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Paul Grossman "Schattenmann"

Willi Kraus und seine Familie sind dem Terror der Nazis gerade noch entkommen. Doch der ehemals gefeierte Ermittler der Berliner Kriminalpolizei hadert mit seinem Schicksal als Flüchtling in Paris: Es ist unklar, was mit ihm und seiner Familie passiert, ob sie möglicherweise nach Deutschland zurückkehren müssen, und arbeiten darf Kraus eigentlich auch nicht. Durch eine jüdische Organisation erhält Kraus die Möglichkeit einer illegalen Beschäftigung für ein Detektivbüro und obwohl der Fall zunächst eher unspektakulär erscheint - Kraus soll einen Studenten im Auftrag seiner Eltern oberservieren und überprüfen, ob dieser auch wirklich täglich seine Vorlesungen besucht - ist er froh darüber, wieder eine Beschäftigung zu haben. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Der Student wird vor Kraus Augen ermordet und sein Ermittlerinstikt erwacht. Dass in dieser Fall in das organisierte Verbrechen von Paris sowie in politische Auseinandersetzungen zwischen rechten und linken Kräften ziehen würde, hätte sich Kraus allerdings nicht vorstellen können. Doch er wäre nicht der beste Ermittler der Berliner Polizei gewesen, wenn es ihm nicht gelingen würde, die Person zu finden, die im Hintergrund die Fäden zieht...

Dies ist der dritte und letzte Band der Reihe um Willi Kraus und meiner Meinung nach der bei weitem schlechteste. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass sich die Handlung aus Berlin zu Beginn der Nazi-Zeit nach Paris verlegt hat und damit ein entscheidendes dramaturgisches Element fehlt, das bisher immer zur besonderen Atmosphäre der Romane beigetragen hat. Meine Vermutung ist jedoch vor allem eine andere: Das Problem ist der im Vergleich zu den beiden anderen Romanen unglaublich lahme und hahnebüchen konstruierte Fall. Selbst die Auflösung am Ende haut einen als Leser*in nicht um, sondern veranlasst lediglich ein Schulterzucken und ein gedachtes "Aha". Wirklich schade, mir hatten die vorherigen Bände sehr gut gefallen und nun haben wir hier ein weiteres Beispiel für das Label "nicht gewusst, wann es besser ist, aufzuhören."

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Horch und Guck: