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Hugh Howey "Silo"

Die Menschen leben seit sie zurückdenken können in unterirdischen Silos. Das Leben hier ist streng geregelt: Jedes Stockwerk dient einem bestimmten Zweck: von der politischen Führung über die IT, die Gesundheitsversorgung, die Materialproduktion, die Farmen und die Mechaniker zur Wartung der Stromgeneratoren. Beziehungen müssen offiziell erlaubt werden und wer Kinder bekommen darf, regelt eine Lotterie, bei deren Gewinn das Implantant zur Empfängnisverhütung, das jede Frau tragen muss, für einen bestimmten Zeitraum deaktiviert wird. Fragen danach, warum dies alles so ist, werden nicht gerne gesehen und zu energische Nachforschungen - auch über die eigene Geschichte - können tödlich enden. Denn die Welt außerhalb der Silos ist vergiftet und zerstört, wer zur Strafe hier herausgeschickt wird, überlebt nicht lange.

Sheriff Houlston hält es eines Tages nicht mehr aus und verlangt freiwillig nach draußen "zur Reinigung" gelassen zu werden. Er hofft insgeheim, seine Frau dort zu finden, die vor Jahren ebenfalls verlangte, nach draußen gehen zu dürfen. Doch auch Houlston überlebt nicht lange in der giftigen Umwelt. Seine Nachfolgerin Juliette Nichols, deren Ernennung schon den Unmut des mächtigen Chefs der IT auf sich zog, stellt Nachforschungen über Houlstons Entscheidung an und findet bald heraus, dass seine Frau offenbar auf einige Ungereimtheiten im Silo gestoßen ist. Doch bevor sie weitere Erkenntnis erlangt, werden ihr Vergehen gegen die Ordnung vorgeworfen und sie wird ebenfalls nach draußen geschickt. Doch dank der Beziehungen eines alten Freundes gekommt Juliette als erste der Verurteilten einen funktionierenden Schutzanzug - und überlebt lange genug, um festzustellen, dass es nicht nur einen, sondern mehrere Silos gibt. Währenddessen löst ihre Verurteilung in ihrer alten Heimat einen Aufstand gegen die schier allmächtige IT-Abteilung aus, der brutal niedergeschlagen wird. Juliettes Freund Lukas, der zum neuen Chef eben dieser Abteilung aufgebaut werden soll, entdeckt während seiner Ausbildung Dokumente, die ihm die Wahrheit über die Silos zeigen - und die Frage aufkommen lassen, ob er auf der richtigen Seite steht...

Mich hat an dem Buch die ungewöhnliche Idee fasziniert: eine Menschheit, die seit Jahrzehnten unter der Erde verteilt auf mehrere Stockwerke und streng hierarchisch organisiert lebt. Das Gesellschaftssystem ist auch der wirklich interessanteste Teil an der Geschichte - der aber auch wieder sehr schnell erzählt ist. Wenig wird darüber verraten, wie es eigentlich zum Status Quo gekommen ist - aber das werden vermutlich die beiden Folgebände nachholen. Der Rest der Handlung zieht sich leider sehr dahin und auch den Charakteren fehlt Tiefe oder Ambivalenz, was sie sehr austauschbar macht. (Dies gilt leider auch für die Hauptcharaktere.) Trotzdem hat mich die Idee dieser Welt irgendwie gepackt - ich denke, ich werde weiterlesen. Bin mal gespannt auf die Auflösung für das Leben in den Silos - ein bisschen was wird ja durchaus angedeutet.

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Horch und Guck: