Mira arbeitet in Genf für die Vereinten Nationen. Abgesehen vom Lesen und Verfassen unzähliger Berichte über die Katastrophenherde der Weltgemeinschaft besteht ihr Job darin durch die Genfer Hotels zu tingeln und in vertraulichen Gesprächen die Vertreter*innen verschiedener Konfliktparteien zur Einigung zu überreden. Mira hat dabei eine besondere Gabe: Sie kann auf eine Art zuhören, die ihr Gegenüber dazu verleitet, Dinge zu erzählen, die er*sie eigentlich gar nicht so offen sagen wollte. Doch als Mira Milan wiedertrifft, in dessen Familie sie einst als Kind einige Monate nach der Trennung ihrer Eltern lebte, scheint ihr wohlgeordnetes Weltbild zusammenzubrechen. Hals über Kopf lässt sie sich auf eine Affäre mit dem verheirateten Mann ein, obwohl ihr klar ist, dass er seine Frau und seinen Sohn nie verlassen wird. Gleichzeitig beginnt sie immer mehr, die vermeindliche Neutralität der UN zu hinterfragen, ebenso wie ihre eigene Rolle. War sie während ihres Einsatzes in Burundi vor dem Genozid dort, wirklich so unparteiisch, wie sie bisher dachte und eigentlich hätte sein sollen...
Ich hatte mir von dem Buch weitaus mehr erwartet. Die angekündigte Reflexion über Wahrheit und Neutralität habe ich - wenn überhaupt - nur in Ansätzen gefunden, was sehr schade ist. Die Geschichte und ihre grundlegende Idee hätten nämlich viel Potenzial dazu geboten. Auch bleibt mir zu vieles unklar, insbesondere was Miras Rolle im Burundi-Konflikt angeht. Die Sprache des Buches ist ebenfalls etwas gewöhnungsbedürftig, die Autorin neigt zu extrem langen Schachtelsätzen deren Funktion sich mir nicht erschlossen hat.