Eigentlich lese ich abends ja lieber Romane und keine Sachbücher. An diesem hier hatte mich das Thema interessiert - seit einer Fernsehdokumentation wollte ich mehr über den Kongo bzw. die Demokratische Republik Kongo wissen. Dem Autor gelingt es ein fundiertes, unglaublich akribisch recherchiertes und detaillreiches Sachbuch zu verfassen, dass sich dennoch liest wie ein Roman. Stellenweise musste ich mich mit Blick auf die Uhr zwingen, es aus der Hand zu legen.
Van Reybrouck zeichnet die komplette Geschichte des Kongo von der Entdeckung durch die Europäer bis zum Jahr 2010 nach. Einiges wusste ich bereits, bspw. dass der Kongo zunächst keine Kolonie, sondern Privatbesitz des belgischen Königs war. Über die Gräuel des Katschukbooms hatte ich dagegen noch nichts gehört. Auch mein Bild von Lumumba, den ich bisher als ermordeten Unabhängigkeitshelden kannte, wurde grundlegend geändert. Van Reybrouck zeigt, wie ambivalent diese Person gewesen ist - ohne jedoch zu urteilen. Hier ist vor dem Autor wirklich der Hut zu ziehen: Es gelingt ihm ein sehr sachliches und alle Blickwinkel umfassendes Bild des Kongo zu zeichnen. Und man merkt auch, wie viel ihm dieses Land und seine Bewohner bedeuten. Allen, die sich für Politik, Geschichte und Afrika interessieren, kann ich dieses Buch daher nur empfehlen.