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M. R. C. Kasasian "Mord in der Mangle Street" (Gower Street Detective 1)

March Middleton zieht nach dem Tod ihres Vaters zu ihrem Patenonkel, dem berühmte Detektiv Sidney Grice. Das Zusammenleben mit ihrem neuen Vormund gestaltet sich alles andere als einfach: Grice ist zwar äußerst intelligent und ein hervorragender Beobachter, aber auch extrentrisch und voller merkwüdiger Angewohnheiten (er trinkt Unmengen Tee - aber niemals zu kalten -, isst kein Fleisch und keine Milchprodukte und hasst Konversation beim Essen). Die Untersuchung des Mordes an Sarah Ashby will er zunächst ablehnen - erst als March, die Mitleid mit der Mutter des Opfers hat, ihm eine entsprechende Bezahlung anbietet, ist er bereit aktiv zu werden. Von nun wird March zu seiner Begleiterin bei den Ermittlungsarbeiten, die die beiden tief in das Londoner East End führen. Und während March immer mehr davon überzeugt ist, dass Sarahs Ehemann, der als Hauptverdächtiger vor Gericht steht, unschuldig ist, wertet Grice jede neue Erkenntnis als Beweis für die Schuld des Mannes. Hat sich March von der vermeintlichen Unbeholfenheit des Mannes in die Irre führen lassen oder will Grice nur nicht zugeben, dass er sich geirrt hat?

Ich bin ja nicht nur ein großer Fan von Sherlock Holmes, sondern generell des 19. Jahrhunderts - vor allem Kriminalgeschichten, die in dieser Zeit spielen, faszinieren mich ja schon grundsätzlich. Dieses Buch ist eines der besten, die ich abseits von Conan Doyle bisher aus diesem Kontext gelesen habe. Spannend erzählt aus der Perspektive von March (die offenbar ein großes Geheimnis aus ihrer Vergangenheit verbirgt, welches an mehreren Stellen angedeutet wird), wird ein logisch gut aufgebauter Kriminalfall beschrieben. (Auf die Lösung wäre ich von selbst nicht gekommen, muss ich gestehen, ich war schon sehr überrascht.) Mit Sidney Grice ist dem Autor ein herrlich skuriller Charakter gelungen, wobei auch March keinesfalls eine graue Maus (erstaunlich selbstbewusst für eine Frau ihrer Zeit trinkt sie Alkohol und raucht - was Grice widerrum nicht gerne sieht). Kurz und gut, ein faszinierendes Ermittlerduo, auf dessen weitere Fälle ich gespannt bin.

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Horch und Guck: