Eigentlich scheint der Fall schon zu Beginn des Films gelöst: Holmes und Watson erwischen Lord Blackwood in flagranti, als er gerade versucht einen weiteren satanistischen Ritualmord zu begehen. Der Tod durch den Strang ist ihm sicher, doch scheint dies den finsteren Lord überhaupt nicht zu schrecken. Ganz im Gegenteil: Kurz vor seiner Hinrichtung eröffnet er Holmes noch, dass sein Tod erst der Anfang sei und drei weitere Morde geschehen werden. Holmes tut dies natürlich erst einmal für das Geschwätz eines Wahnsinnigen ab, wird jedoch bald eines besseren belehrt. Ein Zeuge will den Lord auf dem Friedhof gesehen haben und in seinem Sarg liegt eine andere Person. Bald passiert auch der erste angekündigte Mord. Hat Holmes es diesmal wirklich mit übersinnlichen Kräften zu tun? Als wäre all das noch nicht genug, muss er auch noch damit fertig werden, dass Watson aus der Baker Street ausziehen und heiraten will. Und dann taucht auch noch Irene Adler auf, die einzige Frau, die ihm jemals den Kopf verdreht hat. Doch ihr Erscheinen ist kein Zufall, eine zweite dunkle Macht scheint im Hintergrund die Fäden zu ziehen...
Puhh, ich bin immer noch unschlüssig, was meine Meinung zu dem Film angeht. Er ist wirklich gut gemacht, tolle Ausstattung, spannende Story, witzig und mit jeder Menge Action, also eigentlich richtig gutes Popcorn-Kino. Mein Problem ist, dass ich nicht so ganz verstehe, was das eigentlich mit Sherlock Holmes zu tun hat. Der Film bedient sich recht locker und willkürlich der Figuren und einzelner Storyelemente und vermischt diese zu einem bunten Strauß Whatever. Auch hat mir Robert Downey Jr. in der Rolle des Holmes überhaupt nicht gefallen, er passt vom Typ her nicht und wirkt mit seinem stoppeligen Bart so gar nicht wie ein englischer Gentleman des viktorianischen Zeitalters. Jude Law als Watson und Rachel MacAdams als Irene Adler fand ich da schon eher sehr, sehr passend. Nervig fand ich auch die Zeitlupen, in denen Holmes seine Faustkampfstrategien durchplante, das war mir irgendwie zu viel schlecht kopierte Matrix.
Wahrscheinlich bin ich als bekennender Holmes-Fan einfach nicht das ideale Publikum für den Film. :-( Ich muss aber sagen, dass er wirklich nicht schlecht ist, sondern blendend unterhält und den zweiten Teil, der quasi in der Luft liegt, werde ich mir wohl auch angucken. Wer jedoch den richtigen, echten Holmes erleben will, dem empfehle ich die Bücher oder die BBC-Serie mit Jeremy Brett, der den berühmten Detektiv einfach nur genial darstellt.
Zum Abschluss für die, die es interessiert, die Unstimmigkeiten, die mir aufgefallen sind:
So, das musste jetzt mal raus. Uff, nu gehts mir besser. :-)
Maiks andere Meinung: Ich muss jetzt hier mal meinen Protest kundtun und diesem "Holmes" fünf Tiger verleihen. Mir hat der Film ausgesprochen gut gefallen und mich ebenso gut unterhalten. Sicher, man muss sich vom Original lösen. Sherlock Holmes wurde wahrscheinlich nur als Aufhänger und für einige Stilelemente genutzt, ansonsten aber eine Story "in Anlehnung an" Holmes gestrickt. Das hätte es nicht unbedingt gebraucht, war aber aus Marketinggründen wohl ein guter Schachzug. Brothers Grimm lassen grüßen.
Wo ich mit Tanja übereinstimme, ist die Fehlbesetzung des Holmes. Den ganzen Film über will man es Robert Downey Jr. nicht abnehmen ein Holmes zu sein. Die Zeitlupen, die die Gedankenspiele von Holmes vor dem Kampf zeigten, fand ich hingegen passend. Mir sind dafür zwei andere kleinere Fehler aufgefallen: Zum einen scheint es so, als würde Jude Law ein Hörgerät im linken Ohr tragen. Zumindest hat er bei einem Gespräch mit Holmes im Gefängnis irgendein transparentes Plastepfropfen im Ohr, was es zumindest im 19. Jahrhundert m.W. noch nicht gab. (Mir geht es hier nicht darum, ob Jude Law ein Hörproblem hat, sondern dass man das in der Szene sah und es nicht in die Zeit passte.) Zum anderen war die Kleidung von Holmes und Watson erstaunlich trocken, als sie aus dem Wasser kamen.