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William Gibson & Bruce Sterling "Die Differenzmaschine"

Lord Babbage ist es gelungen seinen Lochkartencomputer mittels Dampf zu betreiben, die technische und industrielle Revolution in England verlief dadurch etwas anders, als wir sie aus unserer Geschichte kennen. Der Fortschritt ist alles, der alte Adel verschwunden. Die radikale Partei unter Lord Byron regiert und Religion ist altmodischer Kram, dem niemand mehr offiziell nachhängt. Jeder hat eine Bürgernummer und die Computer erfassen alle Tätigkeiten - umfassende Profile der Menschen sind möglich. 

In dieses England kehrt nach einem längeren Forschungsaufenthalt der Paläontologe Dr. Edward Mallory zurück. Er hat in Amerika einen Brontosaurus gefunden - und nebenher die Cheyenne mit Waffen versorgt. Bei einem Dampfwagenrennen gerät er ungewollt in eine politische Verschwörung. Eigentlich wollte er nur der offensichtlich bedrohten jungen Dame helfen - die sich dann jedoch als Lady Ada Byron herausstellt, die Königin der Maschinen. Sie gibt ihm einen Koffer, den er natürlich für sie verwahrt, doch damit macht sich Mallory mächtige Feinde. Wie mächtig muss er sehr schnell feststellen, denn bald machen die übelsten Gerüchte über ihn und auch seine Familie die Runde. In einem London, das plötzlich sowohl sozial als auch ökologisch am Rande des Kollaps steht, muss Mallory die wenigen Freunde, die er noch hat, um sich scharren und sich gegen einen gefährlichen Verbrecher und Aufrührer wehren...

Ich muss sagen, ich bin von dem Buch ziemlich enttäuscht. Ich hatte einen Steam-Punk-Roman erwartet, aber irgendwie habe ich trotz der vielen Dampfmaschinen den Charme dieser Richtung vermisst. Die Story ist verworren und ich befürchte, ich habe die Auflösung, sofern es eine gab, nicht wirklich verstanden. Keine der Hauptfiguren wird so geschildert, dass man das Gefühl hat, einen wirklichen Charakter vor sich zu haben oder gar mit ihnen mitfiebern kann. Größtenteils ist das Buch langatmig und langweilig, häufig habe ich mich bei der Frage ertappt, was diese Szene oder jener Vorgab denn nun für die Handlung beiträgt und ob man ihn nicht besser gestrichen hätte. Ich schätze Gibson sehr für die Neuromancer-Trilogie, aber dieses Buch hätte er besser schreiben müssen oder ganz sein lassen sollen. Leider kann ich nur allen empfehlen, die Finger davon zu lassen.

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Horch und Guck: