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Rick Yancey "Der Monstrumologe"

Der Junge Will Henry hat bei einem Brand beide Eltern verloren. Doktor Pellinore Warthrop, für den sein Vater zu Lebzeiten gearbeitet hat, nimmt ihn als sein Assistent auf, obwohl Will erst zwölf Jahre alt ist. Doch der Doktor geht keinem normalen Beruf nach: Er ist Monstrumologe, er untersucht, jagt und tötet Monster und Will Henry begleitet ihn fortan bei dieser gefährlichen Tätigkeit.

Eines Nacht steht ein alter Grabräuber vor der Tür des Doktors. Er hat in einem Sarg eine grausige Entdeckung gemacht und neben der Leiche eines Mädchens ein totes Monster gefunden. Der Doktor kennt diese Spezies, es ist ein Anthropophage, ein menschenfressendes Monster. Die Situation ist äußerst gefährlich, denn Anthropophagen leben in Stammesverbänden, so dass es noch mehr von ihnen geben muss. Ein nächtlicher Besuch auf dem Friedhof kostet Will und den Doktor beinahe das Leben und bestätigt den Verdacht, dass sich eine ganze Kolonie der Monster in dem kleinen Städtchen befindet.

Während Doktor Warthrop noch versucht herauszufinden, wie die Wesen von ihrer afrikanischen Heimat nach Nordamerika kommen konnten, töten die Monster bei der Nahrungssuche die gesamte Pfarrersfamilie. Nun bliebt keine Zeit mehr - gemeinsam mit einer Handvoll mutiger Männer, dem örtlichen Polizeichef und dem mysteriösen Dr. John Kearns machen sich Will und Warthrop auf die Monster zu vernichten. Doch Warthrop scheint etwas zu verschweigen. Warum weigert er sich kategorisch den Hinweisen nachzugehen, dass jemand die Anthropophagen absichtlich nach Amerika geholt und sogar gefüttert hat? Etwa weil es Hinweise gibt, dass sein eigener Vater in die ganze Geschichte verstrickt ist?

Ein im großen und ganzen gut angelegtes und spannend erzähltes Buch. Ich mag generell Geschichten, die im 19. Jahrhundert spielen und die Atmosphäre dieser Zeit wird sehr gut eingefangen. Auch die skurrilen Charaktere, vor allem Doktor Warthrop und der mysteriöse Kearns, sind sehr gut getroffen. Allerdings hat das Buch trotz aller Spannung auch seine Längen und zieht sich teilweise ganz schön. Will, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, hat einen teilweise sehr ausschweifenden Erzählstil, der schnell langweilig wird. Wirklich schön sind die Zeichnungen, die in den Text integriert sind und die man ja heutzutage selten in Büchern (abseits denen für Kinder) findet. 

Achtung Spoiler: Wie ich es finden soll, dass sich Kearns als Jack the Ripper entpuppt, weiß ich immer noch nicht. Einerseits eine witzige Idee, andererseits finde ich das Ganze irgendwie ein bisschen unausgegoren, so wie es geschildert wird. Insgesamt also ein durchaus nicht schlechtes Buch, das jedoch leider auch seine Schwächen hat.

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Horch und Guck: