespielt haben sie dann auch noch. War recht lustig, ordentliche Show für die Augen und musikalisch ganz gut, leider kann der Sänger eins überhaupt nicht gut: Singen. Nicht gerade unwichtig für seinen Job. Somit in meinen Augen keine Liveband, aber vielleicht mal was zum Antesten auf CD. Zum Abschluss gab es noch ein kleines Highlight, als Lex, der Sänger von Megaherz, mit auf die Bühne kam und gemeinsam "Heuchler" vorgetragen wurde.

Megaherz:

kenne ich noch von früher mit dem alten Sänger, der jetzt bei Eisbrecher ist. Von daher auch interessant beide Bands bei einem Festival direkt hintereinander zu erleben. Alles in allem war der Auftritt ganz okay, nur zeigte sich hier wirklich, dass Megaherz mit dem Sängerwechsel nicht versucht haben, einen Neuanfang hinzulegen. Lex (heißt übrigens mit richtigem Namen wohl auch Alex) wirkt schlicht und einfach wie eine billige Kopie des alten Herrn am Mikrofon. Entsprechend ist auch die Qualität der Songs, die alten Stücke kamen richtig gut, die neuen hingen fand ich ziemlich durchschnittlich. Ganz schlecht fand ich, dass wir in den Genuss kamen den Song Heuchler zum zweiten Mal zu hören, was ihn auch nicht viel besser macht. Nett am Rande bzw. nach Ende war, dass der Drummer noch mit mir angestoßen hat (lief an mir vorbei, ich hatte ein Bier in der Hand und hörte nur noch: "Prost!"), machte einen netten Eindruck der Herr, sollte ihm wohl besser nicht sagen, dass ich ihn vorher als den "Fraggle an den Drums" für mich verbucht hatte. - Hoffe mal, er liest das hier nicht. ;-)

Eisbrecher:

betraten die Bühne stilecht mit dicken Windjacken und eingepackt wie auf einer Nordpol-Expedition. Allerdings entledigten sie sich dieser recht schnell wieder. Alles in allem waren Eisbrecher wirklich ein würdiger Headliner, was ich ja letztes Jahr schon vermutet hatte. Die Show war klasse, die Auswahl der Songs sehr gelungen und Sänger Alexx (der jegliche Rufe nach dem "Checker" galant ignorierte) ist einfach ein hervorragender Entertainer, der nicht nur über Bühnenpräsenz verfügt, sondern immer auch witzige Sprüche auf Lager hat. Highlight war als sie kurz "Satelite" von Lena anspielten. ;-) Nicht so schön war, dass hier auch noch mal einer aus der Rubrik "gerade schon gehört" kam und der Song Miststück zum zweiten Mal zum besten gegeben wurde. Ich finde sowas echt unnötig und würde wirklich sehr darum bitten, sowas zu unterlassen. Das nervt. Zwei Mal den gleichen Song brauch ich nicht und wahrscheinlich auch sonst niemand im Publikum.

Samstag, 05.06.2010:

Eden weint im Grab:

eröffneten den zweiten Festivaltag. Wir waren nicht ganz pünktlich zu Beginn da und haben wohl nur das halbe Set gesehen, was ich aber nicht weiter schlimm fand. Die Jungs spielen deutschsprachigen, recht düsteren Metal und machten ihren Job ganz gut. Ich muss allerdings sagen, sie waren nicht so ganz meins, ging mir zu sehr in die Kreisch-und-Growl-Metal-Ecke, allerdings hab ich schon schlechtere Opener erlebt, etwa letztes Jahr.

Seelenzorn:

haben mich einige Zeit zum Rätseln gebracht, ob ich die jetzt kannte oder nicht. Ich stellte schließlich fest, dass ich sie doch konnte, allerdings war es mir neu, dass die jetzt ne Band dabei haben und nicht mehr nur zu dritt auf der Bühne stehen. Gefallen haben sie mir ganz gut, schöne Melodien und drei gute, tiefe, männliche Stimmen. Allerdings begannen hier die Soundprobleme, die sich über die nächsten drei Bands fortsetzen sollten, in der Form eines alles übertönenden, dumpf wummernden Basses, der es einem wirklich schwer machte, Spaß an der Musik zu haben. Apropos Spaß: Mich erinnert der kleine blonde Sänger ja an einen bekannten Fernsehkoch, Mario Kotaska. Wenn das noch jemand so sieht, darf er/ sie das gerne in die Comments posten. (Irgendwie hat das immer zur Folge, dass ich während des Auftritts darauf warte, dass er ne Kochmütze rausholt und anfängt mit nem Schneebesen oder ähnlichem zu hantieren.)

The Vision Bleak:

waren als Horror-Metal angekündigt worden. Könnte passen, der Auftritt sah ganz gut aus, musikalisch war es recht guter Metal, der für mich leichte Black- oder Death-Anteile hatte. Leider kann ich nicht sagen, ob die deutsch oder englisch gesungen haben, geschweige denn, ob der Sänger seinen Job gut machte, da hier der Bass dermaßen dominiert hat (das hätte eigentlich ein Tontechniker mal merken müssen), dass man nix sonst gehört hat. Sehr witzig fand ich, dass die Band zum Anschluss ihren Fans noch einen Riesen-Gefallen tat und T-Shirts ins Publikum warf.

Krypteria:

wurden von mir sehnsüchtig erwartet. Was ich bisher von denen bei MySpace gehört hatte, hatte mich doch sehr begeistert. Allerdings war ich doch aufgrund des Sounds sehr in Sorge, ob man Sängerin Ji-In vernünftig ausgesteuert und den Bass-Sound in den Griff bekommen würde. Es war nicht so schlimm wie bei der Band davor, aber perfekt ist anders. Jedenfalls gab die Band ihr bestes und hatten sichtlich Spaß auf der Bühne, was mir immer sehr gefällt. Ji-In präsentierte zu Beginn ein grand-prix-würdiges Trickkleid und wirbelte auch sonst ordentlich über die Bühne. Nur die Ansagen sollte sie vielleicht noch einmal etwas üben, das laute Schreien/ Kreischen wäre echt nicht nötig gewesen.

Mono Inc.:

waren von Maik besonders erwartet worden. Seit unserem ersten Erlebnis mit ihnen im letzten Jahr besitzt er zwei T-Shirts, einen Pulli und drei Alben der Band, zusätzlich musste ich mit ihm schon auf zwei Konzerte von ihnen. :-) Wobei wirklich klar zu stellen ist, dass sie das verdient haben. Super Musiker, tolle Songs und eine mitreißende Bühnenshow. Sänger Martin hüpft immer dermaßen herum, dass mir das Wort "Kugelblitz" nicht mehr aus dem Kopf geht. Tja, was soll man noch schreiben? Sie haben bewiesen, dass sie zu Recht zum zweiten Mal dabei waren und diesmal sogar eine Stunde spielen durften. Highlight des Auftritts war neben dem Kata-Mia-Drumsolo das Cover von "The Passenger", sehr schön vorgetragen. Schade nur, dass der Bass immer noch zu dominant war und ich mir bei "Voices of Doom" zusätzlich zum Gehörschutz noch versuchte die Ohren zu zu halten, weil es echt weh tat. Ansonsten verbleibt nur als zweiter Wehmutstropfen, dass es Maik nicht ins Tourtagebuch geschafft hat, obwohl Kata an uns vorbei lief und ihn mit den Worten "Oh und gleich jemand im richtigen T-Shirt." mit der Kamera einfing.

Diary of Dreams:

waren ja letztes Jahr eine der größten Enttäuschungen für mich und so war ich ziemlich skeptisch, was diesen Auftritt anging. Um es kurz und schmerzlos zu machen: Es wurde nicht besser. Zwar war der Schreihals an den Keyboards, der letztes Jahr auf dem Blackfield so schrecklich falsch mitgesungen hatte, nicht mehr dabei, aber das machte es nur leicht erträglicher. Ersetzt wurde er von einer Dame, die sich vor allem durch extrem dramatische Gesten auszeichnete, hatte scheinbar nicht genug am Keyboard zu tun. Adrian hampelt immer noch mit der Gitarre rum und verliert dadurch jeglich Bühnenpräsenz, die ich an ihm mal so bewundert habe. Auch die Songs klingen nicht gut, das alte Material wirkt schrecklich in der neuen Form. Ich war richtig erschrocken, als die "Chemicals" gespielt haben, eines meiner absoluten Lieblingslieder von denen: Ich hab es nicht mehr wieder erkannt, jegliche Power und alles an Gefühl, was da mal drin war, ist komplett verloren gegangen. Schade, für eine Band mit so viel Potenzial. Ich hoffe einfach mal, dass die irgendwann wieder die Kurve kriegen und zu ihren Wurzeln zurück kehren werden.

Letzte Instanz:

durften beim vierten Gastspiel im Schloss endlich mal die Rolle des Headliners übernehmen, worauf ich ja schon länger gewartet habe, da ich die Jungs ja sehr schätze. Ich bin auch dieses Mal nicht enttäuscht worden. Wir bekamen eine sehr gute, energiegeladene Show zu sehen mit einer guten Mischung aus Songs aller bisherigen Alben, sogar ergänzt um die Vorstellung eines ganz neuen Songs, der auf den kommenden Album vertreten sein wird. Klang gut, bin schon gespannt drauf und habe seit gestern auch Karten für die Tour im Herbst, aber das nur am Rande. Da mir außer weiteren Lobesworten, die aber wohl nur Wiederholungen wären, nichts mehr einfällt, schließe ich die Betrachtung hier.

Alles in allem wieder einmal ein sehr gelungenes Festival, in diesem Jahr auch mit einer recht guten musikalischen Besetzung an beiden Tagen. Den Tiger Abzug vergebe ich für den schlechten Sound, weil ich nicht verstehen kann, wieso das in all den Jahren nicht besser wird und erstaunlicherweise pünktlich zum Co-Headliner aufhört. Ich schlussfolgere daraus, dass sich hier ein paar Leute scheinbar nicht genug Mühe geben, bzw. erst bei den großen Namen richtig hinhören. Und das ist schade und nervt ein wenig, abgesehen davon, dass es auch für die Ohren nicht gut ist. :-) 

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Horch und Guck: