Sie sind hier

Lee Goldberg: Mr Monk und die Montagsgrippe

Die Polizisten in San Francisco wollen einen besseren Arbeitsvertrag und natürlich auch mehr Geld. Leider(?) geht es ihnen wie den deutschen Polizisten, sie dürfen ihren Forderungen nicht durch Streiks Nachdruck verhelfen. Allerdings scheinen sich in letzter Zeit die Krankmeldungen unerklärlicherweise zu erhöhen, man munkelt es handelt sich um einen gefährlichen Grippevirus, die Montagsgrippe (im englischen spricht man analog zum deutschen "Blaumachen" auch von der blauen Grippe "blue flu").

Nachdem Monk den ersten Schock überwunden und die selbst auferlegte Quarantäne aufgegeben hat, zeigen sich ihm durch den Personalmangel aufgrund des Krankfeierns neue Perspektiven: Er erhält seine heißgeliebte Polizeimarke zurück. Zusammen mit anderen aus dem Ruhestand oder der Suspendierung rekrutrierten Ex-Polizisten muss Monk die provisorische Leitung der Kriminalpolizei übernehmen. Seine neuen Kollegen sind dabei nicht minder gestört als Monk, er kommt einem dabei fast "normal" vor.

Dieses Großaufgebot an gestörten Persönlichkeiten führt auch zu dem ersten Abzug in der Wertung. Das ist einfach zuviel des Guten. Kann man sich mit den zahlreichen Neurosen von Monk noch anfreunden, führen die Macken der beiden anderen nur zu Verwirrung. Ich konnte der Story teilweise nicht folgen, da ich nicht mehr wusste, wer mit welchen Macken und welchem Assistenten da im Spiel war. Weniger ist manchmal einfach mehr.

Den zweiten Tiger Abzug gibt es stellvertretend auch für die anderen Bücher. Da fallen sie jedoch nicht so ins Gewicht, da sie das Lesevergnügen nicht so sehr störten wie bei dieser Episode. Zum einen sind hier die ellenlangen Einführungen in die Personen der Geschichte, v.a. Monk und der Erzählerin Natalie Teeger, zu nennen. Natürlich ist das ein trade off, dass man auch Quereinsteigern die Personen kurz nahebringen will - es gibt ja nichts schlimmeres, als von einer Story nichts zu verstehen, weil man die ersten beiden Bücher nicht gelesen hat. Allerdings muss es ja nicht immer wieder die ganze Story von Natalie und ihrem in Bosnien abgeschossenem Mann Mitch sein und die damit verbundenen Parallelen und Seelenverwandtschaft zu Monk und seiner Trudy. Zum Glück wird das in den späteren Büchern kürzer angeschnitten, so dass es dort nicht mehr so nervt.

Zu guter Letzt muss ich mich hier auch mal über die miese Absatzsetzung und Dialogregie beschweren. Ich weiß nicht, ob dies auch in den englischen Originalen so ist, aber das man fast nach jedem Satz einen Absatz machen muss, obwohl der nächste Satz noch inhaltlich zum vorigen Absatz gehört, ist doch sehr gewöhnungsbedürftig. Bei den Dialogen, v.a. wenn mehr als zwei Personen involviert sind, hätte ich mir öfters mal einen Hinweis gewünscht, wer da gerade nochmal am Reden ist. Gerade wenn hier drei mit Psychosen und drei leidgeplagte Assistenten durcheinanderschwätzen, kommt man einfach nicht mehr recht mit.

Alles in allem eine eher langweilige Monk-Story. Die Charaktere werden wieder wunderbar von Lee Goldberg in Szene gesetzt, aber der richtige Lesespaß will aufgrund oben geschilderter Mängel nicht aufkommen. Schade. Ein Trost für mich (und vielleicht auch alle anderen Monk-Liebhaber), dass die nächsten Episoden wieder besser sind. Es darf dann wieder mit hohen Wertungen gerechnet werden.

3
Bitte hier ankreuzen!: 
Horch und Guck: