Sie sind hier

Anthony Ryan "Das Duell der Bösen" (Rabenschatten-Geschichten"

Das Buch beinhaltet drei Geschichten, die in der Welt von Ryans Rabenschatten-Trilogie um Vaelin Al Sorna spielen. Dieser taucht in keiner davon auf, dafür aber andere bekannte Figuren und Ereignisse. Mir hat das Buch insgesamt sehr gut gefallen, der vertiefende Einblick hat Spaß gemacht und einige Charaktere nochmal in ein anderes Licht gerückt. Schade nur, dass es ein sehr kurzes Lesevergnügen ist - meinetwegen hätten ruhig ein paar mehr Geschichten in den Band gekonnt.

4
Durchschnitt: 4 (1 Bewertung)
Horch und Guck: 
 

Sarah Perry "Nach mir die Flut"

Der Buchhändler John Cole hat genug von seinem langweiligen Leben: Er schließt seinen Laden und will spontan zu seinem Bruder und dessen Familie reisen, um dann zu überlegen, wie es weitergeht. Auf dem Weg dorthin hat  sein Auto jedoch eine Panne und die Suche nach Hilfe führt ihn zu einer rätselhaften Villa. Deren Bewohner*innen behandeln ihn wie einen lange erwarteten Gast und kennen scheinbar auch seinen Namen. John bleibt, anfangs aus Neugier, was mit den seltsamen Ereignissen auf sich hat, später aus Sympathie mit den Bewohner*innen. Doch irgendetwas scheint mit ihnen nicht zu stimmen und bald entdeckt John, dass sie alle Verbindungen zu einer psychiatrischen Klinik haben...

Das Buch ist gut geschrieben und schafft es über lange Zeit den Spannungsbogen aufrecht zu halten: Wer sind die Bewohner*innen des Hauses wirklich? Warum haben sie John aufgenommen? Eine Auflösung im umfassenden Sinne gibt es auch zum Ende des Buches nicht, was mich etwas frustriert hat. Ich bin da doch für klarere Verhältnisse. Auch der Erzählstil, der zwischen verschiedenen persönlichen und umfassenden Perspektiven wechselt, hat mich stellenweise irritiert und nicht überzeugt. Das größte Manko an dem Buch bleibt aber meiner Meinung, dass die Charaktere zu wenig Tiefe haben - ich mag es lieber, wenn ich mehr über die Personen in einem Buch weiß.

3
Durchschnitt: 3 (1 Bewertung)
Horch und Guck: 
 

T.C. Boyle "Das wilde Kind"

Im Jahr 1797 entdecken die Bewohner*innen eines kleinen Dorfes in Südfrankreich, dass ein Junge allein  in den Wäldern lebt. Jegliche Versuche Kontakt mit ihm aufzunehmen, scheitern zunächst, das Kind beherrscht offenbar die menschliche Sprache nicht. Nach einiger Zeit gelingt es, ihn zu fangen und in eine Anstalt für Taubstumme zu bringen. Hier nimmt sich ein junger Arzt des Jungen an und will ihn an das Leben in der Zivilisation gewöhnen. Doch alle seine Bemühungen sind schlussendlich zum Scheitern verurteilt...

Boyle greift in dieser Erzählung ein klassisches Motiv auf, wie es auch in anderen Geschichten um Wolfskinder oder mit anderen Konnotationen Kaspar Hauser auftaucht. Das Ganze liest sich zwar recht unterhaltsam und aufgrund des dünnen Bandes auch kurzweilig - aber ich habe mich gefragt, wozu es diese neue Geschichte um das bekannte Thema braucht? Hier fehlt mir der orginäre Beitrag des Autors, den ich sonst sehr schätze.

