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Richard Chizmar "Gwendys Zauberfeder"

Gwendy Peterson hat es weit gebracht seit ihrer Highschoolzeit in Castle Rock: Sie wurde als Autorin berühmt, erhielt einen Oscar für einen Dokumentarfilm und ist nun eine der jüngsten Abgeordneten des Kongresses der Vereinigten Staaten von Amerika. Ob ihre Glückssträhne im Leben mit jenem rätselhaften Kästchen zu tun hat, das ihr einst anvertraut wurde, kann sie nicht sagen und sie versucht auch, sich möglichst keine Gedanken darüber zu machen. Dann taucht Richard Farris plötzlich wieder auf und ehe sie sich versieht, ist Gwendy zum zweiten Mal zur Hüterin des Kästchens geworden. Sie stellt schnell fest, wie leicht es dem mysteriösen Objekt fällt, ihr Denken zu dominieren und die Versuchung es erneut einzusetzen, wird immer größer, je mehr sich der aktuelle Präsident als ausgesprochen unfähig erweist, sein Amt auszuüben, ohne einen Krieg vom Zaun zu brechen. Doch die größte Herausforderung entsteht, als die Krebserkrankung ihrer Mutter zurückgekommen zu sein scheint...

Ich war relativ überrascht, dass es eine Fortsetzung des Kurzromans um Gwendy und ihr Kästchen gibt. Auch dieses Buch ist wie sein Vorgänger recht angenehm geschrieben und liest sich sehr kurzweilig. Mir persönlich hat es vor allem Spaß gemacht, mal wieder in das altbekannte Städtchen Castle Rock zurückzukehren. Ansonsten gibt die Geschichte aber nicht wirklich viel her, als Leser*innen erfahren nichts Neues über den Hintergrund des Kästchens und das Preis-Leistungs-Verhältnis finde ich weiterhin schlecht.

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Bryan Camp "Der Straßenmagier" (Die Götter von New Orleans)

Jude Duboisson lebt als Magier in New Orleans. Seine besondere Gabe ist das Finden von verlorenen Dingen, doch er hat diese kaum mehr genutzt, seitdem der Hurrikane Kathrina über die Stadt hinweggetobt ist. Zu viele Menschen haben dabei Dinge verloren, es war für ihn kaum noch aushalten davon zu wissen. Dann wird er zu einem mysteriösen Kartenspiel mit mächtigen Gegner*innen eingeladen - und erwacht am nächsten Morgen mit einer Gedächtnislücke. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass Dodge, der Glücks- und Stadtgott bei dem Kartenspiel ermordet wurde und Jude plötzlich der Hauptverdächtige ist. Zu allem Überfluss hat er auch noch seine besondere Gabe verloren, was ihm ein zusätzliches Handycap beschert. Gemeinsam mit seiner Freundin Regal sucht er nach dem wahren Täter und gerät dabei in die Auseinandersetzungen der verschiedenen Gött*innen, die es in New Orleans gibt und von denen so einige gerne Dodges Nachfolger*in werden würden. Zu allem Übel kommen Jude bald Zweifel, ob er Regal wirklich trauen kann oder sie nicht insgeheim für eine andere Partei arbeitet...

Das Buch hat mich sehr angenehm überrascht. Ich hatte eine eher durchschnittliche Geschichte erwartet, war jedoch schon nach wenigen Seiten von der Handlung gefesselt. Besonders gut gefallen hat mir, wie der Autor mit den verschiedenen Göttern aus den unterschiedlichen Kulturen spielt und diese geschickt zu einer stimmigen Welt verbindet. Mit der Hauptfigur ist darüber hinaus ein interessanter Charakter geglückt, der sich durch Tiefe in seiner Anlage auszeichnet, aber auch so sympathisch gestrickt ist, dass man als Leser*in mit ihm mitfiebern kann. Es gibt auch einige sehr überraschte Elemente in der Story, auf die ich hier aber nicht näher eingehe, um nicht zu spoilern. Alles in allem kann ich das Buch aber sehr empfehlen.

4
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Sebastian Fitzek "Amokspiel"

Es hätte eigentlich ein normaler Arbeitstag bei Radio 101Punkt5 sein sollen. Eine Gruppe treuer Zuhörer*innen aus sollte durch die Aufnahmestudios geführt werden und einen kurzen Plausch mit dem Starmoderator halten. Dass sich ein Psychopath unter diese Gruppe gemischt hat und der Sender nun mit einer Geiselnahme konfrontiert ist, war nicht vorherzusehen. Die Berliner Polizei holt die Kriminalpsychologin Ira Samin zu den Verhandlungen mit dem Geiselnehmen hinzu. Ira nimmt den Job nur widerwillig an - sie hatte eigentlich vor Selbstmord zu begehen und ist daher alles andere als eine stabile Verhandlerin. Ihre Lebensgeister erwachen jedoch wieder, als sie die Forderung des Täters erfährt: Er möchte mit seiner Verlobten sprechen. Diese ist jedoch seit Monaten tot. Ira muss herausfinden, ob der Täter es sich nur einbildet oder er wirklich das Opfer einer Verschwörung deutscher Behörden wurde und seine Verlobte tatsächlich noch lebt. Mit ihren Ermittlungen stößt sie dabei ungeahnt in ein Wespennest...

Das Buch basiert auf einer an sich cleveren Idee, die viel Spannung erzeugen kann. Hat der Täter Recht und lebt seine Verlobte noch oder ist er völlig wahnsinnig - letzten Fall stellt sich dann die Frage, wie mit einer solchen Person verhandelt und wie die Geiseln gerettet werden können. Mein Problem mit diesem Buch ist, dass meiner Meinung nach durch den Prolog eigentlich schon die zentrale Frage beantwortet wird und ich als Leserin nur noch mitfiebern kann, ob die Wahrheit nun ans Licht kommt oder nicht. Ich hätte es spannender gefunden, noch mehr rätseln zu dürfen, was diese Frage angeht. Das Buch ist nicht schlecht, bitte nicht falsch verstehen. Aber meiner Meinung nach wurde hier einiges an Potenzial liegengelassen.

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Olivie Blake "The Atlas Six"

Die Alexandrinische Gesellschaft ist eine magische Geheimgesellschaft, die alle zehn Jahre die besten jungen Magier*innen auswählt und ihnen die Chance gibt, sich als Anwärter*innen für eine Vollmitgliedschaft zu bewerben. Ein Jahr lang werden die Anwärter*innen unterrichtet, forschen an verschiedenen Themen und müssen zusammenarbeiten, um Aufgaben zu erledigen. Die Gruppe setzt sich aus Magier*innen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zusammen, die mehr oder weniger gut miteinander harmonieren. In diesem Jahr wurden die Physiomagier*innen Nico und Libby ausgewählt, die sich bereits von ihrer New Yorker Uni kennen und schon dort dauernd im Wettbewerb miteinander lagen, die Telepathin Parisa, der Empath Callum, die Naturmagierin Reina und Tristan, der jede Illusion durchschauen kann. Alle wissen, dass nur fünf von ihnen schließlich als Mitglieder der Alexandrinischen Gesellschaft ausgewählt werden, was zum einen den Konkurrenzkampf befördert, aber auch zur Bildung von Bündnissen innerhalb der Gruppe führt. Es ist jedoch ein Schock für alle, als sie erfahren, was der Ausschluss des*der sechsten Anwärter`*in tatsächlich bedeutet: Diese Person verlässt nicht einfach nur die Gruppe - die anderen fünf müssen sie ermorden...

Ich bin ja immer misstrauisch, wenn Bücher zu sehr gehypt oder zu begeistert angeboten werden - was auch hier der Fall war. Daher habe ich recht lange überlegt, es zu kaufen, muss jedoch nun ganz klar sagen, dass dieses Zögern Quatsch war. Das Buch ist richtig gut. Erzählt wird eine interessante Geschichte mit gut gelungenen und faszinierenden Charakteren, wobei mir vor allem der Unterschiedlichkeit sehr gut gefallen hat. Und dass sie alle Tiefe habe, so dass ich gespannt bin, was wir als Leser*innen noch über sie erfahren werden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mehr als eine Figur noch eine ziemliche Überraschung im Hintergrund hat. Die Welt an sich sowie das Magiesystem haben mir ebenfalls sehr gut gefallen - das alles habe ich so noch nicht gelesen. Ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzung.

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Vincent Kliesch "Auris - Der Klang des Bösen"

Eigentlich sollte sich Matthias Hegel im OP der Berliner Charité befinden und dort das eigene Leben retten lassen. Doch den Fall, zu dem er dazu gerufen wurde, kann er nicht auf sich beruhen lassen. Ein Jugendlicher ist auf einer Berliner Polizeiwache erschienen und hat behauptet, dass sein Vater seine Mutter ermordet habe. Das Problem: Silvain ist erst kürzlich aus der Jugendpsychiatrie entlassen worden, in die gebracht wurde - unter anderem wegen Wahnvorstellungen. Hegel kann zwar mit Sicherheit sagen, dass Silvain glaubt, die Wahrheit zu sagen, doch das hilft in diesem Fall nicht unbedingt weiter. Es gelingt ihm Jula Ansorge und ihren Bruder Elyas zu überreden ihm bei den Ermittlungen zu helfen. Was er ihnen aber nicht sagt, ist, dass er nicht nur aus Mitleid mit Silvain so engagiert ist. Hegel kannte Silvains Mutter, das vermeintliche Opfer, da er vor seiner Verhaftung eine Affaire mit ihr hatte. Will sich der akustische Forensiker in Wahrheit an einem Rivalen um eine Frau rächen?

Leider werden die Bücher der Auris-Reihe nicht besser. Ich hätte für den neuen Fall weder die Erkrankung von Hegel als Element der Spannungssteigerung gebraucht, noch seinen persönlichen Bezug zum Opfer. Das war mir in Kombination ehrlich gesagt zu viel und der Fall an sich hätte diese Elemente auch nicht gebraucht. Fast wirkte es, als wäre sich der Autor unsicher gewesen, ob die Grundidee an sich fesselnd genug war (ich finde: Ja, die hätte an sich schon gereicht, um daraus einen guten Thriller zu machen). Ich muss mal schauen, ob ich einem weiteren Buch der Reihe noch eine Chance geben würde. Schade eigentlich, da der Autor meiner Meinung nach in seinen anderen Büchern zeigt, dass er grundsätzlich richtig gute Thriller schreiben kann.

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Michael Jensen "Blutgold" (Syndicat Berlin 1)

Berlin 1918: Der Erste Weltkrieg ist vorbei, der Kaiser hat abgedankt, das deutsche Reich ist eine Republik geworden. Inmitten dieser historischen Ereignisse wachsen die Brüder Sass in der Hauptstadt auf. Als Jugendliche schlagen sie sich mit einer Bande mit kleinen Gaunereien mal besser mal schlechter durch. Doch insbesondere Franz Sass will mehr als nur ein durchschnittliches Leben. Als ihr Vater plötzlich zum Beschuldigten bei der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht wird, taucht seine Schwester Antonia aus Paris auf. Tante Toni nimmt die Familienangelegenheiten in die Hand - und scheut auch vor krummen Aktionen nicht zurück. Mit ihr zusammen beginnt Franz das aufzubauen, was eine der mächtigsten kriminellen Organisationen von Berlin werden soll: das Syndicat.

Nachdem ich mich bereits durch einige Krimis gelesen habe, die zur Zeit der Weimarer Republik spielen, in denen aber immer die Polizisten oder Detektive im Mittelpunkt standen, geht es nun also um die kriminelle Gegenseite. Und ich muss sagen, dass hat mir richtig gefallen. Mit den Brüdern Sass werden historische Figuren als Basis für die Geschichte gewählt - darüber hinaus nimmt sich der Autor jedoch einige Freiheiten. Die Beziehungen zu zentralen historischen Ereignissen hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht, um eine gute Geschichte zu erzählen; sie schaden jedoch auch nicht. Ich habe sehr schnell in das Buch hineingefunden und konnte es dann nur schwer weglegen, weil mich die Handlung wirklich gefesselt hat. Alles in allem also eine sehr starke Leseempfehlung von meiner Seite - ich bin gespannt auf die beiden Fortsetzungen.

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Jim Butcher "Sturmnacht" (Die dunklen Fälle des Harry Dresden)

Harry Dresden ist der einzige offen praktizierende Magier in Chicago - und macht sich damit nicht gerade beliebt. Während die einen ihn für einen Scharlatan halten, ist die magische Gesellschaft nicht erfreut, dass er die Existenz von Magie öffentlich macht und behält ihn deshalb und aufgrund eines Vorfalls in seiner Vergangenheit sehr genau im Auge. Als Lieutenant Karrin Murphy von der Chicagoer Polizei ihn zu einem Mordfall hinzuruft, ist Dresden schnell klar, dass die Sache mehr als heikel wird. Zwei Menschen wurden offenbar durch den Einsatz von Magie getötet - auch wenn ihm noch nicht klar ist, wie der Täter das angestellt hat. Erschwerend kommt noch hinzu, dass eins der Opfer der Leibwächter des örtlichen Mafiabosses war. Während Dresden also versucht, die genaue Vorgehensweise bei dem Mord zu klären und einen Krieg in der Unterwelt zu verhindern, scheint er auf eine Spur zu kommen, die so gut ist, dass ihm jemand einen Dämon auf den Hals hetzt. Und dann wird er plötzlich selbst zum Verdächtigen. Während die Polizei ihn nur einsperren will, droht ihm bei einer Verurteilung durch den weißen Rat der Magier der Tod. Harry Dresden hat nun also mehr als genug Ansporn, um den wahren Schuldigen zu finden...

Ich muss zugeben, mich hat die Reihe um Harry Dresden schon länger interessiert, aus irgendeinem Grund bin ich aber erst jetzt dazugekommen, mal den ersten Band zu lesen. Schade, dass es so lange gedauert hat, denn ich finde das Buch sehr gut. Erzählt wird eine Mischung aus Fantasy und Detektivgeschichte mit gut gezeichneten Figuren, über die ich gerne in den nächsten Bänden mehr erfahren möchte. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive von Harry Dresden in einem Tonfall, der mich an Film-Noire-Detektivgeschichten erinnert. Dies spiegelt sich auch in der Handlung wieder, die das typische Detektivpech des Genres aufgreift (Ärger mit den Cops, selbst in Verdacht geraten). Angeteasert wird Harrys Vergangenheit, über die ich gerne mehr wissen würde. Auf jeden Fall bin ich gespannt auf die weiteren Bände aus der Reihe, die ich ziemlich sicher lesen werde.

5
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Richard Osman "Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel"

Die Mitglieder des Donnerstagsmordclubs arbeiten an einem neuen Fall: Vor Jahren wurde die Journalistin Bethany Waites ermordet, nachdem sie einem großangelegte Mehrwertsteuer-Betrug auf die Spur gekommen war. Der oder die Täter*in konnte nie ermittelt werden. Das ist genau eine der Herausforderungen, die die vier Senior*innen so gerne suchen. Während sich für Joyce die Möglichkeit bietet, einen ihrer Lieblings-TV-Moderatoren im Zuge der Ermittlungen kennenzulernen, nutzt Ibrahim die Kontakte zu einer inhaftierten Dealerin, um mehr von der einzigen Person zu erfahren, die nach Bethany Waites Enthüllungen verurteilt worden war. Diese schweigt jedoch zunächst und wird dann tot in ihrer Zelle aufgefunden. Elizabeth kann sich nur teilweise in die Ermittlungen einbringen: Nachdem sie und ihr Ehemann Stephen entführt wurden, steht sie vor der Herausforderung einen ehemaligen sowjetischen Spion ermorden zu müssen, um schlimme Folgen für ihre Freundin Joyce zu verhindern. Doch Victor war Elizabeth immer sehr sympathisch, so dass sie ihn eigentlich am Leben lassen möchte. Eine Entscheidung, die sich als gar nicht so falsch herausstellt, denn bei diesen Ermittlungen braucht der Donnerstagsmordclub jede Unterstützung, die er kriegen kann, um das Rätsel zu lösen...

Richard Osman ist erneut ein hervorragender Krimi um den Donnerstagsmordclub gelungen. Er versteht es dabei wie kein anderer mir bekannter Autor britischen Humor mit absolut liebenswerten Charakteren und einem guten Kriminalfall zu kombinieren. Allerdings sollte man unbedingt die beiden ersten Bücher gelesen haben, da viele Figuren und Handlungsstränge aus diesen wieder auftauchen und ich vermute, dass es sonst schwierig werden könnte, alles zu verstehen. Mittlerweile weiß man als Leserin sehr viel über Elizabeths Vergangenheit, die auch hier wieder eine Rolle spielt. Ich fände es gut, auch noch mehr über die anderen drei zu erfahren - mein Verdacht ist, dass deren Leben auch nicht so alltäglich war, wie die Figuren selbst suggerieren. Meine Highlights, die mich zum lauten Loslachen gebracht haben, waren die Zoom-Konferenz mit Joyces Tochter und die Lesung der selbstverfassten Krimis durch den Polizeipräsidenten - hier passte einfach jedes beschriebene Detail und jedes Wort im Dialog. Ich kann auch dieses Buch einfach nur unbedingt empfehlen.

5
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Maria Grund "Fuchsmädchen"

An einem See auf einer Insel vor der schwedischen Küste wird die Leiche eines Mädchens gefunden. Zwar deuten die Hinweise auf Selbstmord, doch Ermittlerin Sanna Berling hat ihre Zweifel. Als jedoch kurze Zeit später eine ältere Dame grausam ermordet in ihrem Haus gefunden wird, müssen sie und ihre neue Kollegin Eir Pedersen den Fall des Mädchens erst einmal hinten anstellen. Verdächtigt wird zunächst der Ehemann des Opfers, der verschwunden ist. Dann geschieht noch ein Mord in einem Hochhaus im sozialen Brennpunkt und die beiden Kommissarinnen sehen sich der Gefahr eines Serientäters ausgesetzt. Schließlich finden sie Verbindungen zu dem toten Mädchen am See und den beiden Mordfällen und kommen einem düsteren Geheimnis aus der Vergangenheit auf die Spur, bei der es um ein Ferienlager mit dubiosen Erziehungspraktiken und eine mysteriöse Malerin geht. Licht ins Dunkle könnte der Sohn des zweiten Mordopfers bringen, doch Jack kann oder will nicht über das sprechen, was er gesehen hat. Einzig Sanna gegenüber scheint er sich zu öffnen, Eir jedoch vermutet, dass ihre Kollegin dem Jungen aufgrund ihrer eigenen Vergangenheit zu positiv gegenüber eingestellt ist. Könnte schließlich nicht auch Jack der Täter sein?

Das Buch ist ein guter skandinavischer Krimi, mit der für dieses Genre typischen düsteren Stimmung und einer ebenso dunklen Auflösung des Falles. Besonders gut haben mir die beiden Hauptfiguren gefallen, die sich als sehr unterschiedliche, aber auf ihre Art jeweils faszinierende weibliche Charaktere herausgestellt haben. Ob es immer notwendig ist, dass die Ermittlerinnen selbst so viel Balast aus ihrem bisherigen Leben mit sich herumschleppen, darüber kann man vermutlich trefflich streiten - bei den skandinavischen Krimis finde ich es aber irgendwie immer passend, das hier Charaktere dabei sind, die schon so einiges erlebt haben. Der Fall selbst war in meinen Augen auch sehr gut konstruiert und spannend erzählt. Ich bin sehr gespannt, wie es mit dem doch recht ungleichen Ermittler*innenduo weitergeht.

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Louis Bayard "Der denkwürdige Fall des Mr. Poe"

Der ehemalige New Yorker Polizist August Landor hat die Stadt und seinen Job hinter sich gelassen. Auf ärztlichen Rat hin, sucht er Erholung und ein gesundes Umfeld auf dem Lande. Dann jedoch wird in der nahegelegenen Militärakademie West Point ein toter Kadett gefunden: aufgehängt und mit entferntem Herzen. Die Akademie steht ohnehin schon politisch unter Beschuss, da kommt ein Todesfall völlig ungelegen. Landor, der für seine Ermittlungserfolge berühmt ist, soll den Fall so schnell wie möglich klären. Doch dem Ex-Polizisten fällt es schwer, in der Akademie zu ermitteln, in der er als Außenstehender sofort erkannt wird. Schließlich wird Landor ein Gehilfe zugestanden und er sucht sich einen Kadetten aus, der zwar mysteriös wirkt, ihm aber durch seine gute Beobachtungs- und Kombinationsgabe aufgefallen ist: Edgar Allen Poe. Ihre Ermittlungen schreiten langsam voran, dann passiert sogar ein zweiter Mord. Immer mehr Hinweise deuten auf okkulte Praktiken in West Point und Landor kann die Augen nicht mehr davor verschließen, dass auch sein Schützling Poe zum Kreis der Verdächtigen gehört...

Das Buch ist ein faszinierender und sehr gut geschriebener historischer Krimi. Ich habe anfangs ein wenig gebraucht, um in die Geschichte hineinzufinden, wobei mein Eindruck ist, dass es vor allem die Sprache war, die sich für mich als sperrig herausgestellt hat, ohne dass ich genau sagen könnte, woran das gelegen hat. Gekauft habe ich das Buch vor allem wegen des Bezugs zu Edgar Allan Poe - das hat mich einfach neugierig gemacht. Im Nachhinein hat sich nicht er, sondern der Ich-Erzähler Landor als die interessantere Figur herausgestellt und gerade den letzteren halte ich wirklich für hervorragend gelungen. Das Buch hat einen sehr überraschenden Twist am Ende und damit eine Auflösung, mit der ich überhaupt nicht gerechnet und auf die auch nicht gekommen bin. Zumal diese präsentiert wird, wenn man als Leser*in denkt, dass doch jetzt alles klar ist und sich über die vielen restlichen Seiten zu wundern beginnt. Ich ziehe daher sehr begeistert den imaginären Hut vor dem Autor und werde ziemlich sicher auch andere Bücher von ihm lesen. 
Das Buch ist auch verfilmt worden, leider kenne ich die Verfilmung nicht. Aber Christian Bale als Landor scheint mir sehr passend und sicher ein zusätzlicher Grund, sich das Ganze mal anzuschauen.

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