Das Kartellamt hat die geplante Vermarktung der Bundesliga-TV-Rechte von DFL und Sirius abgelehnt. Diese Entscheidung ist aber weder ein "Schlag für den deutschen Profi-Fußball" noch ein "Glückstag für alle Fußballfans".
Das Kartellamt hat nicht verboten, dass die Berichterstattung im Free-TV nach 20 Uhr stattfinden darf. Es hat lediglich untersagt, dass unter der derzeitigen zentralen (monopolistischen) Vermarktung der Fernsehrechte der Verbraucher (TV-Zuschauer) benachteiligt wird. Benachteiligt wird er deshalb, da aufgrund der zentralen Vermarktung der TV-Rechte ein wesentliches Wettbewerbsinstrument fehlt. Auf der Anbieterseite (DFL, Fußballclubs) gibt es z.Zt. nur einen Anbieter, der seine Marktmacht zum Nachteil des Verbrauchers ausnutzen kann. Würde es eine dezentrale Vermarktung geben, würde die Entscheidung der Kartellbehörde vielleicht (höchstwahrscheinlich) anders aussehen.
Ob diese Entscheidung ein "Glückstag für alle Fußballfans" ist, wie WDR-Intendantin Monika Piel uns weißmachen will, ist jedoch auch äußerst fraglich. Ob sich wirklich "niemand ein teures Pay-TV-Paket kaufen" müsse, hängt von der Sichtweise ab. Es ist fraglich, ob ein öffentlich-rechtliches Gebührenmonopol nicht ein verdecktes Pay-TV ist. Um es vorweg zu nehmen, ich bin ein großer Verfechter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, nur frage ich mich, ob Gottschalk, Harald Schmidt und Fußball-Bundesliga (-EM, -WM) etc. zum ÖR-Auftrag gehören. Könnten diese Sendungen nicht auch von Privaten Fernsehsendern zur Verfügung gestellte werden? Müssen ARD und ZDF hier die Preise zu Ungunsten der Gebührenzahler in die Höhe treiben? Im Gegensatz zum Pay-TV-Anbieter Premiere, können sich die TV-Zuschauer den "GEZ-Gebühren" nicht entziehen. Allen Zuschauern und damit auch Fußballfans wäre damit vielleicht auch gedient, wenn ARD und ZDF nicht ihre Gebühren für TV Übertragungsrechte zum Fenster rauswerfen. Insofern könnten die Konsumenten durch geringere Fernsehgebühren besser gestellt werden. Und vielleicht könnten einige (viele) Fans auch ihre Mannschaft Live im Free-TV sehen, wenn es eine dezentrale Vermarktung gäbe.
Den Unsinn der zentralen Vermarktung sieht man übrigens auch in den unteren Ligen. Die Berichterstattung in den Amateurligen findet quasi nicht statt und wird sogar untersagt. Und viele Zweitvertretungen der Profivereine würden ohne Zentralvermarktung wohl kaum so hohe Fernsehgelder generieren können bzw. viele Traditionsvereine in der dritten und vierten Liga könnten ihre finanzielle Situation (Misere) wahrscheinlich durch eine individuelle Vermarktung der TV-Rechte deutlich aufbessern. Der Zuschnitt der dritten "Profi"-Liga würde bei dezentraler Vermarktung sicher ohne Zweitvertretungen anders aussehen bzw. würden diese für ihr mangelhaftes Zuschauerinteresse nicht noch belohnt werden.