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Joseph Nassise "Der Schattenseher"

Für den Havard-Professor Jeremiah Hunt bricht seine heile Welt an dem Tag zusammen, als seine Tochter Elisabeth spurlos verschwindet, offenbar aus dem Elternhaus entführt, während er in seinem Arbeitszimmer war. Hunt gibt sich selbst eine Mitschuld an diesem Ereignis und versucht alles, um seine Tochter wiederzufinden. Daran zerbricht schließlich sogar seine Ehe. Schließlich opfert Hunt in einem obskuren Ritual sein Augenlicht, um die Geisterwelt sehen zu können. Seitdem ist Hunt bei Licht nahezu blind, kann jedoch die Geister in seiner Umgebung wahrnehmen, mit ihnen Kontakt aufnehmen und sich ihrer Sehkraft bedienen. Eine Bekanntschaft mit dem Cop Stanton führt dazu, dass er gelegentlich zu polizeilichen Ermittlungen gerufen wird, um zu helfen, da Stanton ihn für einen Hellseher hält.

Der aktuelle Mordfall ist äußerst seltsam: Es gibt keine Hinweise bezüglich der Todesursache und die Wände des Tatorts sind mit seltsamen Zeichen, die verschiedenen altertümlichen Sprachen entstammen, übersät. Und dann findet Hunt auch noch einen Anhänger, der ihm merkwürdig vertraut vorkommt. Doch erst als ein zweiter, ähnlicher Mord passiert, erkennt Hunt die Fundstücke: Sie stammen von einem Armband, das er einst seiner Tochter geschenkt hatte. Hat Elisabeths Verschwinden etwas mit den Morden zu tun? Oder will jemand nur unbedingt, dass er sich an den Ermittlungen beteiligt? Die Polizei scheint auch ein doppeltes Spiel zu spielen, verschweigt sie Hunt doch, dass es nicht nur um zwei, sondern um 47 Morde geht, die vor über 15 Jahren begonnen haben.

Gemeinsam mit der jungen Hexe Denise Clearwater und dem Barbesitzer Dimitri, einem Berserker, nimmt er die Spur des Mördes auf und bald müssen die drei feststellen, dass sie einem äußerst gefährlichen Gegner gegenüberstehen: einem von einem Hexenmeister geschaffenen Doppelgänger, der jede Gestalt annehmen kann und an der Wiederauferstehung seines Meisters arbeitet. Als sie glauben den Aufenthaltsort ihres Feindes zu kennen, wird Hunt plötzlich verhaftet. Der Doppelgänger hat in seiner Gestalt einen weiteren Mord begannen und sich dabei filmen lassen. Während Hunt von der Polizei verhört wird, machen sich Denise und Dimitri alleine auf, um den Gegner zu stellen. Ein Vorhaben, das nicht gut enden wird...

Mir hatte vor allem die Idee des blinden Hunt, der nun die Geisterwelt sehen kann, gefallen und den Anreiz dargestellt, warum ich mir das Buch gekauft habe. Im Ganzen kann ich sagen, dass ich mich von dem Buch recht gut unterhalten gefühlt habe, wenn es auch kein großer literarischer Wurf ist. Aber das muss ja auch nicht immer sein. Die Story wird spannend geschildert und schnell vorangetrieben, in Rückblenden erfährt man, wie es zu Hunts Erblindung gekommen ist. Auch die Aufteilung in viele kurze Kapitel ist dem abendlichen Lesegenuss durchaus förderlich, führt aber dazu, dass man länger liest, als man ursprünglich wollte ("Ach, das kann ich jetzt auch noch eben schnell...").

Sprachlich ist das ganze allerdings recht platter Standard, vor allem die Angewohnheit des Autors einen Teil seiner Protagonisten immer nur mit dem Nachnamen zu benennen, wird irgendwann nervig. So ganz verstanden, warum Hunt so gezielt von dem Doppelgänger in den Fall hinein gezogen wurde, habe ich immer noch nicht. Aber vielleicht klärt sich das ja in der Fortsetzung, die angekündigt worden ist.  

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Horch und Guck: