Dick Meier ist alles andere als begeistert von seinem Leben: Das Jurastudium ist ebenso dröge wie das Zusammenleben mit seinen Eltern. Es sagt wohl alles über diese aus, dass sie ihn Dick genannt haben - nach dem ehemaligen amerikanischen Vizepräsidenten Dick Cheney. Er beschließt, das Studium zu schmeißen und sich stattdessen einen Job zu suchen, um endlich Zuhause ausziehen zu können. Doch der anfänglich so attraktive Job bei einer Bankanstalt entpuppt sich bald als Alptraum. Die Kolleg*innen sind zerfressen von Ehrgeiz und Neid oder stehen kurz vor dem Burnout. Wer Schwächen zeigt, der wird gnadenlos niedergemacht. Dick beschließt, sich auf seine Art zu wehren und schafft sich mit Mobbing Dick ein Alter Ego, das den Kolleg*innen kindische Streiche spielt. Doch nach und nach kann Dick seine beiden Identitäten nicht mehr trennen und Mobbing Dick übernimmt immer stärker sein Alltagshandeln...
Auf dieses Buch bin ich über die Longlist der Nominierten für den Deutschen Buchpreis 2019 gestoßen - es hatte irgendwie interessant geklungen und daher habe ich mich mal daran versucht. Leider haben die Ankündigungen nicht ganz gehalten, was ich mir davon versprochen habe. Ja, es ist eine ziemlich abgedrehte Geschichte um den Protagonisten und seinen langsam immer deutlicher werdenden Wahnsinn, den man als Leser*in angesichts der Menschen, mit denen er es zu tun hat, nur zu gut nachvollziehen kann. Auch die Beschreibung der Bankenwelt, Dicks Arbeitsplatz, ist in ihrer Skurrilität - sowohl was die Figuren als auch deren Handlungen angeht - sehr gelungen und der Versuch einer überhöhten Spiegelung der realen Verhältnisse in dieser Branche. Es braucht aber sehr lange, bis Dick als sein Alter Ego tatsächlich aktiv wird und dann beschränkt er sich auch auf einige wenige, dafür zum Ende umso drastischere Aktionen. Hier hatte ich von dem Buch etwas anderes erwartet und anhand des Klappentexts gedacht, dass der Fokus mehr auf diesen Handlungen liegen würde. Ich hatte so etwas wie einen verdrehten moderen Eulenspiegel erwartet - das ist das Buch leider nicht. Es ist sicher kein schlechter Roman, aber ich bin irgendwie damit nicht warmgeworden.