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Buchstabensalat

Stephen King "Doctor Sleep"

Der kleine Dannie Torance ist erwachsen geworden. Doch leider haben ihn die schlimmen Ereignisse, die er als Kind im Overlock-Hotel durchleben musste, nie losgelassen und so ist er dem schlechten Vorbild seines Vaters gefolgt und ebenfalls zum Alkoholiker geworden. Dass er damit vor allem seine übersinnliche Gabe, das sogenannte Shining, eindämmen wollte, macht die Sache auch nicht besser. Erst der zufällige Aufenthalt in einer Kleinstadt erweist sich als heilsam für ihn - Daniel geht zu den Anonymen Alkoholikern und findet einen Job im örtlichen Hospiz, wo er seine Fähigkeiten gemeinsam mit dem Kater Azrael dazu einsetzt, Sterbende auf ihrem letzten Weg zu unterstützt. Als jedoch eine rätselhafte Sekte auftaucht, die es vor allem auf Kinder mit dem Shining abgesehen hat, muss Daniel ein letztes Mal alle seine Fähigkeiten einsetzen, um das Mädchen Abra vor ihnen zu retten. Dass sich der alles entscheidende Showdown ausgerecht dort abspielt, wo einst das Overlock-Hotel stand, ist Daniel allerdings keine große Hilfe...

Mit dem vorliegenden Buch schreibt Stephen King einen seiner erfolgreichsten Romane - Shining - weiter. Ich muss zugeben, dass es schon einige Jahr her ist, seit ich dieses Buch gelesen habe, interessanterweise sind mir aber die Figuren recht schnell wieder geläufig gewesen und durch die gut eingestreuten Hinweise konnte ich mich auch an den Rest der Ereignisse wieder erinnern. Mir hat es gefallen zu erfahren, was aus dem kleinen Jungen geworden ist. Auch die Idee mit der Sekte, die Kinder jagt, die das Shining besitzen, fand ich nicht so absurd und langweilig, wie ich es in manchen Kritiken gelesen habe. Ganz im Gegenteil ist Doctor Sleep für mich einer der wirklich gut gelungenen King-Romane, mit einer überzeugend konstruierten, spannenden und gut zu lesenden Geschichte. Ob man der Handlung auch folgen kann, wenn man Shining nicht gelesen hat, kann ich nicht mit absoluter Sicherheit sagen, ich vermute aber durchaus, dass dem so ist.

4
Durchschnitt: 4 (1 Bewertung)
Horch und Guck: 
 

Stephen King "Revival"

Jamie Morton ist sechs Jahre alt, als er Charles Jacobs zum ersten Mal begegnet. Der junge Pfarrer schafft es schnell, Jamie und die anderen Kinder für sich und die Religion zu begeistern. Jacobs Faszination für Elektrizität finden die Kinder zwar etwas merkwürdig, ansonsten haben aber bald alle die Pfarrersfamilie in ihr Herz geschlossen. Ein schrecklicher Unfall, bei dem Jacobs Frau und sein Sohn sterben, verändert jedoch alles. Nach einer Predigt, in der Jacobs seinen nicht mehr vorhandenen Glauben kundtut, muss der Pfarrer die Stadt verlassen. Viele Jahre später - aus Jamie Morton ist inzwischen ein guter, aber wegen seiner Drogensucht nur leidlich erfolgreicher Rockmusiker geworden - trifft er wieder auf Charlie Jacobs. Der ehemalige Pfarrer tritt jetzt auf Jahrmärkten auf - und behauptet Jamie mittels Elektrizität von seiner Sucht heilen zu können. Als er darauf eingeht, ahnt Jamie nicht, welche Folgen diese Entscheidung haben wird. Der Versuch gelingt tatsächlich, was Jamie in einem Schuldverhältnis an Jacobs bindet. Es wird Jahre dauern, bis Jamie erkennt, dass Jacobs Heilungen nicht ohne Folgen bleiben - und das der ehemalige Pfarrer die Pforte in eine jenseitige Welt aufgestoßen hat, die jedoch so gar nichts mit der christlichen Vorstellung vom Himmel gemein hat...

Nach langer Zeit habe ich mal wieder an einen King-Roman gewagt. Revival ist einer der neueren - entstanden nachdem der Autor seine Alkoholabhängigkeit erfolgreich bewähltigt hat. Ich finde diesen Sachverhalt merkt man seinen Büchern deutlich an. Es gab eine längere Phase zwischendrin, in denen ich seinen Büchern nicht mehr so viel abgewinnen konnte wie früher. Bei diesem Buch hier ist das anders. King gelingt es einen sympathischen Ich-Erzähler zu schaffen und dessen Erlebnisse und Weltsicht realistisch zu beschreiben. Die Melancholie sowohl des älteren Jamie Morton als auch seine Erinnerungen an die Kindheit wirken dabei absolut authentisch - wenn man es nicht besser wüsste, würde man meinen hier eine Autobiografie zu lesen. Der Horror in dieser Geschichte kommt eher schleichend und langsam um die Ecke. Wobei mich die Auflösung dann doch wieder etwas enttäuscht hat. King schreibt bei Lovecraft ab? - Nee, oder?

4
Durchschnitt: 4 (1 Bewertung)
Horch und Guck: 
 

Karin Slaughter "Cop Town - Stadt der Angst"

Atlanta, Georgia im Jahre 1974: Die Stadt gewöhnt sich langsam an die gesellschaftlichen Veränderungen, die sich überall in den USA zeigen. Insbesondere den weißen, männlichen Bewohnern der Stadt und unter ihnen besonders den Polizisten fallen diese Anpassungen schwer. Dass plötzlich ein Schwarzer Polizeichef geworden ist und gegen die etablierten Seilschaften vorgeht, kommt für sie einem Sakrileg gleich. Und dann beginnt auch noch ein Killer umzugehen, der es auf Cops abgesehen hat. 

Maggie Lawson ist in eine Polizistenfamilie geboren worden und ebenso wie ihr Bruder Jimmy und ihr Onkel Terry ein Cop geworden. Doch wie alle weiblichen Kolleginnen hat sie es schwer sich in der Männerwelt zu behaupten. Das muss auch Kate Murphy erfahren, die neu zur Truppe gestoßen ist. Maggie ist zunächst davon überzeugt, dass die Neue keine zwei Tage durchhalten wird, doch Kate überrascht nicht nur durch ihre Hartnäckigkeit, sondern auch durch ihre Intelligenz. Und bald sind die beiden Frauen als einzige auf der heißen Spur des Polizistenmörders. Dumm nur, dass das einigen ihrer Kollegen so gar nicht gefallen wird, was sie dabei herausfinden...

3
Durchschnitt: 3 (1 Bewertung)
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Hjorth & Rosenfeldt "Die Frauen, die er kannte"

In Stockholm geht ein Serienmörder um, bereits drei Frauen sind seine Opfer geworden. Der Modus Operandi gleicht der Vorgehensweise von Edward Hinde - doch der sitzt nachweislich im Gefängnis. Gibt es einen Nachahmungstäter oder steuert Hinde einen Nachfolger? Erst das vierte Opfer läst die Kripo das Muster hinter den Taten erkennen. Alle Frauen hatten Beziehungen mit Sebastian Bergman, der damals als Polizeipsychologe maßgeblich daran beteiligt war, Hinde zu überführen. Es sieht so aus, als wolle sich dieser nun an Bergman rächen.

2
Durchschnitt: 2 (1 Bewertung)
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Alexey Pehov "Glühendes Tor" (Chroniken der Seelenfänger 4)

Ludwig van Normayenn ist weiterhin auf der Suche nach dem Schmied der Seraphimdolche. Gemeinsam mit der Hexe Getrude, seiner Geliebten, geht er Spuren nach, die ihn immer weiter in die Verfangenheit der Bruderschaft der Seelenfänger führen. Schließlich lassen ihn Hinweise von unerwarteten Verwündeten erkennen, was der Schmied wirklich plant: Er will ein zweites Tor zur Hölle öffnen und den Dämonen noch eine Einfallschneiße in die Welt bescheren. Noch erschreckender ist allerdings zu erfahren, dass der Schmied nicht nur jahrhundertalt ist, sondern auch keine unbekannte historische Person. Dabei hat der Zwist zwischen den Seelenfängern und dem Orden der Gerechtigkeit die Menschheit um die womöglich einzige Waffe gebracht, die den Schmied hätte aufhalten können. Und während sich die furchtbare Seuche des Justirfiebers über den Kontinent ausbreitet, muss Ludwig neue Verbündete finden, denn auch Kirchenmagie und Inquisitoren können gegen den Dolchschmied nichts ausrichten...

4
Durchschnitt: 4 (1 Bewertung)
Horch und Guck: 
 

Brodi Ashton "Ewiglich... die Sehnsucht"

Nikky Beckett hat hundert Jahre im Ewigseits verbracht und dabei einem der dort lebenden Unsterblichen mit ihren Emotionen als Nahrung - eine Art Energiequelle - gedient. Überraschend für alle hat sie diesen Vorgang überlebt ohne zu altern. Doch statt das Angebot des Ewiglichen Cole anzunehmen und an seiner Seite die Herrschaft im Ewigseits an sich zu reißen, lehnt Nikky das Dasein als Ewigliche ab. Ihr droht jetzt ein qualvoller Tod in den Tunneln. Vorher bleiben ihr aber noch sechs Monate, die sie wieder in der Welt der Menschen verbringen darf. Dort sind gerade einmal drei Monate vergangen, seitdem sie verschwandt und entsprechend schwer fällt es den Menschen in ihrem Umfeld zu verstehen, was passiert ist. Zumal Nikky lieber nicht die Wahrheit erzählt und alle in dem Glaube lässt, sie wäre drogensüchtig gewesen und von zu Hause abgehauen. Am schwersten fällt Nikky jedoch das Wiedersehen mit ihrer großen Liebe Jack, an dessen Erinnerung sie sich die hundert Jahre im Ewigseits geklammert hat. Ein Missverständnis war es damals, welches Nikky dazu trieb, mit Cole zu gehen. Jetzt muss Nikky erkennen, dass sie Jack noch immer liebt - und er ebenfalls nie aufgehört hat, etwas für sie zu empfinden. Nun setzt Nikky alles daran, einen Weg zu finden, wie sie ihrem tödlichen Schicksal in den Tunneln entkommen kann... 

3
Durchschnitt: 3 (1 Bewertung)
Horch und Guck: 
 

Alan Bradley "Mord ist nicht das letzte Wort" (Flavia de Luce 8)

Flavias Heimkehr verläuft so ganz anders, als sie es sich ausgemalt hatte: Außer den Bediensteten hat sie scheinbar niemand vermisst, ihre Schwestern sind so gemein zu ihr wie immer, Cousine Undine ist nervtötend und ihr Vater liegt mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus. Ihr einziger Trost ist ihre Freundschaft zur Frau des örtlichen Pfarrers. Deren Bitte eine Botschaft zu überbringen, lässt Flavia in ihre nächsten Ermittlungen geraten. Denn sie findet den Empfänger der Nachricht nur noch tot vor und natürlich regt sich in ihr der Detektivgeist. Dieses Mal führen Flavias Nachforschungen sie nicht nur nach London, sondern auch in die Vergangenheit des Opfers und seiner Familie und zeigen schließlich, welche schreckliche Folgen gekränkter Stolz haben kann...

Flavia ist zurück - nicht nur mit dem mittlerweile achten Band der Reihe, sondern auch wieder in "good old England". Und während sie zumindest innerhalb der Familie weitestgehend auf sich allein gestellt ist, hat sie in ihren Ermittlungen mit ihrer ehemaligen Chemielehrerin zumindest eine Verbündete. Davon abgesehen reiht sich auch dieser Band in gewohnter Weise in die Reihe ein: Erzählt wird auf die bekannte unaufdringliche Weise ein eher ruhiger Kriminalfall, der vor allem von der Hauptfigur, Flavia, lebt. Doch ob es der Ich-Erzählerin nun gefällt oder nicht - sie ist tatsächlich dabei erwachsen zu werden. Und als Leserin finde ich das gar nicht mal so schlecht. Und das Ende des Buches hat es dieses Mal wieder wirklich in sich.

4
Durchschnitt: 4 (1 Bewertung)
Horch und Guck: 
 

Terry Pratchett & Stephen Baxter "Die lange Erde"

Im Jahr 2015 verändert eine zunächst unscheinbare Erfindung das Leben aller Menschen: Ein kleiner von jedem selbst zu bauender Kasten mit einem Schalter und einer Kartoffel als Energiequelle ermöglicht es in Paralleluniversen zu wechseln und unzählige Varianten der ursprünglichen Erde zu besuchen. Mit dieser Entdeckung setzt eine Wanderbewegung ein, die zuletzt mit der Eroberung des Wilden Westens in Amerika beobachtet werden konnte. Land und Rohstoffe werden in Besitz genommen, plötzlich scheinen Befürchtung, dass sich bestimmte Rohstoffe als endlich erweisen könnten, in weite Ferne gerückt. Menschen, die alternative Lebenswege favorisieren, können diese nun weit entfernt von der Zivilisation ausleben - ebenso wie jede Art von religiöser Gemeinschaft oder einfach nur nach Ruhe und Einsamkeit Suchende. Doch ist die "Lange Erde", wie das Phänomen der unzähligen Parallelwelten genannt wird, wirklich so unberührt und idyllisch wie alle denken? Gemeinsam mit der künstlichen Intelligenz Lobsang macht sich Joshua Valienté auf, die Lange Erde so weit zu erforschen, wie bisher noch kein Mensch vorgestoßen ist. Auf ihrer Reise entdecken sie nicht nur bisher unbekannte Lebensformen, sondern auch Hinweise auf eine elementare Bedrohung. Diese ist offenbar so groß, dass sie einen Großteil der nicht-menschlichen Lebewesen zu einer Flucht durch die Parallelwelten in Richtung der ursprünglichen Erde veranlast hat...

Pratchett kannte ich bischer nahezu ausschließlich als Autor der Scheibenwelt-Roman, von Baxter hatte ich vorher noch nie etwas gelesen. Daher kann ich nur sagen, dass mir in dem Buch vor allem die Handschrift Pratchetts aufzufallen scheint, der der Welt wir gewohnt mit einem Augenzwinkern den Spiegel vorhält und mit herzlich abstrusen Ideen eine neue Variante unserer Gesellschaft entwickelt. Interessanterweise passiert in dem Buch handlungstechnisch recht wenig - wenn von den Reisen durch die Parallel-Erden abgesehen wird. Diese Wechseln haben mich aber als Leserin so fasziniert, dass ich mich von dem Buch sehr gut unterhalten gefühlt habe - und definitiv auf die weiteren Bände der Reihe gespannt bin.

4
Durchschnitt: 4 (1 Bewertung)
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P.C. und Kristin Cast "House of Night - Stories" [Sammelrezension]

Lenobias Versprechen

Lenobia Whitehall wächst im Frankreich des 18. Jahrhunderts als uneheliche Tochter eines Landadeligen auf. Als ersichtlich wird, dass der örtliche Bischof ihr nachstellt, beschließt ihre Mutter sie auf ein Schiff in Richtung Amerika zu schicken. Lenobia übernimmt die Rolle ihrer kürzlich verstorbenen Halbschwester, die von ihrem Vater mit einem reichen Amerikaner verheiratet wurde, um der Familie Geld einzubringen. An Bord des Schiffes fällt es Lenobia schwer sich in ihre Rolle hineinzufinden - und dann ist da auch noch Besatzungsmitglied Martin, in den sie sich bald verliebt. Doch Lenobia muss den Schein waren, wenn sie in Sicherheit sein will - was bald nahezu unmöglich wird. Denn mit ihr an Bord des Schiffes ist auch jener Mann, wegen dem ihre Mutter sie aus Frankreich fortschickte: der Bischof ihrer ehemaligen Gemeinde...

 

3
Durchschnitt: 3 (1 Bewertung)
Horch und Guck: 
 

Walter Moers "Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr"

Prinzessin Dylia leidet an einer mysteriösen Krankheit, die sich vor allem in Form von Schlaflosigkeit manifestiert. Die Nächte ohne Schlaf führen bei der Prinzessin nicht nur zu zahllosen Gedankenexperimenten und -erfindungen, sondern auch zu einem äußerst sensiblen Hör- und Sehsinn. Doch auch diese Symptome können Dylia nicht vor dem wapnen, was sich eines Nachts ereignet: Ein Nachtmahr sucht sie in ihrem Schlafzimmer heim. Hazardius Opal, wie er sich nennt, will ihr nicht nur Alpträume bescheren, sondern sie - wie er völlig unumwunden zugibt - in den Wahnsinn treiben. Einen Ausweg aus dieser Situation scheint es nicht zu geben, denn einen Nachtmahr wird man nur wieder los, wenn man stirbt. Dylia gelingt es jedoch, Opal zu einer Reise zu überreden, bevor er sein zerstörerisches Werk beginnt. Und so machen sich die Prinzessin und der Nachtmahr auf in Dylias Gehirn - hin zu dessen dunklem Zentrum: der Amygdala...

Endlich ein neuer Zamonien-Roman von Walter Moers. Eigentlich hatte ich ja auf den dritten Teil der Serie um Hildegunst von Mythenmetz und seine Abenteuer in Buchhain gewartet, aber man nimmt ja, was man kriegen kann. Das soll keine Abwertung sein. Moers ist mit dem vorliegenden Buch eine sehr unterhaltsame Geschichte gelungen, die offensichtlich von der Krankheit seiner Illustratorin inspiriert ist. Er beginnt sich mit den Leser_innen auf eine phantasievolle Reise in die Welt der Gedanken und Erinnerungen, immer angereichert mit dem faszinierenden Sprachspiel um Worte, Wortbedeutungen und Wortneuschöpfungen. Allein das Adjektiv aus dem Titel "alptraumfarben" macht schon deutlich, wo die Reise hingeht, wie eine Freundin von mir sehr zutreffend anmerkte. Davon abgesehen passiert handlungstechnisch nicht viel - doch das mindert den Spaß am Lesen keineswegs. Daher das Fazit: Für Moersfans eine echte Empfehlung; wer den Einstieg nach Zamonien sucht, sollte vielleicht doch besser mit dem 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär oder Der Stadt der träumenden Bücher anfangen.

4
Durchschnitt: 4 (1 Bewertung)
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