Nachdem wir beim letzten Spiel (Kanada vs. Frankreich) eigentlich dachten das Topspiel in Bochum gesehen zu haben, konnten wir spielerisch hiervon eher heute sprechen. Wieder mit Frau V. und Herrn S., aber diesmal im Block Q ließen wir uns zum dritten Spiel in Bochum ein und nieder.
Verlieren durfte kein Team, das war klar und das merkte man beiden Mannschaften auch an. Von Beginn an sahen wir daher ein recht offensiv geführtes Spiel von beiden Seiten. Die Matildas konnten auch schon nach 8 Minuten - begünstigt durch eine auffallend schwach agierende Torhüterin der Guinesen - zum 1:0 einnetzen.
Den ersten Aufreger gab es dann keine 8 Minuten später, als wir nach einer weiteren guten Torraumszene der Matildas mit einem Lattentreffer plötzlich Proteste der australischen Spielerinnen begleitet von Pfiffen von den Rängen bemerkten. Wir dachten schon an ein "Wembley-Tor", da wir die Szene von der gegenüberliegenden Seite nicht gut erkennen können. Aber es war dann ein "schönes" Handspiel:
Wiederum nur einige Minuten später klingelte es dann im Tor der Ausis. Die Neu-Torbiene aus Potsdam Anonma zupfte einen leichtfertig verstolperten Ball von Uzunlar weg und konnte zum 1:1 Ausgleich einschieben. Das konnte ja eine muntere Partie werden.
Im weiteren Verlauf versuchten die Matildas jedoch das Tempo etwas rauszunehmen und den Ball sicher in den eigenen Reihen zu halten. Um dann in einigen guten Spielzügen gefährlich vor dem Tor der Guineanerinnen aufzutauchen. Bei letzteren merkte man an, dass sie nicht aufeinander eingespielt waren. Viele gute Möglichkeiten vergaben sie bereits frühzeitig, da die Mitspielerinnen die guten Passversuche nicht antizipierten.
Nach der Halbzeit ging es mit dem munteren Spiel weiter und bereits sechs Minuten nach Wiederanpfiff schien die Partie entschieden zu sein als die Matildas zum 3:1 einnetzen konnten. Wie so oft sah die Torfrau der Äquatorialerinnen nicht besonders glücklich aus. Bei hohen Bällen blickte sie diesen nur hinterher, in der Hoffnung dieser möge an die Latte oder am Tor vorbeisegeln.
Diese ausgebaute Führung gab den Matildas Sicherheit im Spiel, vielleicht sogar etwas zu viel. Zu leichtfüßig tänzelten sie mit dem Ball umher und vertendelten leichtfertig die Bälle. Das hätte bei den am Ball recht spielstarken Guaranerinnen schnell schief gehen können. Aber erst knapp zehn Minuten vor Abpfiff konnte wiederum Torbiene Anonma den Anschlusstreffer erzielen.
Jetzt wachten die Damen vom Äquator noch mal auf und drückten auf den Ausgleich, die Matildas wussten aber geschickt die knappe Führung - auch dank der schwachen Schiedsrichterin, welche das Zeitspiel nicht einmal ansatzweise versuchte zu unterbinden - über die Zeit zu retten.
Insgesamt gesehen sahen wir ein attraktives Spiel mit vielen Torraumszenen auf beiden Seiten. Bei den Guineanerinnen schlug vor allem die schlechte Abstimmung und die erschreckend schwache Torfrau zu Buche. Den Matildas wurde vor allem das lässige Spiel mit dem Ball in der zweiten Halbzeit fast zum Verhängnis, sie konnten ihre spielerische Überlegenheit jedoch gut ausnutzen.
Vom spielerischen Niveau her war das erste Spiel von Japan gegen Neuseeland wahrscheinlich besser, von den Spannungsmomenten, Torchancen etc. das heutige. Auch die Stimmung im Stadion war hervorragend, die etwa 15.500 Zuschauer feierten ordentlich. Die restlichen 5.000 Zuschauer, die zum ausverkauften Stadion fehlten suchen wahrscheinlich noch ihren Block, da in Bochum die Nordtribüne im Süden liegt, Osten im Westen und Herbert Grönemeyer seinen Song "Bochum" am Anfang in "Tief im Osten..." umtextet.
Noch etwas positives ist mir aufgefallen: Das Catering hat sich von der Schnelligkeit her wesentlich verbessert. Ein Reinfall war allerdings unser Ausflug auf die Fanmeile im Bermuda3eck. Weder eine Leinwand noch eine Spielübertragung mit Ton gab es dort. Stattdessen durften mussten wir einer Bigband zuhören. Public-Viewing war demnach nur in den assoziierten Kneipen möglich. Das ist zwar auch schön und nett, aber dafür brauch ich keine Fanmeile, das kann ich (fast) überall haben.
Ich bin gespannt auf das Spiel um die goldene Ananas am Mittwoch. Da geht es eigentlich "nur" um die Jahre im Straflager (Nord-Korea) und erschossen werden (Kolumbien). Ich hoffe trotzdem auf eine tolle Kulisse zum Abschluss mit mindestens 10.000 Zuschauern. Karten gibt es (leider) noch reichlich auch an den "Abendkassen", also rafft Euch auf, geht hin! Wir sitzen übrigens wieder im Block Q (für den es komischerweise keine Karten mehr gibt).