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Buchstabensalat

Katherine Arden "Der Bär und die Nachtigall"

Das Mädchen Wasja wächst in einem kleinen Dorf im Norden des Landes Rus auf. Ihre Mutter starb kurz nach ihrer Geburt und so wird sie von ihrer älteren Schwester und dem Kindermädchen Dunja aufgezogen. Wasja ist ein ungewöhnliches Kind, wild und mit einer besonderen Verbindung zur Natur. Was allerdings niemand weiß: Wasja kann die Geisterwelt sehen, die Hausgeister und Wesen aus Dunjas Märchen sind für sie nicht nur Erzählungen. Während dies zunächst für die lebhafte Fantasie eines jungen Mädchens gehalten wird, ändert sich einiges im Dorf, als Wasjas Vater ein zweites Mal heiratet. Ihre Stiefmutter kommt aus dem fernen Moskau, ist übermäßig fromm - und kann die Geisterwelt ebenfalls sehen. Im Gegensatz zu Wasja ist sie jedoch davon überzeugt, dass es sich dabei um Dämonen handelt. Gemeinsam mit dem Pfarrer des Dorfes setzt sie daher alles daran, den Dorfbewohner*innen ihren alten Glauben, den diese bisher in Koexistenz mit der christlichen Religion praktizierten, auszutreiben. Je mehr ihnen das gelingt, umso gefährlicher wird das Leben im Dorf. Denn der alte Glaube und die vielen Geistwesen haben eine uralte, gefährliche Kraft in Schach gehalten, die sich nun wieder zu regen beginnt. Bald sieht es so aus, dass nur Wasja verhindern kann, dass dieser alte Feind der Menschen seine Kraft zurückerlangt...

Das Buch hat mich im positiven Sinne sehr überrascht. Nachdem ich angefangen hatte zu lesen, hat mich die gut erzählte märchenhafte Geschichte so gepackt, dass ich es nahezu in einem Rutsch durchgelesen habe. Die Idee hier mit der russischen Märchen- und Geisterwelt zu spielen, war für mich ungewöhnlich, aber gerade dadurch extrem gelungen. Auch die Hauptfigur, das Mädchen Wasja, fand ich einfach nur toll - es hat Spaß gemacht, von diesem eigensinnigen Kind zu lesen. Ich kann das Buch definitiv nur empfehlen und bin schon gespannt auf den zweiten Band.

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M.R. Forbes "Auferstehung" (The Divine Chronicles 1)

Landon ist ein ehemaliger Hacker, der wegen Betrügereien mit Kreditkarten im Knast gelandet ist. Zum Glück hat er einen Job als Wächter in einem Museum erhalten - denkt er zumindest, bis er bei einem rätselhaften Überfall dort stirbt. Nach seinem Tod findet sich Landon in der Zwischenwelt, dem Fegefeuer, wieder und erfährt, dass er etwas Besonderes ist.

4
Durchschnitt: 4 (1 Bewertung)
Horch und Guck: 
 

Frank Witzel "Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969"

Der Ich-Erzähler wächst behütet in der typisch deutschen Kleinstadt-Idylle der 1950er und -60er Jahre auf. Der Vater ist Fabrikant, die Mutter leidet seit der Geburt des kleinen Bruders an Lähmungen, weshalb durch die Caritas eine Helferin für den Haushalt und die Kinder gestellt wird. Trotz dieser eigentlich guten Startbedingungen radikalisiert sich der Erzähler gemeinsam mit seinen Freund*innen und gründet die Rote Armee Fraktion 1913. Nein, das stimmt nicht - es war die Frau von der Caritas, die alles angezettelt hat und die eine Spionin aus der DDR ist. Auch wieder falsch, der Erzähler ist psychisch krank und bildet sich das alles nur ein, deshalb war er auch lange in einem Sanatorium. Die Ursache für die Wahnvorstellungen: Er hat Brian Jones ermordet, damit die Beatles endlich als eindeutig besser gelten als die Stones - dumm nur, dass er nicht wusste, dass Brian Jones zu diesem Zeitpunkt schon bei den Stones ausgestiegen war...

Ob die obige Inhaltsangabe stimmt, kann ich nicht genau sagen. Ich habe noch nie ein Buch gelesen, bei dem ich so völlig nicht verstanden habe, was in der Handlung passiert, wie dieses hier. Bis zum Ende habe ich auf eine Auflösung gehofft, die nicht gekommen ist. Vielleicht habe ich auch den Clou nicht verstanden, aber ich würde hier definitiv keine Leseempfehlung abgeben - für niemanden.

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Andrzej Sapkowski "Das Erbe der Elfen" (Der Hexer 1)

Seitdem das Imperium von Nilfgaard Cintra überfallen hat, wird die Thronerbin Cirilla vermisst. Gerüchte behaupten, das Mädchen sei während der blutigen Eroberung der Hauptstadt umgekommen. In Wahrheit konnte sie jedoch fliehen und wird seitdem von Geralt von Riva am Stammsitz der Hexer versteckt. Ciri erhält hier als erstes Mädchen die Grundzüge einer Hexer-Ausbildung, doch bald zeigt sich, dass sie anders ist als die sonstigen Zöglinge. Ihr gelingt zwar keins der magischen Zeichen, aber offenbar verfügt sie über große magische Kräfte. Die Zauberin Triss erkennt schließlich, über welche Fähigkeiten das Mädchen verfügt und Geralt gelingt es, seine ehemalige Geliebte, Yennefer, zu gewinnen Ciri auszubilden. Doch das Mädchen muss weiter versteckt gehalten werden, zu viele Mächte sind aus unterschiedlichen Gründen an ihr interessiert und immer mehr deutet sich an, dass Ciri Teil einer uralten Prophezeiung ist und von ihr möglicherweise abhängt, ob das Ende der Welt bevorsteht...

Nachdem ich ja schon die drei Bände der Vorgeschichte gelesen habe, nun also die eigentliche Saga. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob meine Reihenfolge so vom Autor intendiert war, aber mir erscheint sie geeignet. An vielen Stellen habe ich mich gefragt, ob die Handlung wirklich durchschaut hätte ohne Kenntnis der Vorgeschichte. Das Buch selbst ist im üblichen Stil des Autors geschrieben und liest sich gewohnt flott und gut. Als jemand, die immer gerne komplette Kapitel liest und nicht einfach mittendrin Pause machen möchte, hätte ich mir diese kürzer gewünscht, aber das ist vermutlich Geschmackssache. Die Handlung kommt noch nicht so wirklich in Schwung, hier passiert hoffentlich deutlich mehr in den Fortsetzungen, auf die ich allerdings sehr gespannt bin.

4
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Oscar de Muriel "Die Totenfrau von Edinburgh" (Ein Fall für Frey & McGray 5)

Eigentlich wollte sich Ian Frey nach dem Tod seines Onkels aus der Polizeiarbeit zurückziehen, doch als McGray persönlich zu ihm auf sein geerbtes Landgut reist, lässt er sich doch überreden nach Edinburgh zurück zu kommen. Der Grund für McGrays Bemühungen: Madame Katerina, seine bevorzugte Wahrsagerin, steht im Verdacht eine Mörderin zu sein. Bei einer von ihr durchgeführten Seance kamen alle sechs anderen Teilnehmer*innen ums Leben. Auch wenn die Todesursache unklar bleibt, sind die Angehörigen der Toten einflußreiche Mitglieder der Edinburgher Gesellschaft und der Staatsanwalt hat ohnehin noch ein Hühnchen mit McGray zu rupfen. Je mehr die beiden Inspektoren jedoch ermitteln, desto verzwickter wird der Fall und bald kommen selbst Frey Zweifel, ob sie es hier nicht doch mit übernatürlichen Kräften zu tun haben...

Tja, was soll ich nur schreiben, was ich nicht schon zu anderen Romanen dieser Serie geschrieben habe... Ich bin Fan der Reihe seit dem ersten Band und auch dieses Buch hat mich nicht enttäuscht. Erzählt wird eine spannende Geschichte, die sich buchstäblich in letzter Sekunde auflöst (ich hoffe, damit nicht gespoilert zu haben). Am Ende gibt es einen Cliffhanger, der es in sich hat und mich nun super ungeduldig auf Band 6 warten lässt, der hoffentlich bald auch auf Deutsch erscheinen wird.

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Niklas Natt och Dag "1793"

Stockholm im Herbst 1793: In einem Tümpel wird eine verstümmelte Leiche gefunden. Dem Mann wurden vor seinem Tod alle Gliedmaßen sowie Zunge, Augen und Ohren entfernt. Der Häscher Jean Michael Cardell, der den Leichenfund gemeldet hat, wird vom Juristen Cecil Winge zu den Ermittlungen hinzugezogen. Winge ist ein genialer Ermittler und erbarmungsloser Logiker, aber auch totkrank: Die Tuberkulose lässt ihm nicht mehr viel Zeit. Was ihm noch bleibt, will er dafür nutzen, den grausamen Mord aufzuklären. Doch ihre Ermittlungen führen Winge und Cardell auf die Spur einer mächtigen und gefährlichen Geheimgesellschaft...

Das Buch ist ein gut geschriebener historischer Krimi, der mich recht schnell in seinen Bann gezogen hat. Über Schweden im 18. Jahrhundert wusste ich bisher ehrlich gesagt kaum etwas, was dieses Buch nun geändert hat. Die beiden Hauptfiguren könnten als Charaktere unähnlicher nicht sein, ergänzen sich dabei jedoch hervorragend und geben dem Buch einen gewissen Pfiff. Ob es die detaillierten Beschreibung so manch ekeliger Szenen und Begebenheit unbedingt brauchte, kann ich nicht in allen Fällen entscheiden, grundsätzlich scheinen sie mir aber schon Sinn zu machen, um die damalige Zeit realistisch zu beschreiben - da war man halt nicht so zimperlich wie heute. Negativ ankreiden muss ich dem Autor den langen Teil über Anna Stina - den hat es meiner Meinung nach nicht unbedingt gebraucht, man hätte die Geschichte auch ohne diese Figur konstruieren können. Warum Cecil Winge im Klappentext schließlich mit Sherlock Holmes verglichen wird, hat sich mir gar nicht erschlossen, lässt er doch von dessen Fähigkeiten nichts erkennen.

4
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Michael Peinkofer "Ork City"

Corwyn Rash ist Privatdetektik in Tirgaslan. Der Kriegsveteran hält sich mehr schlecht als recht mit kleinen Aufträgen über Wasser. Das ändert sich, als die bekannte Sängerin Kity Miotara plötzlich in seinem Büro steht und ihn bittet, ihren verschwundenen Manager zu suchen. Rash taucht ein in die Halbwelt von Tirgaslan, die von Zwergensyndikaten beherrscht wird. Haben es sich Kity und ihr Manager mit diesen verdorben? Dann wird eine Leiche gefunden, die offenbar der Vermisste ist. Corwyn wird immer tiefer in ein Netz aus Verbrechen und Intrigen gezogen, in dem er immer mehr auch in den Fokus der örtlichen Polizei gerät. Jemand sehr mächtiges scheint die Fäden zu ziehen, um die Interessen eines geheimen Kultes zu wahren. Corwyn muss schnell herausfinden, was es mit dem Sternenkind auf sich hat und wo dieses zu finden ist, wenn er mit heiler Haut aus der Sache heraus kommen will...

Das Buch hat mir einfach unglaublich Spaß gemacht. Präsentiert wird eine gelungene Mischung zwischen Fantasy und Detektivroman in Stile von Raymond Chandler. Auch wenn der Fall selbst nicht durch besondere Finese auffällt und man viele Elemente der Detektivgeschichte wiedererkennt (die Femme fatale, der rauchende und trinkende Detektiv, die Cops, mit denen er nicht unbedingt gut steht), ist es das Setting, das den Unterschied und dieses Buch absolut lesenswert macht. Ich habe es fast an einem Tag durchgelesen - was für mich ebenfalls ein positives Kriterium für ein Buch ist. Daher von meiner Seite auch nur eine absolute Leseempfehlung.

4
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Sophie Oliver "Der blaue Pomander"

Die Kindermörderin Amalia Dryer verlangt vor ihrer Hinrichtung mit Professor Brown vom Sebastian Club zu sprechen. Angeblich will sie ihm sagen, wie viele Opfer sie zu verantworten hat. Stattdessen verlangt sie von ihm jedoch den blauen Pomander, ein historisches Schmuckstück, dem heilende Wirkung nachgesagt wird, zu beschaffen. Brown verweigert dies und Dryer wird hingerichtet. Doch in Wahrheit hat der Professor durchaus Interesse an dem Fall und setzt die Detektive des Sebastian Club auf die Spur von Dryes Hinweis. Die vermeindlich harmlose Suche nach dem Schmuckstück entwickelt sich jedoch bald zu einem der gefährlichsten Fälle der Gentlemen...

Leider mal wieder eine Enttäuschung mit der Reihe. Dieses Mal kommt zu meinen Kritikpunkten an den beiden anderen Bänden der Reihe noch hinzu, dass es hier um eine Mischung aus Kriminalfall und Schatzsuche geht. Wieso die Autorin darüber hinaus noch eine der interessantesten Figuren des Club hinausschreiben musste, verstehe ich auch nicht. Ich hoffe, dies war der letzte Fall für den Sebastian Club.

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Marissa Meyer "Wie Blut so rot" (Luna-Chroniken 2)

Scarlett Benoitte lebt mit ihrer Großmutter auf dem Land. Sie haben einen kleinen Bauernhof und leben vom Verkauf ihres Gemüses. Doch nun ist ihre Großmutter verschwunden und die Polizei tut nicht gerade viel, sie zu finden. Scarlett macht sich also selbst auf die Suche und lernt dabei den mysteriösen Straßenkämpfer Wolf kennen, der sich bereit erklärt, ihr zu helfen. Spuren führen die beiden nach Paris, wohin Scarletts Großmutter offenbar von ihren Entführern gebracht wurde. Was Scarlett nicht einmal ahnt: Ihre Großmutter war daran beteiligt, die rechtmäßige Thronerbin von Luna vor der jetzigen Königin zu verstecken. Und diese möchte nun alle losen Enden auslöschen und die unerwünschte Konkurrenz endgültig vernichten. Selbst wenn das heißt, einen Krieg anzuzetteln...

Auch im zweiten Band der Luna-Chroniken dient wieder ein Märchen als Basis - dieses Mal, ziemlich offensichtlich, Rotkäppchen. Mir hat das Buch sogar noch einen Ticken besser gefallen als der erste Band, irgendwie konnte ich mit der Hauptfigur mehr anfangen und auch Wolf als männlicher Hauptcharakter ist mehr mein Ding als der Prinz aus Teil 1. Kurz und gut: Ich habe auch dieses Buch nahezu verschlungen und bin weiterhin gespannt, wie die Chroniken fortgesetzt werden.

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Marissa Meyer "Wie Monde so silbern" (Luna-Chroniken 1)

Cinder ist die beste Mechanikerin in Neu-Peking. Und so ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass eines Tages der zukünftige Regent, Prinz Kai, vor ihr steht und sie bittet seinen Androiden zu reparieren. Als Cinder dies gelingt, lädt er sie als Ehrengast zum jährlichen Friedensball ein, doch dieses Angebot kann sie nicht annehmen. Was der Prinz nicht weiß, ist, dass Cinder ein Cyborg ist, halb Mensch und halb Maschine. Doch die Entdeckung, dass Prinz Kai in Lebensgefahr schwebt, veranlasst Cinder schließlich doch noch auf dem Ball aufzutauchen - und sich damit in größte Gefahr zu begeben...

Wer sich jetzt denkt, dass sich der obige Inhalt wie eine verdrehte Version des Märchens von Aschenputtel anhört, der*die liegt durchaus richtig. Die Autorin greift in den Luna-Chroniken klassische Märchen auf, dreht diese durch den Fantasy-Wolf und erhält einen toll erzählten Roman. Mir hat es unglaublichen Spaß beim Lesen gemacht zu sehen, wie das bekannte Märchen verändert und adaptiert wurde. Ganz abgesehen davon, dass auch die Welt, die in den Luna-Chroniken entwickelt wurde, meiner Meinung nach sehr gelungen ist. Es hat mal wieder einige Zeit gebraucht, bis ich dazu gekommen bin, das Buch zu lesen, aber dafür freue ich mich jetzt umso mehr auf die Fortsetzungen in der Reihe.

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