2
Durchschnitt: 2 (1 Bewertung)
Horch und Guck: 
 

Anthony Ryan "Die Königin der Flammen" (Rabenschatten 3)

Königin Lyrna ist es gelungen, die Invasion der Volarianer zurückzuschlagen. Doch dieser erste Sieg reicht ihr nicht: Sie weiß, dass der Verbündete nicht ruhen wird, das Volk, das er seit Jahrhunderten kontrolliert, wieder in den Krieg gegen die Königslande zu schicken. Also sammelt Lyrna ihre Truppen und setzt ins Volarische Reich über, um den Feind ein für alle Mal zu schlagen. Vaelin al Sorna wird derweil mit einem Auftrag in den Norden geschickt: Er soll den unsterblichen Erlin finden, der möglicherweise als Einziger weiß, wie man den Verbündeten aufhalten kann. Unterdessen hat eine Dienerin dieses gefährlichen Gegenspielers sich zur Kaiserin des Volarischen Reichs ausrufen lassen. Ihre Grausamkeit kennt keine Grenzen, auch nicht vor der eigenen Bevölkerung - und ihre magischen Fähigkeiten erweisen sich als fatal für Lyrnas Invasionspläne...

Oh weh, leider läuft dieser dritte Band der Reihe unter dem Motto "gut, dass es vorbei ist". Ich habe mich wirklich durch das Buch quälen müssen, Lesespaß ist nicht mehr aufgetreten. Die Figur der Königin ist mir unsagbar auf die Nerven gegangen und auch sonst hat mich kaum noch einer der Charaktere fesseln können. Das ist wirklich schade, denn die Welt an sich hätte meines Erachtens durchaus Potenzial für mehr gehabt.

1
Durchschnitt: 1 (1 Bewertung)
Horch und Guck: 
 

M.C. Beaton "Hamish spuckt Gift und Galle" (Hamish Macbeth 4)

Es könnte ruhig und friedlich in Lochdubh sein, wäre da nicht die sommerliche Mückenplage - und Trixie Thomas. Die Engländerin hat mit ihrem Mann ein altes Cottage gelauft und will darin Feriengäste bewirten. Gleichzeitig hält Trixie mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg und schafft es bald, die Sympathien fast aller Frauen in Lochdubh zu gewinnen, sehr zum Verdruss der Ehemänner. Dann wird Trixie tot aufgefunden und Hamish Macbeth erkennt schnell, dass sie vergiftet wurde. Erneut muss er sich deshalb mit den Kollegen der Kriminalpolizei herumärgern. Das alles wäre ja schon schlimm genug, aber auch mit Priscilla steht es nicht zum Besten. Sie ist der Meinung, dass Hamish zu wenig Ehrgeiz habe und hat sich deshalb einem Londoner Börsenmakler zugewandt...

Erneut ein witziger Krimi aus der Reihe um den schottischen Dorfpolizisten. Dieses Mal zieht so etwas wie Moderne in das verschlafene Dörfchen ein - wenn auch in Gestalt einer mir als Leserin unsympathischen Frau. Das Schöne ist, dass die Bücher unterhaltsam sind und recht konventionelle, aber durchaus nicht langweilige Kriminalfälle beinhalten, die Spaß machen zu lesen. Obwohl es sich um eine Reihe handelt, denke ich, dass sich die einzelnen Bände auch unabhängig voneinander lesen lassen, wobei dann natürlich die Entwicklungen der Hauptcharaktere nicht so gut nachvollzogen werden können.

3
Durchschnitt: 3 (1 Bewertung)
Horch und Guck: 
 

M.C. Beaton "Hamish und das Skelett im Moor" (Hamish Macbeth 3)

Es läuft alles andere als gut für Hamish Macbeth: Er wird als Urlaubvertretung in ein anderes schottisches Dorf versetzt. Nicht nur, dass er damit sein geliebtes Lochdubh verlassen muss - die Einwohner von Cnothan gelten als die mürrischten Menschen in Schottland. Kaum angekommen, muss Hamish direkt erfahren, dass dies keine Übertreibung ist. Noch unbeliebter als der Polizist von außerhalb ist nur der Engländer William Mainwearing, der sich einen Ruf als Querulant und Besserwisser erarbeitet hat. Als dessen Skelett im Moor gefunden wird, muss Hamish nicht nur herausfinden, wie die Leiche so schnell in einen solchen Zustand geraten konnte, sondern auch den*die Mörder*in finden. Selbst für Hamish ist das in einem Dorf, in dem nahezu jede*r einen Grund hatte, das Opfer zu hassen, keine leichte Aufgabe...

Der dritte Krimi aus der Reihe um den schottischen Dorfpolizisten ist erneut unterhaltsam und gut erzählt. Wer Schottland und die Schott*innen mag, wird an dem Buch sicher Spaß haben. Der geschilderte Kriminalfall ist solider Durchschnitt, aber grundsätzlich logisch konstruiert. Leider muss ich auch hier wieder sagen: Wer wie ich schnell und viel liest, hat an dem Buch nicht lange seine Freude, sondern wahrscheinlich nur drei bis vier Stunden.

3
Durchschnitt: 3 (1 Bewertung)
Horch und Guck: 
 

Benedict Jacka "Das Rätsel von London"

Alex Verus konnte bisher immer recht gut mit seinem Außenseiter-Status in der magischen Gesellschaft leben. Doch seitdem er weiß, dass sein alter Meister, der Schwarzmagier Richard Drakh, zurückgekehrt ist, wünscht er sich deutlich mehr Schutz. Die Möglichkeiten, diesen zu erhalten, sind begrenzt und schließlich zieht Verus eine Option, die er selbst vor einiger Zeit noch für völlig unmöglich gehalten hätte: Er lässt sich von der Wächterin Caldera als Hilfskraft anstellen und arbeitet nun für den Rat. Doch Alex wäre nicht Alex Verus, wenn ihn nicht auch diese Handlung wieder in eine vertrackte Situation bringen würde. Ein vermeindlich harmloser Rechercheauftrag entpuppt sich als Hinweis auf gefährliche Ränge der Ratspolitik. Ein mächtiger Weißmagier und eine geheime Organisation bekämpfen sich - bevor sie sich versehen können, stehen Alex und seine Mitstreiter*innen zwischen alle Fronten. Sich zu entscheiden, gegen wen sie vorgehen sollen, erweißt sich als gar nicht so einfach. Denn das offenbar moralisch Richtige zu tun, würde Richard Drakh in die Hände spielen, der gerade versucht einen verbündeten Schwarzmagier in eine Position zu bringen, die noch nie ein ebensolcher innehatte: Mitglied des Rates zu werden...

Um es nicht unnötig in die Länge zu ziehen: Ich bin absoluter Fan der Reihe und auch dieser sechste Band hat mich nicht enttäuscht. Gewohnt spannend und unterhaltsam erzählt, nimmt die Geschichte um Alex und seinen ehemaligen Meister immer mehr Fahrt auf. Toll fand ich auch, mehr über die politischen Hintergründe in der magischen Welt zu erfahren. Ich bin gespannt auf Band sieben und welche fiesen Pläne Richard Darkh verfolgt...

5
Durchschnitt: 5 (1 Bewertung)
Horch und Guck: 
 

Ben Aaronovitch "Der Geist in der British Library"

Um es direkt zu sagen: Dieses Buch ist kein neuer Band der tollen und erfolgreichen Reihe um Peter Grant. Stattdessen werden hier Kurzgeschichten in gesammelter Form präsentiert, die der Autor teilweise für Sonderausgaben seiner Romane, auf Wunsch von Buchhändlern oder als Ideenskizzen formuliert hat. Ich war zunächst etwas skeptisch, ob das eventuell Geldmacherei ist, muss aber sagen, dass mir die Geschichten sehr gut gefallen haben. Natürlich kommen sie nicht an einen kompletten Roman heran, aber das Talent des Autors unterhaltsam und gewitzt zu erzählen, wird auch in ihnen deutlich. Was nur schade ist: Das Buch ist so schnell durchgelesen. Ich habe dafür tatsächlich nur einen Sonntagnachmittag gebraucht.

5
Durchschnitt: 5 (1 Bewertung)
Horch und Guck: 
 

Jay Kristoff "Die Prüfung" (Nevernight 1)

Mia Corvere ist zehn, als ihr behütetes Leben zusammenbricht. Ihr Vater wird als Verräter an der Republik gehängt, ihre Mutter und ihr kleiner Bruder ins Gefängnis gesperrt. Mia soll eigentlich ertränkt werden, doch ihr gelingt die Flucht. Sie macht die Bekanntschaft des Antiquitätenhändlers Mercurio, der sie unter seine Fittiche nimmt. Sechs Jahre später ist es soweit: Er schickt Mia zur Roten Kirche, um ihre Ausbildung als Assassinin abzuschließen. Mia will die Prüfungen dort unbedingt bestehen, denn nur so, glaubt sie, hat sie schließlich die Chance sich an den Männern zu rächen, die für das Unglück ihrer Familie verantwortlich sind. Die Ausbildung in der Roten Kirche ist sprichwörtlich mörderisch, doch Mia findet selbst an diesem Ort schließlich Freunde. Ihre Fähigkeiten als Dunkelinn mit einer Schattenkatze, die sich von ihrer Angst ernährt, helfen ihr zusätzlich so manche der Prüfungen zu bestehen. Doch ist dies wirklich der Weg, den sie beschreiten soll?

Dies ist wirklich ein absolut empfehlenswertes Buch. Dem Autor gelingt es eine faszinierende und umgewöhnliche Welt zu erschaffen, mit einer ebensolchen Heldin. Mia ist völlig anders als die meisten weiblichen Romanfiguren: Nicht nur, dass sie auf einem unerbittlichen Rachefeldzug ist, sie raucht auch wie ein Schlot und zu Beginn des Buches erlebt sie ihr erstes Mal auf eine sehr ungewöhnliche Weise, bei der Romantik keine Rolle spielt. Die Welt ist sehr durchdacht und ich habe ein ähnliches Setting noch nirgendwo anders gelesen - etwas, das mir bei Büchern auch immer gut gefällt. Zusätzlich hat der Erzähler im Buch einen sehr schönen Hang zur Ironie, wie sich an den Kommentaren in den Fußnoten immer wieder zeigt. Wer also mal was anderes lesen will, sollte Nevernight einen Versuch zukommen lassen.

5
Durchschnitt: 5 (1 Bewertung)
Horch und Guck: 
 

Anthony Ryan "Der Herr des Turmes" (Rabenschatten 2)

Vaelin Al Sorna ist in die Königslande zurückgekehrt. Obwohl der Held des vergangenen Krieges am liebsten alles, was mit Krieg und Kampf zu tun hat, hinter sich lassen möchte, hat sein König andere Pläne mit ihm. Er wird zum Turmherr des Nordens ernannt und soll in dieser Eigenschaft die unruhigen Nordlande befrieden. Schon kurz nach seiner Ankunft scheint die erste Auseinandersetzung anzustehen: Die Horden aus dem Packeis, die schon einmal für große Verwüstungen gesorgt haben, kehren offenbar zurück. Doch als Vaelin sich ihnen entgegenstellen will, muss er feststellen, dass es sich hungernde Menschen handelt, die aus ihrem angestammten Lebensraum fliehen mussten. Hier hat sich ein Feind ausgebreitet, der auch bald die Königslande bedrohen wird: die Volarianer. Bald sind nicht nur Vaelin, sondern auch Lyrna, die Schwester des Königs, Vaelins Ordensbruder Frentis und Reva, die Nachfahrin eines cumbraelanischen religiösen Fanatikers in jene Ereignisse verstrickt, die über die Zukunft der Königslande entscheiden werden...

Nachdem mich der erste Band der Reihe sehr begeistert zurückgelassen hat, habe ich bei diesem hier teilweise Zweifel gehabt, ob es sich wirklich um den gleichen Autor handelt. Erzählt wird Standard-Fantasy, die mich überhaupt nicht mitgerissen hat. Zwar gibt es mit den Volarianern nun endlich einen sichtbaren Antagonisten, aber der ist so stump böse, dass er nicht einmal fasziniert. Dass die Handlung nun dauernd zwischen vier Charakteren wechselt, hat für mich auch nichts retten können. Mal schauen, wann ich mich an Band 3 herantraue.

2
Durchschnitt: 2 (1 Bewertung)
Horch und Guck: 
 

Seiten

 abonnieren