Eigentlich wollte Gereon Rath vor seiner Heirat ein letztes Mal als Junggeselle Karneval in der Heimat feiern, doch nach der ersten Nacht wird er nach Berlin zurückbeordert: Urlaubssperre, der Reichstag brennt. Rath gelingt es zunächst, nicht zu diesen Ermittlungen hinzugezogen zu werden, denn ein toter Obdachloser erweist sich als Mordopfer. Als der Leutnant a.D. Achim Graf von Roddeck den Toten schließlich identifiziert, bekommen die Ermittlungen eine neue Richtung: von Roddeck will seine Kriegserinnerungen als Buch veröffentlichen und offenbar hat er damit die Vergangenheit wieder aufgescheucht - jemand hat ihm einen Drohbrief geschickt, da er in seinem Buch auch von weniger rühmlichen Taten der Wehrmacht 1917 in Frankreich berichtet hat. Doch auch diese Erkenntnisse helfen nicht, weitere Opfer zu verhindern. Der neue Polizeipräsident will eine schnelle Verhaftung, auch weil der Verdächtige ein zum Christentum konvertierter Jude ist. Rath ist entsetzt, wie stark die Politik in die Polizeiarbeit eingreift, kann dem jedoch wenig entgegensetzen - zumindest offiziell. Inoffiziell ermittelt er mal wieder nach seiner Facon und muss dafür erneut auf die Unterstützung des Unterweltkönigs Johann Marlow zurückgreifen - doch dieser hilft nicht ohne entsprechende Gegenleistung...
So langsam wird es ernst mit der politischen Lage: Im fünften Band der Reihe wird für die Hauptfigur immer deutlicher, wohin die Reise gehen wird. Auch wenn Rath noch wie viele andere darauf hofft, dass die Nazis nur ein temporäres Ereignis sind, zeigt sich für ihn beruflich und privat immer deutlicher, was da bevorsteht. Doch wie viele ist Rath davon überzeugt, dass die Kommunisten schlimmer wären. Dadurch wird er für mich als Figur sehr glaubwürdig - ich kann mir gut vorstellen, dass viele Deutsche diese Meinung geteilt haben. Davon abgesehen versteht es der Autor sehr gut, die immer bedrückter werdende Stimmung bzw. auf der anderen Seite die immer größere Begeisterung der Anhänger*innen für Hitler darzustellen. Auch der eigentliche Kriminalfall hat mir sehr gut gefallen, er ist komplex konstruiert und es hat Spaß gemacht mitzurätseln, wer denn nun der Täter ist. Nicht so ganz verstanden habe ich die Geschichte mit dem Straßenkind Fritz, also warum Rath und Charly unbedingt ein Kind aufnehmen mussten. Aber vielleicht wird die Figur noch in den weiteren Bänden wichtig.