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USK-Bilanz tot geschossen

Leider können sich Zahlen nicht wehren und so wird gerne auf sie eingedroschen bis sie zu dem geschriebenen passen. Die USK - Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle - hat ihren Jahresbericht 2009 veröffentlicht. Sein prägnanter Titel: "Mehr Prüfverfahren – dafür weniger Ego-Shooter." Die wenigen Ego-Shooter sind dann in der Golem-Redaktion gelandet, um mit diesen die wehrlosen Zahlen tot zu schießen.

"USK bilanziert: Mehr Prüfungen, weniger Verbote" titelt Golem.de die Pressemeldung der USK um. Das verwundert doch ein wenig, dass die USK Spiele verbieten kann. Dass dies nicht möglich ist, hatte ja zu den populistischen Verbotsforderungen für "Killerspiele" geführt. Und in der Tat, verbieten kann die USK Spiele nicht. Sie hat nur die Möglichkeit eine Alterskennzeichnung zu verweigern - was einem Verkaufsverbot recht nahe kommt, da diese nicht öffentlich beworben oder im Geschäft ausgestellt werden dürfen. Aber es ist eben kein Verbot. Auch eine Indizierung - dann jedoch durch die BPjM und nicht durch die USK - würde daran nicht viel ändern. Ein Verbot kann nur erfolgen, wenn ein Spiel gegen Strafgesetze verstößt, aber auch dies kann die USK nicht selber tun. Wir haben das vor einiger Zeit hier mal anschaulich dargestellt (pdf).

Aber nicht nur das ist falsch, die Zahlen mussten ja auch noch gequält werden: "(Z)war (wurden) mehr Computerspiele geprüft - aber trotzdem seltener eine (Alters-)Kennzeichnung (...) verweigert." Schaut man sich jedoch die Statistik an, so verringerte sich der relative Anteil der Spiele ohne Alterskennzeichnung in der Tat in (sehr) geringem Ausmaß von 1,4 auf 1,1 %. Bei 3.100 Prüfungen wären die 0,3% Unterschied jedoch gerade einmal 9 Spiele weniger. Das könnten auch rein zufällige Schwankungen sein, auf die sich keine Trends hineininterpretieren lassen (Frau von der Leyen kann davon auch ein Liedchen singen). Da auch mehr Spiele (114) geprüft wurden, reduziert sich die Differenz sogar auf 7.

Aber es wird noch weiter phantasiert: "Grund: Die Anzahl der eingereichten Ego-Shooter ging stark zurück." Wobei der Teil nach dem Doppelpunkt sogar richtig von Golem aus der Pressemitteilung abgeschrieben wurde. Die Anzahl der Ego-Shooter hat sich auf 66 mehr als halbiert. Das kann aber aus zwei Gründen nicht für den Rückgang der nicht gekennzeichneten Spiele herhalten: Ego-Shooter sind keinesfalls Abonnenten auf eine Verweigerung der Alterskennzeichnung, nicht einmal ein Garant für die "ab 18"-Einstufung stellen sie dar. Der bekannteste Ego-Shooter und das "Killerspiel" schlechthin "Counter-Strike" hat ein "USK-Siegel" ab 16 Jahren erhalten.

Aber selbst wenn, müsste der Einbruch bei den beiden Stufen "ab 18" und "ohne Kennzeichnung" wesentlich deutlicher sein, wenn man hieraus den Grund für den Rückgang herleiten möchte. Allerdings zeigt sich, dass sich die Anteile kaum bis gar nicht verschoben haben. Wie auch 2008 sind ziemlich genau 82,5% aller geprüften Spiele für Jugendliche unter 16 Jahren frei gegeben. Hier hat es lediglich eine größere Verschiebung zu den Spielen ohne Altersbeschränkung gegeben. Bei den Spielen ab 16 Jahren liegen die Änderungen dagegen nur im Promillebereich. In etwa soviel, wie man intus haben musste, um aus einer Pressemitteilung so etwas hinein zu phantasieren.

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