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Unart-Festival am 05.11.2011 im FZW, Dortmund

Die Aussicht mal wieder unsere Schweizer Lieblingsband zu sehen führte uns dazu, mal eben Karten für ein kleines 1-Tages Festival zu kaufen. :-) Auf ging es also in die Nachbarstadt, trotz parallel stattfindenden Bundesliga-Spiel verlief die Anreise recht geschmeidig, den Zwischenstand von Pauli gegen Fürth holten wir uns per Radio und den Gegner der Dortmunder Borussia erfragten wir bei den netten Mitreisenden.

Die Festivalveranstalter versuchten bereits zu den ersten Bands möglichst viele Leutchens zum Erscheinen zu animieren und lockten daher mit einem besonderen Gimmick: Wer bis 14:30 Uhr da war, bekam eine Sampler-CD geschenkt. Naja, wir sind ja eh immer an neuen musikalischen Entdeckungen interessiert und haben die CD daher zwar mitgenommen, extra deswegen sind wir allerdings nicht so früh angereist. Und die Taktik ging übrigens auch nicht auf, es war trotzdem recht leer in der großen Halle des FZW.

Naja, kommen wir mal zu den Bands des Tages:

Sadurbia

durften den Anfang machen. Wir kannten sie bisher noch nicht, die drei Herren haben aber einen ganz soliden Eindruck hinterlassen. Sehr elektronisch, aber durchaus melodisch und ein unterhaltsamer Auftritt. Komisch fand ich, dass der Sänger sehr unterschiedlich klang, jenachdem ob er deutsch oder englisch gesungen hat. Bei letztgenannter Sprache kam er fast an die Stimmmelodie von Peter Heppner heran, was mir ja sehr gut gefallen hat. Das Set war recht kurz, aber damit rechnet man ja auch bei der ersten Band eines Festivals.

The Saint Paul

feierten ihr Live-Debüt. Da die beiden Herren aus Essen kamen, hatten sie offenbar die örtliche Nähe genutzt und alles an Freunden und Bekannten angekahrt, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Dadurch schafften sie es die Halle bzw. die ersten Reihen gut zu füllen. Musikalisch sind sie ebenfalls in der elektronischen Ecke anzusiedeln, ich fand sie etwas härter als Sadurbia. Nicht gefallen hat mir die Stimme des Sängers, die stellenweise zu metallisch-näselnd rüberkam. Da es auch nur ein recht kurzes Set war, war glücklicherweise jedoch alles vorbei, bevor es richtig anstrengend werden konnte.

Liquid Divine

haben mich ziemlich gleichgültig gelassen, irgendwie kam da nichts so richtig rüber. Musikalisch sind sie ebenfalls der elektronischen Ecke zuzuordnen, allerdings ein bisschen ruhiger und melodiöser als die Vorgängerbands. Leider halt nur irgendwie nichtssagend. Nett fand ich ja, dass sie CDs an die Leute in der ersten Reihe verteilt haben. (Da nur so wenige da waren, war es auch kein Problem, dass jeder dort eine bekommen hat.)
 

Metallspürhunde

waren ja der Hauptgrund, warum wir überhaupt zum Unart-Festival gegangen sind. Und wir wurden definitiv nicht enttäuscht. Die Köter haben mal wieder gerockt wie irre. Wir nutzten die Gelegenheit und standen in der ersten Reihe, was zur Folge hatte, dass Sänger Michael mehr als ein Mal direkt vor uns stand. (Maik hat beschlossen sich vorerst nicht mehr zu waschen, da er auch noch von ihm angefasst wurde.) :-) Was soll man also sagen, super Auftritt. Leider ein wenig kurz, da wäre sicher noch was gegangen.

Doof auch, dass es so eine lange Umbaupause gab. Offenbar machte der Beamer Schwierigkeiten... aber wieso parallel dazu nicht schon mal ein Soundcheck gemacht werden konnte, erschließt sich mir nicht. (Ganz zu schweigen, warum man sowas nicht am Tag vorher testet.) Kurz und gut: Wir wollen mehr Metallspürhunde in Deutschland und ein längeres Set (dann mit "Amokherz", "Blut und Spiele" sowie "Böse Wetter" auf der Setlist). Wir bieten auch an für Michael eine gutgekühlte Flasche Jägermeister mitzubringen (brr, wie kann man das Zeug nur trinken?).

Heimataerde

haben wir ja auch bereits einmal live gesehen. Dies Mal hatten sie wohl den Vorteil, dass es unter den Kettenhemden nicht wieder so unglaublich heiß war (hoffe ich zumindest für die Herren). Die Show war wie das letzte Mal nicht schlecht, ich mag den Zirkus auf der Bühne ja recht gerne. Auch die Bilder im Hintergrund (jawohl, der Beamer lief endlich) fand ich sehr stimmig und beeindruckend. Musikalisch mag ich Heimataerde ebenfalls, nur Ash muss wirklich mal an seiner Stimme arbeiten. Gesanglich ist da - glaube ich - mehr drin, obwohl er in Dortmund besser klang als damals in Mülheim (besser ausgesteuert?). Trotzdem: Ich hab mich gut unterhalten gefühlt und die passend gewandeten Fans im Publikum machten ebenfalls Spaß. Unser einziges Problem war, dass wir immer so nervös wurden, wenn wir die Templer in der Nähe hatten. (Maik spielt gerade Assassin's Creed und da sind die Templer die Feinde.)

Solitary Experiments

waren mir bisher gänzlich unbekannt, obwohl mir dann doch ein Song bekannt vorkam, keine Ahnung woher. Musikalisch fand ich sie recht gut, angenehme Melodien, Sänger mit recht guter Stimme, nur der letzte Funke fehlte irgendwie um mich völlig zu begeistern. Allerdings gibt es definitiv zwei Preise: einen für die besten Hintegrundfilmchen (Ausschnitte aus Event Horizon, diversen Final Fantasy-Teilen und dem Herrn der Ringe) und den anderen für den stylischsten Auftritt. Zwar hatte Maik Sorgen, dass der Drummer gegen Ende des Gigs komplett nackig auf der Bühne stehen würde, aber den Gefallen hat er uns dann doch nicht getan. Schade eigentlich...

Megaherz haben wir uns nicht mehr gegeben. Uns taten die Füße und der Rücken weh, wir werden einfach zu alt für Festivals ohne Sitzgelegenheiten. Außerdem finde ich Megaherz mit dem jetzigen Sänger nicht mehr so pralle und irgendwie passten die auch nicht so wirklich in die musikalische Grundstimmung. Warum man ein Festival fast komplett mit elektronischen Bands macht, um dann ne reine Rockband als Hauptact zu buchen, ist ne Logik, die ich nicht verstehe sorry. Naja, ich hoffe, sie waren trotzdem gut und haben gerockt.

Alles in allem fand ich das Festival gar nicht schlecht. Mir hat ein Großteil der Bands gefallen und der Sound war gut. Zu kritisieren ist das übersichtliche Catering, vielleicht sollte man bei solchen Veranstaltungen im FZW doch mal überlegen, ne mobile Frittenbude anzumieten - die Nudeln waren zwar okay, aber die Auswahl (Nudeln, Nudeln oder nix) war doch recht eingeschränkt.

Schade fand ich, dass es selbst bei der vorletzten Band noch extrem leer war. Hatte zwar den Vorteil, dass man überall gut stehen und was sehen konnte, aber für die Bands hat es mir doch Leid getan. Ich denke, die Veranstalter sollten bei einem nächsten Versuch mal die Zusammenstellung der Bands überdenken. Fast ausschließlich Gruppen zu buchen, die aus dem elektronischen Bereich der schwarzen Musik kommen und dann eine Rockband als Headliner zu nehmen, passt ja irgendwie nicht so wirklich.

Was man aber auch festhalten muss: Hut ab vor allen anwesenden Künstlern, die eine professionelle und gute Show abgeliefert haben und sich nicht anmerken ließen, wenn sie vielleicht auch ein wenig enttäuscht waren, dass sich so wenig Publikum ins FZW veirrt hatte. Klar, man kann sagen, das ist zu erwarten, schließlich werden sie ja dafür bezahlt... aber ich kann sagen, dass ich das schon mal anders erlebt habe. Von daher: Chapeau und merci beaucoup.

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