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Buchstabensalat

Alan Bradley "Todeskuss mit Zuckerguss" (Flavia de Luce 10)

Flavia hat gemeinsam mit Dodger, dem Diener der Familie, ein Detektivbüro gegründet. Doch dass ihr erster Fall sich auf der Hochzeit ihrer Schwester Feelie ergibt, damit hat selbst sie nicht gerechnet. Beim Anschneiden der Hochzeitstorte taucht darin ein menschlicher Finger auf. Flavia und Dodger finden bald heraus, dass er einer berühmten Gitarristin gehört haben muss. Aber wer hat ihn von ihrer Leiche entfernt und warum? Der zweite Auftrag des jungen Detektivbüros scheint da ganz anderer Natur zu sein: Sie sollen herausfinden, wer kompromitierte Briefe an die Tochter eines bekannten Homöopathen gestohlen hat. Flavia und Dodger wollen sich eigentlich lieber weiterhin mit dem Fall des Fingers in der Hochzeitstorte beschäftigen, doch dann wird ihre Auftraggeberin ermordet und bald müssen die beiden erkennen, dass es Zusammenhänge zwischen beiden Fällen zu geben scheint...

Es gibt wenige Buchreihen, die es auch nach mehreren Bänden immer noch schaffen, ihre Qualität beizubehalten. Die Reihe um Flavia de Luce ist meiner Meinung nach eine davon. Auch in diesem, dem mittlerweile zehnten Band, gelingt es dem Autor einen gut konstruierten Kriminalfall zu entwickeln, den Flavia und Dodger mit ihren besonderen Fähigkeiten lösen. Dabei gefällt mir immer mehr, dass Dodger, der ehemalige Diener, eine immer größere Rolle in den Büchern einnimmt und sich zu einem würdigen Partner für die gewitzte Chemikerin Flavia entwickelt hat. Ich bin gespannt auf weitere Fälle für die beiden und muss ehrlich sagen, dass die Reihe meinetwegen noch lange fortgesetzt werden kann.

4
Durchschnitt: 4 (1 Bewertung)
Horch und Guck: 
 

Claire Douglas "Missing"

Frankie und Sophie waren seit ihrer Kindheit die besten Freundinnen. Das ändert sich erst, als Frankie für die letzten Schuljahre auf ein Internat geschickt wird. Erst nach Sophies Studienabschluss treffen sich die beiden in ihrer Heimatstadt wieder. Sophie hat sich verändert: Das einst unscheinbare Mädchen, das immer nur ein Anhängsel ihrer besten Freundin war, hat sich zu einer hübschen und eigenständigen Frau gewandelt. Sie lernt Leon kennen und die beiden verlieben sich ineinander, obwohl Frankie ihre Freundin vor ihm warnt. Doch ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit überschattet Sophies Glück mehr und mehr. Dann ist sie plötzlich verschwunden. Jahre später ruft Daniel, Sophies Bruder, überraschend bei Frankie an, die mittlerweile in London lebt und eine erfolgreiche Geschäftsfrau ist. Ein Fuß in einem Turnschuh wurde gefunden, es könnte der Beweis sein, dass Sophie damals wirklich im Meer ertrunken ist. Er bittet Frankie zu kommen, um ihn bei der Identifikation der Leiche beizustehen. Als Frankie jedoch ankommt, wird ihr bald klar, dass Daniel etwas ganz anderes will: Er hofft auf ihre Hilfe, um Sophies Mörder zu finden. Frankie muss wohl oder übel mitmachen, will sie nicht dabei zusehen, wie das gut gehütete Geheimnis von Sophie und ihr möglicherweise ans Tageslicht kommt...

Alles in allem ein unterhaltsamer, aber typischer Thriller. Ein Geheimnis aus der Vergangenheit, das nach und nach enthüllt wird. Immer wieder die Frage, welcher Figur in dem Buch man vertrauen kann, wer die Wahrheit erzählt und wer lügt. Mehrere überraschende Wendungen, um die Spannung aufrecht zu erhalten. Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt: Einmal die Gegenwart aus der Perspektive von Frankie und dann die Ereignisse, die zu Sophies Verschwinden und wahrscheinlichem Tod führten aus der Sicht von Sophies Tagebucheinträgen. Das gelingt recht gut und lässt sich auch klar auseinanderhalten, so dass man als Leserin nie rätseln, wann etwas gerade handelt. Die Wendungen der Geschichte sind gut konstruiert, überraschend, aber nie unlogisch. Das Buch ist sicher literarisch kein großer Wurf, aber ich habe mich gut unterhalten gefühlt.

3
Durchschnitt: 3 (1 Bewertung)
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Nora Bossong "Schutzzone"

Mira arbeitet in Genf für die Vereinten Nationen. Abgesehen vom Lesen und Verfassen unzähliger Berichte über die Katastrophenherde der Weltgemeinschaft besteht ihr Job darin durch die Genfer Hotels zu tingeln und in vertraulichen Gesprächen die Vertreter*innen verschiedener Konfliktparteien zur Einigung zu überreden. Mira hat dabei eine besondere Gabe: Sie kann auf eine Art zuhören, die ihr Gegenüber dazu verleitet, Dinge zu erzählen, die er*sie eigentlich gar nicht so offen sagen wollte. Doch als Mira Milan wiedertrifft, in dessen Familie sie einst als Kind einige Monate nach der Trennung ihrer Eltern lebte, scheint ihr wohlgeordnetes Weltbild zusammenzubrechen. Hals über Kopf lässt sie sich auf eine Affäre mit dem verheirateten Mann ein, obwohl ihr klar ist, dass er seine Frau und seinen Sohn nie verlassen wird. Gleichzeitig beginnt sie immer mehr, die vermeindliche Neutralität der UN zu hinterfragen, ebenso wie ihre eigene Rolle. War sie während ihres Einsatzes in Burundi vor dem Genozid dort, wirklich so unparteiisch, wie sie bisher dachte und eigentlich hätte sein sollen...

Ich hatte mir von dem Buch weitaus mehr erwartet. Die angekündigte Reflexion über Wahrheit und Neutralität habe ich - wenn überhaupt - nur in Ansätzen gefunden, was sehr schade ist. Die Geschichte und ihre grundlegende Idee hätten nämlich viel Potenzial dazu geboten. Auch bleibt mir zu vieles unklar, insbesondere was Miras Rolle im Burundi-Konflikt angeht. Die Sprache des Buches ist ebenfalls etwas gewöhnungsbedürftig, die Autorin neigt zu extrem langen Schachtelsätzen deren Funktion sich mir nicht erschlossen hat. 

2
Durchschnitt: 2 (1 Bewertung)
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Laini Taylor "Dreams of Gods and Monsters" (Zwischen den Welten 3)

Karou und die Chimären können es nicht fassen: Die Seraphim sind in der Welt der Menschen aufgetaucht und werden natürlich begeistert empfangen. Schließlich entsprechen sie dem Bild der Engel vieler Religionen. Und sie verstehen es hervorragend, diesen Vorteil auszunutzen: Sie warnen die Menschen vor der Bedrohung durch Monster, mit denen sie sich im Krieg befinden und vor denen sie auch die Menschen beschützen wollen. Der geheime Plan der Seraphim ist nämlich, an menschliche Waffen zu gelangen, diese nach Eretz mitzunehmen und damit dem Krieg zwischen Seraphim und Chimären ein für alle Mal zu ihren Gunsten zu beenden. Karou und Akiva ist klar, dass sie das nicht zulassen können und so verfolgen sie einen irrwitzigen Plan: Akivas Brüder und Schwestern mit der verbliebenen Chimärenarmee zu vereinen, um so wenigstens eine kleine Chance zu haben. Doch das Vorhaben stellt sich als genauso schwierig wie erwartet heraus: Beide Seiten misstrauen einander, wo sie nur können, und die Ereignisse der Vergangenheit lassen niemanden los. Dann hat Karou eine Idee, die vielleicht ihrer aller Rettung sein könnte, doch dazu müssen sie und Akiva zurück in die Menschenwelt. Dort ist mittlerweile das alte Lager der Chimären in der marrokanischen Wüste gefunden worden - und damit auch die Leichen derer, die Karou nicht wiederbeleben konnte. Die Genetikerin Eliza wird von der amerikanischen Regierung mit ihrem Doktorvater dorthin gebracht, um die Leichen genetischen Untersuchungen zu unterziehen. Dabei entdeckt Eliza, dass sie mehr mit den aufgetauchten Seraphim verbindet, als ihr lieb ist - und dass niemand seiner*ihrer Vergangenheit entkommen kann...

Der dritte und letzte Band der Reihe holt noch einmal zum großen Rundumschlag aus und bringt alle Handlungsstränge zu einem - mehr oder weniger guten - Ende. Ich war zunächst überraschend, dass mit Eliza noch ein neuer Hauptcharakter und Handlungsstrang eingeführt wurde, doch dieser passte schließlich sehr gut in die Geschichte und war für die Auflösung der Haupthandlung auch unbedingt erforderlich. Der Umfang des Buches mag vielleicht zunächst abschreckend wirken, ich kann jedoch versichern, dass es sich wirklich gut liest und keine Längen aufweist, durch die man sich als Leser*in durchquälen müsste. Ich bin gespannt auf eine neue Serie oder auch nur ein neues Buch der Autori. Nach dieser sehr guten Trilogie würde ich gerne weitere Bücher von ihr lesen.

4
Durchschnitt: 4 (1 Bewertung)
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Andreas Brandhorst "Das Flüstern"

Der achtjährige Nikolas überlebt wie durch ein Wunder ein als Autounfall getarntes Attentat, bei dem seine Eltern sterben. Kurze Zeit später wird er entführt, kann aber entkommen, da jemand die Entführer tötet und danach spurlos verschwindet. In seinem Umfeld sind sich alle einig: Der Junge muss einen Schutzengel haben. Und tatsächlich gibt es da ein Wesen, mit dem Nikolas kommuniziert und das ihn beschützt. Nikolas ist zwar mathematisch hochbegabt, aufgrund seines Autismus und der Synästhesie halten ihn viele jedoch für geistig etwas zurückgeblieben. Dann jedoch erhält er plötzlich die Chance, auf eine Privatschule in der Schweiz zu wechseln, die Schüler*innen mit besonderen Begabungen fördert. Zunächst ist Nikolas angetan von der Idee, denn auch seine Freundin Sonja wird zukünftig diese Schule besuchen. Doch bald merken die beiden Kinder, dass etwas mit ihrer neuen Schule nicht stimmt. Merkwürdige Untersuchungsmethoden, häufige Fiebererkrankungen und immer wieder verschwindende Schüler*innen erregen ihr Misstrauen. Als die vermeindlichen Lehrer*innen schließlich mit immer rabiateren Mitteln versuchen, Nikolas Schutzengel sichtbar machen wollen, kommt es zu fatalen Ereignissen, die Nikolas und Sonjas Leben für immer verändern werden...

Ein wirklich gut geschriebener fantastischer Roman mit tollen Figuren und einer originellen Story. Ich kannte den Autor vorher nicht, auch wenn er offensichtlich bisher schon eine Menge geschrieben hat. Das Flüstern ist mir vor allem aufgrund des silbernen Covers aufgefallen - wobei ich nicht finde, dass das Titelbild auch nur irgendetwas mit der Handlung des Buches zu tun hat (der Klappentext passt auch mal wieder nicht so ganz). Mir hat vor allem gefallen, dass mit Nikolas ein sehr ungewöhnlicher Hauptcharakter vorherrscht und dessen Perspektive sehr überzeugend dargestellt wird. Das Buch hat natürlich noch weitere coole Elemente - es fällt mir nur gerade schwer, diese zu benennen ohne zu spoilern (und umschreiben ist leider auch nicht...). Von daher: Wer fantastische Romane mag, dürfte mit diesem Buch nicht viel falschmachen und sich hoffentlich ebenso gut unterhalten fühlen wie ich.

4
Durchschnitt: 4 (1 Bewertung)
Horch und Guck: 
 

Matthias Brandt "Blackbird"

Morten ist Fünfzehn und lebt in den 80er in einer mittelgroßen deutschen Stadt. Seine Pläne für die Zukunft sehen so aus, wie die von vermutlich allen Teenagern: die Schule halbwegs geräuschlos hinter sich bringen und das Abi irgendwie schaffen, erste Erfahrungen mit Alkohol sammlen, zum Raucher werden und sich vielleicht auch mal verlieben. Dass sich seine Eltern gerade scheiden lassen, damit kommt Motte, wie ihn alle nennen, noch gut zurecht - die beiden haben nie eine besonders glückliche Ehe geführt und er ist froh, dass der ganze Stress vorbei ist. Doch dann bekommt er plötzlich einen Anruf, der sein Leben völlig verändert: Sein bester Freund Bogi ist krank - Krebs. Als Motte sich dann auch noch das erste Mal richtig verliebt, muss er erfahren, wie nah Freunde und Trauer, Leben und Tod sich manchmal sein können...

Klar kenne ich Matthias Brandt als Schauspieler. Dass er auch Bücher schreibt, war mir nicht bewusst, bis mir mein lokaler Buchhändler eine Leseprobe dieses Romans in die Hand drückte. Ich war erst skeptisch, eigentlich lese ich privat ganz andere Genre, fand aber, dass ich, wenn ich sie schon mal hatte, auch die Probe lesen konnte. Mich hat diese so begeistert, dass ich mir kurz danach tatsächlich das Buch gekauft habe. Matthias Brandt ist ein toller Erzähler, der eine mit der Hauptfigur Morten einen hervorragenden Ich-Erzähler geschaffen hat. Als Leser*in kann man völlig mit ihm mitfühlen und fühlt sich mehrfach an die eigene Jugend und ähnliche Fragen, wie die vor denen Morten steht, erinnert. Dabei erweist sich Brandt nicht nur als ein genauer Beobachter von Menschen und ihren Eigenarten, sondern stattet Morten auch mit einem sehr feinen Humor aus. Ich kann Blackbird uneingeschränkt empfehlen.

5
Durchschnitt: 5 (1 Bewertung)
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Brian McClellan "Schicksalswende" (Die Powder Mage Chroniken 2)

In Adro sieht die Lage nach dem Sturz und Tod des Königs nicht gerade gut aus. Das benachbarte Königreich Kez, schon lange der Erzfeind der Nation, hat die Gunst der Stunde genutzt und greift an. Feldmarschall Tamas versucht in einem verzweifelten, aber genialen Plan dem Gegner in die Flanke zu fallen, doch offenbar gibt es Verräter in den eigenen Reihen und ehe Tamas sich versehen kann sind er, seine gesamten Pulvermagier und seine besten Soldaten von der Armee abgeschnitten und sitzen auf der falschen Seite der Grenze fest. In einem Gewaltmarsch ohne die notwendige Ausrüstung und mit viel zu wenig Proviant versuchen die Männer ihr Heimatland wieder zu erreichen, bevor sie der Kavallerie der Kez, die sich an ihre Fersen geheftet hat, in die Hände fallen. Taniel, Tamas Sohn, hat seinen Angriff auf den Gott Kresimir nur knapp überlebt und versucht seine Gefühle im Rauschgift zu ersticken. Als das nicht funktioniert, befehligt er sich selbst an die Front, muss aber schnell feststellen, dass die neue Armeeführung nichts mit seinem Vater gemein hat, den man für tot hält. Taniel macht sich mehr Feinde als Freunde unter den Generälen und lässt sich vom Koch Michail schließlich dazu überreden, sich in geheimer Mission ins Feldlager der Kez zu schleichen. Zu seinem großen Pech steht er hier plötzlich wieder dem Gott Kresimir gegenüber, der sich noch sehr gut daran erinnert, dass Taniel ihm ein Auge ausgeschossen hat. Währenddessen sucht der Ermittler Adamat weiterhin seine Familie, um sie aus den Klauen des rätselhaften Lord Vestras zu befreien. Als ihm dies mit Hilfe des Priviligierten Bo schließlich gelingt, ist seine Freunde nur kurz: Vestras hat seinen ältesten Sohn in die Sklaverei nach Kez verkauft. Angeblich sei sein Sohn ein Pulvermagier und was die Kez mit diesen machen, möchte sich Adamat lieber nicht ausmachen. Verzweifelt setzt er alles auf eine Karte, um ihn zu finden. Gleichzeitig tritt ein neuer Spieler den Auseinandersetzungen um die Macht in Adro bei und dieser scheint einen guten Plan zu haben...

Der typische zweite Band einer Reihe. Nachdem die Figuren und die Handlung eingeführt wurden, werden die einzelnen Stränge vertieft und vor allem die Dramaturgie befördert, indem es immer mehr Rückschläge für die Held*innen gibt. Genau nach diesem Muster funktioniert auch dieses Buch, was ich etwas schade finde. Ich hatte mich nach dem sehr guten ersten Band auf etwas mehr als diese Durchschnittskost gefreut. Die Welt hätte sicher mehr geboten. Stattdessen werden meiner Meinung nach zu viele Schlachten beschrieben, was mich bei Fantasy immer langweilt. Ich hoffe trotzdem auf den letzten Band der Trilogie, um die Serie zu einem würdigen Abschluss zu bringen.

3
Durchschnitt: 3 (1 Bewertung)
Horch und Guck: 
 

Scott Thomas "Kill Creek"

Das Haus am Kill Creek gilt seit seiner Erbauung als Geisterhaus. Sein erster Besitzer wurde von marodierenden Südstaatensoldaten getötet, seine schwarze Geliebte misshandelt und erhängt. Jahre später wohnten die rätselhaften Finch-Schwestern in dem Haus, die in ihrem Testament verfügten, dass nichts darin verändert werden darf. Seitdem hat es niemand mehr in den Haus ausgehalten. Also der ideale Ort, um hier an Helloween vier berühmte Horrorschriftsteller*innen zu einem gemeinsamen Interview zu versammeln, findet der Betreiber der Website Wrightwire. Das Interview selbst verläuft auch recht gut, allerdings haben alle Anwesenden merkwürdige Wahrnehmungen in dem Haus und leiden in der Nacht unter Träumen, die ihre tiefsten Ängste heraufbeschwören. Doch auch nach der Abreise lässt das Haus seine Besucher nicht in Ruhe, sie werden weiterhin von beängstigenden Visionen geplagt. Ist vielleicht doch etwas dran an den Geschichten über die finstere Macht, die dem Haus innewohnt? Und was versteckt sich in dem zugemauerten Zimmer im zweiten Stock? Wurde dort etwas eingesperrt, das besser nicht herauskommen sollte? Die vier Schriftsteller*innen beschließen der Sache auf den Grund zu gehen und suchen das Haus ein zweites Mal auf. Und dieses Mal werden nicht alle es wieder lebendig verlassen...

Ich hab seit einer gefühlten Ewigkeit keinen Horrorroman mehr gelesen, doch der Klappentext dieses Buchs hat mich dazu gebracht, dem Genre mal wieder einen Besuch abzustatten. Den Vergleich mit Shining, der wohl die Verkaufszahlen ankurbeln soll, kann ich leider nicht mitgehen, da kommt das Buch weder vom Gruselfaktor noch von der generellen Story ran. Aber es ist solide erzählt, hat mehrere gute unheimliche Momente und ein echt fieses Ende, bei dem ich mich immer noch frage, ob es einfach nur offen bleiben wird oder eine Fortsetzung folgen soll und es sich damit um einen Cliffhanger handelt. Wie auch, wer das Genre mag, dürfte hiermit nicht allzu viel falsch machen und sich gut unterhalten fühlen.

3
Durchschnitt: 3 (1 Bewertung)
Horch und Guck: 
 

Angela Lehner "Vater unser"

Eva Gruber wird von der Polizei in die psychiatrische Abteilung einer Wiener Klinik eingewiesen, weil sie behauptet hat, eine Grundschulklasse erschossen zu haben. Das stellt sich zum Glück schnell als gelogen heraus. Eva wollte nur in die Psychiatrie, weil hier auch ihr Bruder Bernhard wegen Magersucht behandelt wird. Eva hat ihn immer beschützt und will dies auch hier tun. An der Patientin Eva Gruber beißen sich Ärzt*innen und Therapeut*innen bald die Zähne aus: Eva ist extrem klug, manipulativ und niemand weiß, wann man ihr glauben kann, was sie gerade erzählt. Als ihr Bruder schließlich in ein anderes Krankenhaus zur weiteren Behandlung verlegt werden soll, flieht Eva kurzentschlossen mit ihm. Ihr Ziel: ihr altes Zuhause und der Mord am Vater...

Das Buch hat mich etwas irritiert zurück gelassen. Im Klappentext war von einer manipulativen Ich-Erzählerin die Rede gewesen - die habe ich aber im Buch nicht gefunden. Ja klar, Eva Gruber erzählt mal so und mal und einige Ereignisse, die sie schildert, stellen sich ein paar Seiten weiter als nicht zutreffend heraus - aber unter manipulativ hatte ich etwas anderes erwartet. Wirklich schade, ich glaube nämlich, dass die Geschichte und die Grundidee dahinter durchaus Potenzial zu mehr gehabt hätten.

3
Durchschnitt: 3 (1 Bewertung)
Horch und Guck: 
 

Alex North "Der Kinderflüsterer"

Tom Kennedy will nach dem Tod seiner Frau einen Neuanfang mit seinem Sohn Jake starten und zieht mit ihm in den kleinen Ort Featherbank. Hier, wo sie nicht alles jeden Tag an die Tote erinnert, soll sich der sensible Jake wieder erholen und Tom hofft, ein innigeres Verhältnis zu seinem Sohn zu entwickeln. Anfangs scheint auch alles gut zu laufen, die beiden finden ein gemütliches, wenn auch merkwürdig gestaltetes Haus. Doch dann hört Jake plötzlich Stimmen, ein merkwürdiges Flüstern. Tom denkt zunächst, dass es sich erneut um die unsichtbaren Freunde seines Sohnes handelt, die dieser immer schon hatte. Doch dann erfährt er, dass in Featherbank einst ein Kindermörder umging, dessen Opfer angeblich vor ihrem Verschwinden ein Flüstern vor ihren Fenstern hörten. Dann verschwindet ein Kind und Jake lässt eines Nachts beinahe einen fremden Mann ins Haus, der ihm zuflüstert. Was geht in Featherbank vor sich? Hat der Täter von einst einen Komplizen gehabt, wie die Polizei bereits damals vermutete, oder ist ein Nachahmungstäter am Werke?

Dieses Buch hat es wirklich in sich. Ich werde ja eigentlich immer misstrauisch, wenn ein Buch zu offensiv beworben wird. Aufkleber wie "Der Bestseller des Jahres" haben sich schon zu oft als große Enttäuschung erwiesen. In diesem Fall ist das jedoch anders. Zwar kann ich nicht sagen, ob es sich wirklich um den Bestseller des Jahres handelt, aber das Buch ist aus meiner Sicht schlichtweg eine absolute Empfehlung. Hier wird ein gut konstruierter Fall mit überraschenden Wendungen und einer logischen Auflösung beschrieben, der auch noch über gut gezeichnete Charaktere verfügt. Stellenweise gibt es Überschneidungen vom reinen Thriller zu leichten fantastischen Elementen, was mir auch sehr gut gefallen hat, mag ich doch beide Genres. Mir ist es daher auch schwergefallen, dass Buch nicht in einem Zug durchzulesen, mehr als ein Wochenende hat es aber tatsächlich nicht gebraucht, da es wirklich Spaß gemacht hat, es zu lesen.

5
Durchschnitt: 5 (1 Bewertung)
Horch und Guck: 
 

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