Spitzenspiel in der 3. Liga und wir waren live dabei. Der Tabellenzweite SC Paderborn empfing den Spitzenreiter Union Berlin. Egal wie das Spiel auch ausgehen würde, die Eisernen würden dank eines Polsters von 9 Punkten weiterhin an der Spitze stehen. Es war ein sehr gutes Spitzenspiel mit zwei recht unterschiedlichen Halbzeiten. Ein Paderborner Fan fasste das Spiel auf der Rückfahrt ganz treffend zusammen: "Die erste Halbzeit war klasse, die Zweite vergessen wir mal lieber." Ich hab's natürlich genau andersrum gesehen.
Vor Spielbeginn war es etwas chaotisch: Von den zwei Gästeeingängen war nur einer geöffnet, der andere war für die per Shuttlebus anreisenden Bahnfahrer gedacht. Warum dieser nicht zeitweise für die anderen Unioner geöffnet wurde, weiß ich nicht, aber Schlange stehn sind die Ossis ja gewöhnt... Nach dem ersten Abtasten wurde es dann nochmal witzig, es gab noch eine zweite Sicherheitsschleuse. Diesmal hieß es "Schuhe aus!" Ich hab ja schon viele Varianten mitgemacht (hüpfen, Tabakpäckchen aufmachen, ...) Schuhe ausziehen war noch nicht dabei. Ich hab gegen sowas eigentlich auch nichts, nur warum kann man das nicht gleich an der ersten Sicherheitskontrolle machen? Schuhfetischisten? Und warum mussten nur die Männer ihre Schuhe ausziehen? Riechen die "besser" als Frauenfüße? Naja, so hatten die Unioner wenigstens einen neuen Ruf bei Einwechslungen: "Schuhe aus!"
Und damit zum Spiel: Zunächst begann das Spiel gar nicht so, wie die gut 2.500 mitgereisten Schlosserjungs (einige Unionfans sind dem Aufruf gefolgt und im Blaumann erschienen; Ausrüstung war natürlich auch dabei) erwartet hatten. Union verschlief die erste halbe Stunde, wenn man mal am Ball war, sorgte ein 1A Fehlpass dafür, dass das auf keinen Fall ein Dauerzustand blieb. Nur Dank Jan Glinker musste Union keinem Rückstand hinterherlaufen. Paderborn hätte 2 oder 3:0 führen können (oder müssen). Nach 30 Minuten hatte Union die Paderborner dann zumindest soweit im Griff, dass man sich ohne größere Zwischenfälle vor dem Tor in die Pause rettete.
Nach der Pause zeigte sich ein anderes Bild. Die Paderborner schienen nun den Respekt zu zeigen, den die Union-Fans einforderten ("Wir sind Eure Hauptstadt, Ihr Bauern!"). Es ging aufs "Zuckertor" und wir bekamen einige gute Torszenen zu sehen. Richtig heiß her ging es, als Biran für Sahin eingewechselt wurde ("Schuhe aus!"). Nun konnte endlich auch Benyamina laufen. Nachdem man sich schon mit der Punkteteilung begnügen wollte, machte Paderborns Wachsmuth es noch mal spannend: Nach einer Tätlichkeit gegen Dogan sah er die Rote Karte (wahrscheinlich war er noch vom Treffen mit den Puhdys traumatisiert). Wie so oft wurde es danach noch mal richtig spannend, in der Nachspielzeit hatte Paderborn nach einem Freistoß noch einmal die Riesenchance zum Siegtreffer. Aber es blieb bei der gerechten Punkteteilung - nur ein paar Tore mehr hätte es geben dürfen.
Leider ereignete sich noch etwas Unerfreuliches vor dem Spiel: Es kam zu Zwischenfällen zwischen den Fans und der Polizei. Was der ausschlaggebende Punkt war, kann ich nicht beurteilen, ich war zum Glück noch nicht vor Ort. Zusammenfassend muss es sich um ein diletantisches Vorgehen der örtlichen Polizei gehandelt haben. Nun kann das ja sinnvoll sein, die Fans geordnet in Gruppen in die Busse zu lassen, dass einem das jedoch erst beim Eintreffen des Zuges einfällt und man es den Mitreisenden und Vereinsverantwortlichen nicht einmal mitteilt, dass man ca. 900 Fans auf einem Provinzbahnsteig festhalten will und sich wundert, dass die Massen nach draußen drängen, ist nicht nur blöd, sondern grob fahrlässig. Schlagstöcke in Kopfhöhe und Pfefferspray direkt ins Gesicht runden das Bild ab (dies ist nicht nur unverantwortlich sondern strafbar).
Es ist sicherlich nicht angenehm, das Wochenende vor Fußballstadien zu verbringen. Oftmals kann man Polizei die Situation aber einfach dadurch beruhigen, in dem sie sich etwas zurückhält. Wir hatten sowas schon öfter beobachtet (nicht nur bei Union), man kann Situationen auch mutwillig eskalieren lassen. So wird ein völlig falsches Bild von den Fans und von der Polizei gezeichnet.
Der 1. FC Union Berlin hat das Vorgehen der örtlichen Polizei inzwischen offiziell verurteilt (mittlerweile ohne Text, hier gibt es eine Kopie). Der Fanbeauftragte und ein Berliner Polizeibeamter (ja mitlerweile verkloppen sich die Polizisten schon gegenseitig) haben Anzeige erstattet. Ein Bild kann man sich u.a. hier machen. Pressemeldungen gibt es hier und hier und hier und hier. Die Pressemitteilung der Polizei kann man hier nachlesen.
Zu dieser habe ich auch noch eine Anmerkung zu machen, denn sie zeigt auch das unkoordinierte und diletantische Verhalten der Polizei: Nach Spielende sollten die Fans unter Polizeibegleitung in bereitgestellten Shutlebussen zum Hauptbahnhof gefahren werden (so zumindest die Durchsage im Stadion). Draußen war dann weit und breit kein Shutlebus zu sehen, so dass die ersten Fans, die aus der Arena gingen, ihren Weg selber suchen durften (von Polizeibegleitung keine Spur, wer wirklich Randale gesucht hätte, hätte hier leichtes Spiel gehabt). Als wir dann, nachdem wir den Hinweisen der Polizei vor dem Stadion folgten, den Weg am Parkplatz entlang folgten, konnten wir immer noch keine Busse entdecken (Ostern ist ja bald). Fragen wir also die nächste Polizeibeamtin (und einen Ordner). Hmmh, sind da keine? Ich hab gehört die wollen laufen! Kein weiterer Kommentar... Außer, auf diese Polizei konnte man getrost verzichten.