Evangeline lebt seit frühester Jugend im Kloster der heiligen Rosa und kann sich ein anderes Leben als das einer Ordensschwester kaum vorstellen. Die Aufgaben und der streng geregelte Alltag bestimmen ihr Denken. Um so mehr ist sie von sich selbst überrascht, als sie entgegen der Vorgaben einer anderen Ordensschwester der Anfrage eines jungen Wissenschaftlers betreffs einer Briefkorrespondenz zwischen einer ehemaligen Äbtissin und Abigail Rockefeller nachgeht. Die Briefe führen Evangeline und den Kunsthistoriker Verlain auf die Spur eines uralten Geheimnisses und der Organisation der Angelologen.
In grauer Vorzeit und von der offiziellen Version der Bibel größtenteils verheimlicht, rebellierten neben Luzifer und seinen Anhängern auch noch andere Engel gegen Gott, die sogenannten Wächter. Sie waren Verbindungen mit den Menschen eingegangen und hatten Kinder gezeugt – Mischlinge mit dem Namen Nephilim. Die Wächter wurden zur Strafe für ihr Vergehen in eine tiefe Schlucht verbannt, wo sie nun für alle Ewigkeit eingekehrkert sind. Aus Mitleid gab ihnen der Erzengel Gabriel damals eine Leier mit, damit die Musik ihnen ihre Strafe etwas angenehmer machen sollte. Doch dieses Instrument verfügt über große Macht. Die Nephilim weigerten sich zwar ihren Vorfahren zu helfen, aber die magische Leier würden sie nur zu gerne in ihren Besitz bringen.
Gegen die Nephilim und ihre Machenschaften arbeitet die Organisation der Angelologen, eine menschliche Gesellschaft von Engelsforschern, welche die Nephilim vernichten und vor allem Gegenstände wie die Leier vor ihnen in Sicherheit bringen will. Eine der bekanntesten Wissenschaftlerinnen aus ihrem Kreis ist niemand geringeres als Evangelines Großmutter – und auch ihre Mutter gehörte zu ihnen, wobei ihre revolutionären Forschungsergebnisse sie das Leben kosteten, denn sie wurde den Nephilim zu gefährlich.
Die Briefe zwischen Abigail Rockefeller und der ehemaligen Äbtissin des Klosters der heiligen Rosa deuten nun darauf hin, dass die Leier 1943 von den Angelologen gefunden und nach Amerika gebracht wurde. Dummerweise wissen das auch die Nephilim, für die Verlain unwissentlich gearbeitet hat. Offenbar hat er etwas gefunden, das ihnen einen entscheidenden Hinweis gegeben hat und nun rückt das Kloster in den Mittelpunkt ihres Interesses. Gemeinsam mit Angelines Großmutter Gabriella nehmen sie und Verlain den Kampf auf und versuchen die Leier vor den Nephilim zu finden. Doch die Suche erweist sich als äußerst schwierig und verlustreich – selbst als es ihnen schließlich gelingt das wertvolle Artefakt zu finden, ist die Schlacht damit noch lange nicht gewonnen und Evangeline muss eine Entdeckung machen, die ihr Leben für immer verändern wird.
Das Buch ist gut geschrieben und zunächst auch spannend erzählt, selbst der recht lange, eingeschobene Rückblick auf die Ereignisse 1943 unterbricht den Spannungsbogen nicht. Auch die Idee der Geschichte, die Legende um die Nephilim aufzugreifen, hat mir grundsätzlich sehr gut gefallen. Schade ist nur, dass die Autorin das Potenzial nicht wirklich ausschöpft. Die Figuren, selbst die Hauptfigur Evangeline, bleiben alle blass, es fehlt charakterliche Tiefe, wirklich mitfiebern kann man als LeserIn mit ihnen nicht. Auch sind mir einige Vorgänge nicht wirklich klar geworden, zum Beispiel warum Evangeline Verlain eigentlich hilft. Das Ganze wird mit einer merkwürdigen Anziehungskraft erklärt, die der Brief und später der junge Forscher selbst auf sie ausübt, wohl so etwas wie Liebe auf den ersten Brief, was mich nicht wirklich überzeugt hat. Daran hängt dummerweise jedoch ein Großteil der Handlung, was dann wieder negative Auswirkungen auf das ganze Buch hat.
Ich bin mir daher auch ein wenig unschlüssig, was die gesamte Beurteilung angeht. Einerseits hat mich das Buch nicht wirklich umgehauen und gerade am Ende wird es etwas langatmig, wodurch ich mich regelrecht zwingen musste es zu Ende zu lesen. Andererseits ist die Grundidee wirklich interessant und die Spannung fiel für mich erst auf den letzten hundert Seiten in sich zusammen. Von daher würde ich denen, die sich für die Grundidee der Handlung interessieren, empfehlen durchaus einen Blick hineinzuwerfen, allerdings ohne allzu große Erwartungen. Alle anderen sollten vielleicht lieber die Finger davon lassen und sich eine andere – passendere – Lektüre suchen.