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Michael R. Fletcher "Chroniken des Wahns - Blutwerk"

In der Welt der Wahnwirker gilt eine Grundregel: Wer nur fest genug an seine Wahnvorstellungen glaubt, dem verleihen sie ungeheure Macht. Soziopathen, Pyromanen, Paranoiker - sie alle sind in dieser Welt mächtig und werden von ihren Mitmenschen gehasst und veehrt. Die religiöse Gruppe der Geborenen ist der Ansicht, dass auch die Götter nur den (Wahn)Vorstellungen der Menschen entstammen und es daher möglich ist, durch den Glauben einen neuen Gott zu erschaffen. Der Junge Morgan ist das Versuchsobjekt, mit dem sie ihre Theorien beweisen wollen. Als das Kind jedoch entführt wird, steht nicht nur der Glaube der Gruppe, sondern auch das Leben ihres Anführers auf dem Spiel. Dieser ist ein mächtiger Wahnwirker, der kurz davor steht, das Schicksal aller Angehörigen dieser Spezies zu erleiden: Seinen eigenen Wahnvorstellungen zum Opfer zu fallen. Er setzt alles daran, Morgan wieder zu finden und scheut nicht davor zurück, zu diesem zweck die abscheulichsten seiner Anhänger einzuspannen...

Die Welt, die der Autor hier entwirft, ist wirklich faszinierend. Auf die ganzen Ideen muss man erst mal kommen. Was diesen Aspekt angeht, ist das Buch hier einer der innovativsten Fantasyromane, den ich in den letzten fünf Jahren gelesen habe. Die Rahmenhandlung zeichnet sich dagegen durch eine Standardgeschichte aus, die in einem anderen Roman vermutlich meinerseits für gähnende Langeweile gesorgt hätte. So extrem hart, wie auf dem Klappentext angekündigt, fand ich das Buch allerdings auch wieder nicht. Es ist sicher keine Geschichte für sanfte Gemüter - aber Stephen King oder Clive Barker finde ich deutlich härter. Was man allerdings sagen muss, ist, dass der Autor ein Faible für ekelhafte Details hat: So viel Rotz und Spucke wie in diesem Buch, habe ich bisher nirgends gelesen. Sprachlich sollte man übrigens kein literarisches Highlight erwarten, der schnelle Lektüre ist das sprachliche Niveau aber auf jeden Fall förderlich. Sehr interessant fand ich auch, dass der Autor im englischen Original wohl mit deutschen Namen und Begriffen gearbeitet hat - da er diese aber nur mit einem Übersetzungsprogramm gefunden hat, mussten die deutschen Übersetzer hier sehr kreativ werden, wobei sie die Namensgebungen im Anhang erläutern und den orginalen Begriff aus der englischen Fassung aufführen, was ich durchaus spannend zu lesen fand.

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Horch und Guck: