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Scott Westerfeld "Leviathan - Die geheime Mission"

Eigentlich tauchen die Bücher, die ich für die Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien  (AJUM) der GEW lese, hier nicht in den Reviews auf, was meistens auch besser ist. Vor allem die unsäglichen Mädchen-Pferde-Romane würden den Schnitt der Bewertungen wohl zu sehr nach unten ziehen. Dieses Mal mache ich jedoch eine Ausnahme, denn Leviathan hat mich so begeistert, dass ich ungeduldig auf den zweiten Band warte. (Ich befürchte allerdings, den muss ich kaufen, zur Bewertung werde ich den wohl nicht auch noch zugeschickt bekommen.)

Prinz Aleksandar ist auf der Flucht. Nachdem sein Vater und seine Mutter serbischen Anarchisten zum Opfer gefallen sind, muss sich der junge Prinz vor seinen eigenen Landsleuten verstecken. Zwar hat der österreichische Kaiser  die Ehe seines Vaters mit einer Bürgerlichen nie anerkannt, aber bevor Aleksandar Anspruch auf den Thron erheben kann, will man lieber auf Nummer Sicher gehen. Gemeinsam mit den letzten Gefolgsleuten seines Vaters flieht der Junge in die Abgeschiedenheit eines Schweizer Schlosses.

In London gelingt es zur selben Zeit Dylan Sharp in den Militärdienst aufgenommen zu werden. Er wird Kadett an Bord des gigantischen Luftschiffs Leviathan und sieht sich am Ziel seiner Träume. Was jedoch niemand wissen darf: Dylan heißt in Wahrheit Derryn und ist ein Mädchen. Ihre erste Reise auf der Leviathan besteht in einer diplomatischen Geheimmission nach Konstantinopel. Ein gefährliches Unternehmen, denn der Erste Weltkrieg zeichnet sich ab.

Der Angriff deutscher Flugzeuge führt dazu, dass die Leviathan notlanden muss, genau in der Nähe jenes Schweizer Schlosses, wo sich Aleks und seine Beschützer versteckt haben. Zunächst wollen die Österreicher nur helfen, damit sie die Briten so schnell wie möglich wieder los sind, doch bald müssen sie erkennen, dass sie beide von dem gleichen Feind verfolgt werden. Und so gelangen Aleks und seine Begleiter an Bord des Luftschiffes und treten eine Reise ins osmanische Reich an.

Was sich zunächst wie ein historischer Jugendroman liest, ist tatsächlich eine geniale Vermischung von Historie und Fantasy. Denn die Welt von Derryn und Aleks beinhaltet zwar Elemente der tatsächlichen Geschichte, allerdings ergänzt um Elemente, die an Steampunk erinnern bzw. diesen entlehnt sind. So ist der Konflikt, der den Weltkrieg heraufbeschwört, nicht nur politisch begründet, sondern basiert auch auf einem gänzlich anderen Wissenschaftsverständnis.

Es stehen sich Mechanisten und Darwinisten gegenüber: Erstgenannte, zu denen bspw. Österreich und das Deutsche Reich gehören, nutzen Mechanik und Maschinen, die andere Seite, z.B. Großbritanien, Frankreich und Russland, haben sich Darwins Entdeckung der Lebensketten zu Nutze gemacht und Tiere geschaffen, die ihnen als Flugmaschinen, Waffen oder Transportmittel dienen.

Mir hat es einen unheimlichen Spaß gemacht dieses Buch zu lesen und immer wieder tatsächliche Geschehnisse mit der fiktiven Welt zu vergleichen. Hinzu kommt noch, dass das Buch echt toll gestaltet ist, die Zeichnungen von Keith Thompson sind den Kauf wirklich wert. Wer Spaß an origineller und actionreicher Literatur hat, dem kann ich dieses Buch wirklich nur empfehlen.

4
Horch und Guck: